Unterföhring:Sohn tötet vier Jahre nach der Mutter auch den Vater

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Ein psychisch kranker Mann hat auf seinen Vater eingestochen. In der Nacht zum Donnerstag erlag dieser seinen Verletzungen. Vor vier Jahren hatte der Täter bereits seine Mutter erstochen.

S. Wimmer

In Unterföhring hat sich am Dienstagabend ein tragisches Familiendrama abgespielt: Ein an schizophrener Psychose leidender 25-Jähriger verfolgte seinen Vater mit einem Küchenmesser und versetzte ihm mehrere lebensbedrohliche Stiche. Der psychisch Kranke hatte vor vier Jahren ebenfalls vor seinem Elternhaus in Unterföhring seine Mutter mit Stichen in den Rücken verletzt, sie war wenig später im Krankenhaus verstorben. Auch der 57-jährige Vater des Täters wurde in ein Krankenhaus gebracht - dort erlag er in der Nacht auf Donnerstag seinen Verletzungen.

Der Vater flüchtete vor seinem Sohn in das Unterföhringer Lokal "Neuwirt", wo der Täter überwältigt wurde. (Foto: Renate Schmidt)

Er habe Angst gehabt, dass seine Mutter ihn vergiften wolle, begründete der damals 21-Jährige vor der Jugendkammer des Landgerichts München den Angriff auf die 50-Jährige im Vorgarten des Unterföhringer Wohnhauses im Jahr 2006. Die Frau wollte ihren Sohn gerade zum Arzt fahren, als er ihr unvermittelt ein Messer in den Rücken rammte. Der Vater rannte aus dem Haus, entriss dem Sohn das Messer und sperrte ihn bis zum Eintreffen der Polizei im Bad ein.

Am Montagabend wurde der Vater nun selbst Opfer seines mittlerweile 25-jährigen Sohnes: Der junge Mann, der in einer therapeutischen Wohngruppe lebt, kam offenbar unangemeldet zu Besuch. Aus unbekannten Gründen gerieten die Männer gegen 17.45 Uhr in Streit, plötzlich packte der Sohn ein Küchenmesser und stach auf den 57-Jährigen ein. Dieser flüchtete aus dem Haus und rannte in die benachbarte Gaststätte Neuwirt an der Münchner Straße. Dort hielt er die Türe zu dem gut besuchten Wirtshaus zu, der Sohn konnte sie jedoch weit genug aufdrücken, um erneut auf den Vater einzustechen. Ein Mitarbeiter der Gaststätte schlug dem Angreifer schließlich das Messer aus der Hand und überwältigte ihn. Der 25-Jährige ließ sich wenig später widerstandslos von der Polizei festnehmen. "Er hat die Tat gestanden, zum Motiv macht er bislang keine Angaben", sagt Markus Kraus von der Mordkommission.

Bereits im Jahr 2004 war bei dem mutmaßlichen Täter eine schizophrene Psychose diagnostiziert worden. Als Ärzte 2006 die Tablettendosis reduzierten, griff der Auszubildende seine Mutter an. Das Landgericht ordnete im Dezember 2006 eine Unterbringung des Schuldunfähigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Nach ärztlichen Gutachten wurde dort langsam der Vollzug gelockert. Der 25-Jährige erhielt Freigang und bezog, nachdem es keine Zwischenfälle gab, im September 2010 eine therapeutische Wohngruppe. Er traf sich regelmäßig mit seinem Vater. Nach einem ersten psychiatrischen Kurzgutachten wird die Staatsanwaltschaft Antrag auf einen Unterbringungsbefehl stellen, sagte Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger.

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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