Unterföhring:Zaun der Hoffnung

zuheir darwish

Daumen nach oben: Zuheir Darwish und seine Vereinskollegen wollen dem Virus trotzen, indem sie ihm kreatives Schaffen entgegensetzen.

(Foto: Privat)

Verein "Baum der Hoffnung" lädt ein, am Zindlerhaus Bilder zu befestigen

Von Udo Watter, Unterföhring

Als Künstler ist man oft Solitär, das einsame Genie im Schaffensrausch ist ein beliebtes Klischee. Kunst braucht freilich auch Öffentlichkeit, schafft kollektive Erlebnisse, zieht eine Gemeinschaft durch ihre universelle Kraft in den Bann. In Zeiten da die Distanz, der angemessene Abstand zu anderen Wesen den Grad des sozialen Verhaltens bestimmt, haben sich die Mitglieder des Unterföhringer Vereins "Baum der Hoffnung", der primär Flüchtlinge im Nordirak unterstützt, eine hübsche, verbindende Idee einfallen lassen: Sie fordern kleine und große Kreative im Ort (und darüber hinaus) auf, ihre Werke - Bilder, Malereien oder Basteleien - zum Zindlerhaus, Am Bahnhof 2, zu bringen und sie dort am Zaun zu befestigen. "Malt und schreibt auf, was euch bewegt in dieser schwierigen Zeit. Zeigt, dass wir trotz social distancing zusammenstehen", heißt es in einer Erklärung des Vereins.

Hinter der Idee stecken Christian Stock sowie Zuheir Darwish, selbst bildender Künstler sowie Gründer des Vereins. "Wir wollen etwas Hoffnungsvolles in die Welt setzen, eine Perspektive aufzeigen" sagt der im syrischen Qamishlo geborene Kurde. Es geht um "ein Zeichen für Gemeinschaft und Solidarität. Wir trotzen dem Virus und setzen ihm unser künstlerisches Schaffen entgegen". Angeregt werden sollen Kinder und Eltern, Singles und Familien "mit einfachsten Materialien wie Tüchern, kleinen Planen oder Stoffresten und ein bisschen Farbe" etwas zu schaffen, was kreative Freiheit entfaltet, Gedanken und Gefühle symbolisiert. Natürlich sollen die Arbeiten "regenfest" sein, wie Darwish betont. Schließlich soll das Werk ja als bunter, kreativer Zaungast länger vor dem Zindlerhaus hängen: Der Baum der Hoffnung ("Tree of Hope") schafft quasi einen Zaun der Hoffnung ("Wall of Hope") mittels Kunst ("Art of Hope").

Wenn die Zeiten wieder besser geworden sind und man sich auch wieder näher kommen darf, soll es zudem eine Finissage geben, bei der über die einzelne Werke und die jeweiligen Motivationen und Inspirationen gesprochen werden soll. Aber vor allem "wollen wir dann zusammen feiern", erklärt Zuheir Darwish.

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