Filmfestival in Unterföhring:Nicht nur die „Moviebande“ hofft auf einen Preis

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Gleich mit drei Beiträgen ist die „Moviebande“ der Grundschüler aus Nördlingen vertreten. (Foto: privat)

An der Volkshochschule in Unterföhring finden nächstes Wochenende die 46. Bayerischen Amateur-Filmfestspiele statt. Zu sehen sind 35 Beiträge - eingereicht von Grundschülern und erfahrenen Hobby-Regisseuren.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Ruckelnd bewegen sich der kleine Playmobil-Igel und sein Freund, der Waschbär, durch die handgemalte Filmkulisse und machen an einem Teich Halt, in dem gleich zwei Zigarettenstummel schwimmen. „Stopp, das Wasser ist vergiftet!“, spricht eine Kinderstimme den Dialog zwischen den Tieren. Die beiden Vierbeiner fliehen schließlich aus der verschmutzten Stadt in den Wald, doch auch dort hat die Playmobil-Menschheit ihr Unwesen getrieben: In einem Mandarinen-Netz zuckt hilflos eine gefangene Krähe, auf dem Boden aus grünem Pappkarton sind Kippen und Papierschnipsel verstreut.

„Auf der Suche nach dem kleinen Paradies“ - so heißt dieser rund sechsminütige Trickfilm des pensionierten Lehrers Dieter Scholz und seiner Grundschul-Filmgruppe „Moviebande“. Ein halbes Jahr lang haben die vier Kinder der Grundschule Nördlingen Mitte, Jan Braun, Emma Gramm, Mariella Uhl und Greta Wundel, an dem Film mit einer sogenannten Stop-Motion-Technik gearbeitet. „Sie haben für jeden Frame jede einzelne Figur umgestellt, ein Foto geschossen und das dann aneinander gebastelt“, erzählt Lehrer Scholz. Das Werk ist bereits mehrfach prämiert, unter anderem mit dem zweiten Platz beim deutschen Jugendvideopreis. Auf eine weitere Auszeichnung hoffen Scholz und seine „Moviebande“ nun bei den 46. Bayerischen Amateur-Filmfestspielen, die von 21. bis 23. Februar an der Volkshochschule in Unterföhring stattfinden.

Das Festival, bei dem Hobby-Regisseure ihr Können unter Beweis stellen dürfen, veranstaltet der Landesverband Film und Video Bayern (LFVB) seit 1978. Insgesamt 35 Filme beteiligen sich heuer an den Festspielen auf Landesebene, die nun öffentlich an der Volkshochschule Unterföhring stattfinden. Es ist gleichermaßen Vorführ-Wochenende wie Wettbewerb: Neben Input von einer Fachjury und teuren Porzellantrophäen geht es für die Semiprofessionellen auch um die Qualifikation für das Bundesfilmfestival. Den Hauptpreis, den „Großen Bayerischen Löwen“, stiftet seit jeher der amtierende Ministerpräsident des Freistaates; zudem vergibt der LFVB vier „Kleine Löwen“ sowie einen Publikums- und Jugendpreis.

„Das Wort ‚Amateur‘ bedeutet ‚Liebhaber‘ - und wir sind alle Filmliebhaber“, sagt der LFVB-Präsident Adalbert Becker. Die bayernweit verstreuten 126 Mitglieder seien jedoch keine Laien, auch wenn sie das Filmhandwerk weder als Beruf gelernt haben, noch ihr Geld damit verdienen. „Alles, was sie an Filmgestaltung machen, ist selbst beigebracht“, so Becker. Seiner Meinung nach sind viele der Filme dennoch „qualitativ ähnlich“ zu denen der Profis – anders als bei schnellen Social-Media-Clips machten sich die Hobby-Regisseure teils monatelang Gedanken um Drehbücher, Dramaturgie, Belichtung, Kameraführung, Schnitt. „Wir haben wirklich Anspruch: Bei uns ist Qualität ganz oben.“

Bis zu 20 Minuten können die Festival-Filme maximal lang sein, ansonsten sei der Fantasie der Hobby-Regisseure keine Grenzen gesetzt, so Becker. „Der Vorteil des Amateurs ist, dass er beliebig Zeit hat, und er kann filmen, was er will.“ Entsprechend bunt gemischt seien die Themen und Genres, welche jedes Jahr bei den Filmfestspielen auftauchten; von Dokumentar- bis Spielfilm, vom Fantasy- bis zum Familienstreifen.

