Süddeutsche Zeitung

Unterföhring:Seilbahn ins Gewerbegebiet

Lesezeit: 2 min

Sollte München eine Seilbahn über dem Frankfurter Ring errichten, möchte Unterföhring diese gerne bis in sein Gewerbegebiet fortführen. Der MVV ist von der Idee angetan.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Straßen sind verstopft, S- und U-Bahnen proppenvoll und selbst Linienbusse kommen wegen langer Staus nicht voran: Mit einer Seilbahn als weiteres Transportmittel im öffentlichen Nahverkehr würden sich diese Beschwernisse zwar nicht in Luft auflösen, die für viele Pendler unerträgliche Situation, Stunden im Stau oder an überfüllten Bahnhöfen und Haltstellen zu verlieren, könnte sich aber entspannen. Das sieht man in München so, wo aktuell eine Machbarkeitsstudie für eine Gondelbahn über dem Frankfurter Ring erstellt werden soll, und auch die Unterföhringer könnten einem Gondelprojekt einiges abgewinnen.

Wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) am Mittwochabend beim Wirtschaftsgespräch der Gemeinde vor mehr als 200 Gästen sagte, könnte er sich vorstellen, die Seilbahn am Frankfurter Ring, die auf einer Länge von viereinhalb Kilometern die U-Bahnstationen Oberwiesenfeld und Studentenstadt verbindet, über die Isar bis nach Unterföhring fortzuführen - im besten Fall bis ins Gewerbegebiet der Medienkommune, in dem mehr als 22 000 Beschäftigte arbeiten. "Wir haben Ende Oktober unseren Hut in den Ring geworfen", berichtete Kemmelmeyer, der darauf baut, an den Gesprächen zwischen der Stadt München und dem Freistaat beteiligt zu werden.

Machbarkeitsstudie ist geplant

Seit Juli wird das Seilbahn-Projekt für den Frankfurter Ring in München diskutiert. Vielleicht schon 2025, so wünscht sich das Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), könnten über der Hauptverkehrsader Gondeln schweben. Eine Seilbahn würde etwa nur ein Zehntel einer U-Bahn und die Hälfte einer Tram kosten, und wenn sie als Verkehrsmittel nicht angenommen würde, könne sie vergleichsweise einfach ab- und woanders wieder aufgebaut werden, heißt es von den Herstellern der Bahn. Für München soll nun zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, 2019 müsste dann der Stadtrat eine vertiefende Planung beschließen, dann folgt das Baugenehmigungsverfahren.

Markus Haller, Bereichsleiter Konzeption beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und Referent beim Wirtschaftsempfang, teilt das Interesse an Seilbahnen und sieht gute Chancen, "dass Unterföhring dabei sein könnte - als erste Strecke im Landkreis München". Haller sieht in Seilbahnen, wie sie nun in München und Umgebung diskutiert werden, "ein zusätzliches Element im Nahverkehr".

Zeitplan für den Föhringer Ring

"Ich hoffe, dass wir im ersten Quartal etwas von der Stadt hören werden", sagte Bürgermeister Kemmelmeyer und erinnerte an die erfolgreiche Kooperation von Unterföhring und München beim vierspurigen Ausbau des Föhringer Rings. Nach den Worten des Rathauschefs sieht der Zeitplan einen Start der Rodungen für Februar vor.

Bereits 2020/21 soll die neben der alten Herzog-Heinrich-Brücke neu errichtete Querung von Isar und Isarkanal fertig sein, über die dann Verkehr laufen soll, wenn der marode Übergang durch einen Neubau ersetzt wird; 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein. Unterföhring setzt sich derzeit massiv dafür ein, dass beim Ausbau des Föhringer Rings die Anbindung an die Autobahn A 9 so gestaltet wird, "dass es nicht dort den nächsten Flaschenhals gibt, der wieder Staus und Behinderungen verursacht", so Kemmelmeyer.

Pendlernetz Unterföhring

Unter diesen leiden Bewohner Unterföhrings und die Mitarbeiter der zahlreichen Firmen im Gewerbegebiet ganz besonders. Und weil Not erfinderisch macht, hat die Allianz, mit mehr als 8000 Beschäftigten das größte Unternehmen am Ort, Anfang Oktober eine Initiative gestartet: Unter www.unterfoehring.pendlernetz.de können Mitfahrgelegenheiten zur Arbeit in Unterföhring und wieder zurück gebucht werden, "damit nicht jeder allein im Auto sitzt und sich die Pendler vernetzen", sagte Kemmelmeyer. Für Unterföhring sei jedes Auto weniger ein Gewinn. Deshalb werde man auch weiterhin auf den Einsatz von Langzügen bei der S-Bahn drängen.

Laut Zusagen von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sollten diese schon seit Januar verkehren, was nicht der Fall ist. Jetzt sollen sie im erst Laufe des nächsten Jahres kommen, aber nur dreimal frühmorgens Unterföhring anfahren. "Das ist ein Witz, das werden wir nicht hinnehmen, wir als Gemeinde nicht und auch die Unternehmen nicht", kündigte Kemmelmeyer an.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4213149
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 16.11.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.