Mini-Volksfest in Unterföhring:Der Versuchsballon steigt

Mini-Volksfest in Unterföhring: Mit Dirndl und Maske geht es seit Freitag in Unterföhring zu dem Mini-Volksfest "Sommer dahoam".

Mit Dirndl und Maske geht es seit Freitag in Unterföhring zu dem Mini-Volksfest "Sommer dahoam".

(Foto: Robert Haas)

Unter dem Motto "Sommer dahoam" geht in Unterföhring seit Freitag ein abgespecktes Volksfest über die Bühne. Von dem Erfolg hängt ab, ob weitere derartige Veranstaltungen im Landkreis trotz der Corona-Pandemie möglich sind.

Von Tatjana Tiefenthal, Unterföhring

Ein Fest mit Fahrgeschäften - das wirkt nach eineinhalb Jahren Zwangspause fast surreal. Wer den Festplatz in Unterföhring betritt, wo seit Freitag und noch bis einschließlich kommenden Sonntag der "Sommer dahoam" stattfindet, steht direkt zwischen Verkaufsständen mit Süßigkeiten und kann sich entscheiden: Links lockt ein Biergarten, rechts der "Freizeitbereich". Beide Areale sind umzäunt und haben einen geregelten Einlass, vor der Gabelung ist ein Testzentrum aufgebaut, vor dem sich am Samstagnachmittag eine Schlange gebildet hat.

Zwischen den Buden gelten die gewohnten AHA-Regeln, im Biergarten und bei Autoscooter und Kettenkarussell muss eine Impfung oder ein negativer Test nachgewiesen werden. Im Biergarten müssen zusätzlich die Kontaktdaten angegeben werden, da am Tisch die Maske abgenommen werden kann. Überall sonst ist das Tragen der Maske Pflicht. "Die Anzahl der Impfungen und der Tests sind im Großen und Ganzen ausgeglichen", erzählt ein Mitarbeiter vom Security-Dienst, der am Eingang zuständig ist. "Einige müssen einen Test machen, weil sie ihren Impfausweis vergessen haben. Die App benutzt kaum jemand." Im Allgemeinen hielten sich die Menschen an die Maskenpflicht - zumindest solange sie nüchtern sind.

Mini-Volksfest in Unterföhring: Wer keinen Impfnachweis hat, muss sich vor dem Betreten des Biergartens oder Fahrgeschäfte einem Corona-Test unterziehen.

Wer keinen Impfnachweis hat, muss sich vor dem Betreten des Biergartens oder Fahrgeschäfte einem Corona-Test unterziehen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ursprünglich war für das Volksfest light keine Testpflicht vorgesehen, doch die Regierung von Oberbayern forderte diese. Grund ist die Größe des Festplatzes. Die Veranstaltung habe einen "volksfestähnlichen Charakter", so die Behörde, und Volksfeste sind wegen der Corona-Pandemie trotz aktuell niedriger Inzidenzwerte in Bayern weiterhin nicht erlaubt. "Wir haben mit dem Landratsamt verhandelt, um eine Genehmigung zu erhalten", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer, der am Freitag mit zwei Schlägen das erste Fass angezapft hat. Der "Sommer dahoam" gilt als Pilotprojekt. Vom Gelingen hängt ab, ob es im Landkreis zukünftig weitere Veranstaltungen dieser Art geben wird. Andere Gemeinden hatten ihre Feste im Gegensatz zu Unterföhring abgesagt.

"Hauptaugenmerk beim Erstellen der Konzepte ist immer die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung", sagt Veranstalter Christian Fahrenschon. "Kein Unternehmer ruft etwas ins Leben, dass als Folge seinem Unternehmen schadet." Fahrenschon ist Reisegastronom und Schausteller. Ihn stören die uneinheitlichen Regeln, die für Veranstaltungen gelten: "Jeder Landkreis kocht sein eigenes Süppchen. Es fehlt eine führende Hand und bürgerverständliche Auflagen." Dadurch habe es am Eröffnungstag viele Rückfragen gegeben.

Mini-Volksfest in Unterföhring: Ob beim Autoscooter oder Kettenkarussell: Überall gelten die AHA-Regeln.

Ob beim Autoscooter oder Kettenkarussell: Überall gelten die AHA-Regeln.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bürgermeister Kremmelmeyer kann sich trotz des hohen Aufwands vorstellen, auch in Zukunft solche Veranstaltungen umzusetzen: "Wenn es ein Hygienekonzept gibt, dass Hand und Fuß hat, dann machen wir das." Kritiker gebe es natürlich, aber alles sei mit dem Infektionsschutz und gesundem Menschenverstand abgewogen worden. Fahrenschon ruft dazu auf, sich impfen zu lassen: "Wenn wir alle geimpft sind, können wir auch wieder normal feiern." Patrik Schüle, der an diesem Samstag mit seiner Familie das Fest besucht, stört das nicht. "Man ist das Testen ohnehin schon gewöhnt", sagt er, der mit seinen Kindern zum bunten, blinkenden Karussell mit den Feuerwehr- und Polizeiautos will.

"Es ist primär ein Familienfest", bestätigt Fahrenschon. Das Angebot sei wegen der Corona-Regeln abgespeckt worden, so gebe es kein Feuerwerk. Neben dem Kinderkarussell, einem Autoscooter und einem Kettenkarussell gibt es gerade einmal einen Schieß- und einen Dartstand.

Mini-Volksfest in Unterföhring: Am Tisch im Biergarten darf der Mund-Nasen-Schutz vorübergehend abgenommen werden.

Am Tisch im Biergarten darf der Mund-Nasen-Schutz vorübergehend abgenommen werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Es ist das zweite Mal, dass wir unsere Attraktionen wieder aufstellen können", erzählt Alexander Diebold. Er ist Betreiber des Kettenkarussells und des Schießstandes. Während des Lockdowns musste er sich eine andere Arbeit suchen und ist nun sehr froh, wieder seinem eigentlichen Gewerbe nachgehen zu können. "Schausteller ist eine Passion. Es ist kein Beruf, es ist eine Berufung", erzählt er. Finanziell lohnten sich auch die kleinen Feste. Die Menschen seien regelrecht ausgehungert und freuten sich auf die kleinen Attraktionen. "Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, dass es wieder weitergeht."

Der Sommer dahoam dauert noch bis Sonntag, 18. Juli. Geöffnet ist Montag bis Samstag von 12 bis 23 Uhr, am Sonntag von 11 bis 23 Uhr.

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