Die „Moviebande“ von Dieter Scholz tritt heuer mit gleich drei Werken an: In der Einzelproduktion „Wie der Hase zum Osterhasen wurde“ des Grundschülers Lasse Geiger etwa schämt sich ein Hase, der aus Versehen in eine Hühnerfamilie hineingeboren wird, für seine bunten Eier und beginnt, sie überall zu verstecken. Der dritte Streifen mit dem Titel „Überleben“, ein Spielfilm gedreht in einer alten Kaserne in Donauwörth, handelt von drei Bewohnern eines sterbenden Planeten, die sich auf die Suche nach einer neuen Welt machen müssen.

Selbst gebaute Puppen sind im Beitrag von Angela Brüch zu sehen. (Foto: privat)

Auch Angela Brüch aus Germering hat schon „viel gefilmt“, wie sie sagt. Beim Bayerischen Filmfestival ist sie heuer zum ersten Mal dabei, dafür gleich mit zwei Werken. Für ihre Dokumentation über die gehörnte Mauerbiene habe sie einen Frühling über die Vorgänge im Bienenhotel ihrer Terrasse mit der Handykamera begleitet: das Schlüpfen der Insekten, ihre Paarungstänze, das Eierlegen. Ihre zweite Produktion ist ihr zufolge ein Gruppenwerk mit zwei weiteren Münchner Kreativen, in der sie selbstverfasstes Märchen verfilmt. Statt Schauspielern bewegen sie darin selbstgebaute Puppen per Hand. „Geschnitten haben wir den Film bei mir zu Hause vor dem Fernseher“, sagt Brüch.

Im Gegensatz dazu ist Reiner Urban ein „alter Hase“ bei den Filmfestspielen des LFVB - der 79-Jährige beteiligt sich nach eigenen Worten seit 1983 und gewann mit seinen Filmen in den unterschiedlichsten Kategorien so schon zweimal den Hauptpreis sowie 16 der kleinen Porzellanlöwen. Auch heuer tritt er wieder an, unter anderem mit einer historischen Dokumentation des dienstältesten Flugzeugträgers der US-Navy, der USS Midway. Sein Film sei eine Collage, erzählt er – unter anderem aus Aufnahmen von dem mittlerweile zum Museumsschiff umgebauten Kriegsvessel in San Diego, Zeitzeugen-Interviews und Reisebildern von Vietnam und in den Irak, wo die Midway einst stationiert war.

In Unterföhring machen die Bayerischen Filmfestspiele nun zum ersten Mal halt; im vergangenen Jahr wurden dort an der Volkshochschule bereits die Vorstufe, das Landesfilmfestival, ausgerichtet. Möglich macht das eine Kooperation mit der dortigen VHS. Aus finanziellen Gründen sind die beiden Wettbewerbe heuer zusammengelegt worden. „Wir sind Amateure, wir haben kein Geld, wir machen alles ehrenamtlich“, sagt LFVB-Präsident Adalbert Becker. Umso mehr hofften er und die Hobby-Regisseure über zahlreiches, interessiertes Publikum am Wochenende – der vorgezogenen Bundestagswahl zum Trotz.

Die Vorführungen laufen am Freitag, 21. Februar, von 16 bis 20 Uhr sowie am Samstag, 22. Februar, von 9 bis 19.30 und am Sonntag, 23. Februar, von 9 bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei. Für die Verpflegung steht ein Foodtruck bereit. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.film-festspiele.de/2025/index.php.

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