Süddeutsche Zeitung

Unterföhring:Aus für den Sportpark

Die Mediengemeinde begräbt ihr Zukunftsprojekt. Sinkende Einnahmen infolge der Corona-Krise und immer weiter steigende Baukosten geben den Ausschlag. Dabei hat man schon 20 Millionen Euro investiert.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Paukenschlag in Unterföhring: Der geplante Sportpark an der Mitterfeldallee gegenüber dem Schulcampus ist Geschichte. Der Gemeinderat ist in seiner Sitzung am Donnerstagabend der Empfehlung des Finanzausschusses gefolgt und hat gegen die Stimmen von CSU-Fraktionschef Manfred Axenbeck und Günter Peischl (PWU) das 100-Millionen-Vorhaben beerdigt. Hintergrund sind die unsichere Finanzentwicklung sowie die Lage auf dem Bausektor mit Materialknappheit und stark steigenden Preisen, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) erläuterte.

"Es wäre ein Wunder, wenn sich Bauprojekte im vorgegebenen Kostenrahmen realisieren lassen würden", sagte er. Eine solche Investition sei "ein großes Wagnis", von den Unterhaltskosten ganz zu schweigen, so Kemmelmeyer. Der Sparwille scheint nun also auch im bislang so reichen Unterföhring angekommen zu sein. Der Schritt sei allen sehr schwer gefallen, aber "wir können uns den Sportpark nicht leisten und unterhalten". Zumal die Kommune weitere große und teure Bauvorhaben am Laufen hat, wie zum Beispiel das neue Feuerwehrhaus, den Bauhof, die Sanierung der Grundschule sowie das neue Rathaus in der künftigen Ortsmitte in Bahnhofsnähe und die Errichtung von erschwinglichen Wohnungen. Deshalb müsse Unterföhring jetzt sehen, "dass uns das Geld nicht ausgeht", so der Bürgermeister. Auf dieser Basis müsse man das Projekt Sportpark stoppen und einstellen. Planer und Architekten sollen nach Angaben der Rathausverwaltung nun also "schlussrechnen".

Was wird aus dem Lernschwimmbad?

Allerdings hat die Gemeinde für die Planungen des Sportparks, in dem ein öffentliches Hallenbad samt Gaststätte und Sauna sowie Sportanlagen für diverse Sportvereine hätten entstehen sollen, und die vorbereitenden Erdarbeiten auf dem fraglichen Grundstück südlich der Mitterfeldallee bereits knapp 20 Millionen Euro ausgegeben. Dass die Gemeinde damit bereits eine enorme Summe buchstäblich in den Sand gesetzt hat, sieht Kemmelmeyer nicht so: "Das ist kein rausgeschmissenes Geld", versicherte er, da das Gelände durch den Aushub von kontaminiertem Material und Altlasten befreit worden sei. Diese "Kraterlandschaft", vor der eine große Bautafel mit einer Simulation des Sportparks steht, soll seinen Worten zufolge schon bald egalisiert und modelliert werden. Dem vom örtlichen Schwimmverein bei der Bürgerversammlung Ende Oktober beantragten Lernschwimmbad wollte der Bürgermeister keine komplette Absage erteilen. "Da müssen wir schauen, ob es doch gehen könnte", sagte Kemmelmeyer und sah dabei nicht wirklich hoffnungsfroh aus.

CSU-Mann Axenbeck lobte zwar die Weitsicht des Finanzausschusses, der in der ersten Runde der Haushaltsberatungen zu dem Schluss gekommen ist, den Sportpark aus Spargründen auf den Prüfstand zu stellen. Er plädierte jedoch dafür, das Projekt nicht ganz zu begraben, "sondern weiter abzuspecken" und nur abschnittsweise zu bauen. Auf Hallenbad, Tiefgarage und Vereinsheim könne man gut und gerne verzichten. "Unterföhring wartet seit 30 Jahren auf diesen Sportpark", erinnerte Axenbeck und warnte davor, die Planer bereits jetzt mit einer Schlussrechnung ziehen zu lassen und so knapp zwölf Millionen Euro für Entwürfe und Arbeiten abzuschreiben. Besser sei es, ein bis zwei Jahre lang zu warten, und dann noch einmal zu überlegen, wie das Projekt in kleinerer Form günstiger zu realisieren sei. Bürgermeister Kemmelmeyer und die Mehrheit im Gemeinderat wollten sich von Axenbecks Argumentation allerdings nicht überzeugen lassen.

Die Planungen für den neuen Sportpark an der Mitterfeldallee vis-à-vis des Unterföhringer Schulcampus standen von Anfang an unter keinem guten Stern. Wegen ausufernder Kosten hatte der Gemeinderat nach einem Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion bereits Mitte Mai 2018 für das Vorhaben einen Baustopp verhängt, im Oktober desselben Jahres schnurrten die Planungen dann zusammen, Ende 2019 folgten nach einer neuerlichen Erhöhung der Ausgaben ein Kostendeckel von 100 Millionen Euro und im März 2020 schließlich die Baugenehmigung. Jetzt ist der Sportpark in Unterföhring perdu.

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SZ vom 13.11.2021/belo
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