SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 6:Lautlos durch Unterföhring

SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 6: Der Unterföhringer Ortsbus soll von Dezember an als erste Linie im Landkreis München mit Elektrofahrzeugen bedient werden.

Der Unterföhringer Ortsbus soll von Dezember an als erste Linie im Landkreis München mit Elektrofahrzeugen bedient werden.

(Foto: Robert Haas)

Auf der Ortslinie wird gerade der Einsatz eines Elektrobusses getestet. Weil andere Verkehrsteilnehmer ihn nicht hören, muss Fahrer Georgios Dogantzalis am Steuer besonders vorsichtig sein.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Das Aufladen ist wenig spektakulär: Georgios Dogantzalis öffnet das kleine Fenster an der Außenseite des Busses, nimmt den großen Stecker aus der Ladestation, schiebt ihn in die Buchse und zückt eine Art Scheckkarte mit Code, um den Stromfluss in Gang zu setzen. Jetzt können die Batterien Saft bekommen. Die Ladestation an der Straßäckerallee in Unterföhring gehört zum Pilotprojekt des Landkreises München. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird dann die erste Elektrobuslinie im MVV-Regionalverkehr ihren Dienst aufnehmen, und zwar in Unterföhring. In den vergangenen Wochen sind dort die strombetriebenen Ortsbusse bereits im Probebetrieb unterwegs gewesen. Um zu testen, wie es läuft.

SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 6: Im Probebetrieb hat Fahrer Georgios Dogantzalis gute Erfahrungen gemacht.

Im Probebetrieb hat Fahrer Georgios Dogantzalis gute Erfahrungen gemacht.

(Foto: Robert Haas)

Für Georgios Dogantzalis sind die Fahrten durchaus spannend, wie er sagt. Denn im Bus sind keine Motorengeräusche zu hören, nur Heizung und Lüftung surren ein bisschen. Und weil auch für alle draußen - Radler, Fußgänger und zur Haltestelle eilende Fahrgäste - der E-Bus kaum hörbar ist, weil eben kein Dieselmotor knattert, muss der Fahrer sehr gut aufpassen, wie der 53-Jährige sagt, der bei der Probefahrt an diesem Morgen äußerst konzentriert in die großen Außenspiegel des Busses schaut.

Sechs Batteriemodule mit einer Kapazität von zusammen 240 Kilowattstunden (kWh) sind in dem Fahrzeug verbaut, sie können entweder in Unterföhring oder auf dem Betriebshof des Busunternehmens Ettenhuber in Feldkirchen geladen werden. Die Busfahrer bekommen zu Dienstbeginn einen Plan, wann es wieder eine Ladung braucht; etwa fünf Prozent der Batteriekapazität gehen auf einer Runde auf der Unterföhringer Ortsbuslinie von der Fichtenstraße über den S-Bahnhof bis zur Trambahnhaltestelle St. Emmeram in Oberföhring drauf - bei normalem Wetter, wie Georgios Dogantzalis sagt. Ist die Klimaanlage in Betrieb, weil es so heiß ist, oder die Heizung an kalten Tagen, dann liegt der Stromverbrauch um zwei Prozent höher.

17 Haltestellen liegen auf der Strecke

SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 6: Nach St. Emmeram mit dem Elektrobus.

Nach St. Emmeram mit dem Elektrobus.

(Foto: Robert Haas)

In der Landeshauptstadt sind die batteriebetriebenen Elektrobusse der Münchner Verkehrsgesellschaft schon unterwegs. Im Dezember folgt der 232er in Unterföhring. In den kommenden Jahren will der Landkreis Elektrobusse auf insgesamt fünf Trassen einsetzen. Neben dem Unterföhringer Projekt sollen vier weitere Strecken genauer beleuchtet und möglicherweise bereits ein Jahr später ebenfalls mit E-Bussen ausgestattet werden.

Der Unterföhringer Ortsbus verkehrt werktags von 5.30 bis 23.30 Uhr im 20-Minuten-Takt, an Sonn- und Feiertagen fahren die Busse von 8 bis 23.15 Uhr alle 40 Minuten. 17 Haltestellen liegen auf der Strecke. Von der im Norden Unterföhrings gelegenen Fichtenstraße geht es über Rathaus und S-Bahnhof zu den Einkaufsmärkten an der Feringastraße bis nach St. Emmeram, wo die Tram verkehrt.

Bereits im Jahr 2014 hatte der Landkreis München den Münchner Verkehrsverbund mit der Prüfung beauftragt, unter welchen Kriterien der Einsatz von Elektrobussen im Regionalverkehr möglich sei. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme wurden daraufhin alle MVV-Regionalbuslinien im Landkreis untersucht, ehe im Jahr 2015 die Entscheidung fiel, den im Oktober 2006 eingeführten Ortsbus in Unterföhring zu elektrifizieren. Die europaweite Ausschreibung gewann die Ettenhuber GmbH in Feldkirchen.

Vorschläge gesucht

Gute Busfahrerinnen und Busfahrer sind fröhlich, strahlen Ruhe und Gelassenheit aus und steuern ihr tonnenschweres Fahrzeug sicher durch den Verkehr - von frühmorgens mit Schulkindern und Arbeitspendlern bis spätabends mit Nachtschwärmern nach dem Kneipenbummel. Dank der guten Arbeit der Frauen und Männer am Lenkrad ist der Beruf gesellschaftlich hoch angesehen und der Bus das sicherste Verkehrsmittel, das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Der MVV möchte deshalb danke sagen und die tägliche Arbeit und Verantwortung der Busfahrerinnen und Busfahrer würdigen. Bereits zum dritten Mal sucht er gemeinsam mit den Lokalausgaben der Süddeutschen Zeitung die Busfahrerin oder den Busfahrer des Jahres. Dazu liegen den ganzen Oktober über Flyer in den Regionalbussen aus, auf denen Fahrgäste ihren Lieblingsbusfahrer oder ihre Lieblingsbusfahrein vorschlagen können und per Post an den MVV schicken oder auch an busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de mailen können. Teilnahmecoupons werden auch regelmäßig in Ihrer Lokalausgabe abgedruckt.

Aus den Vorschlägen wählen Vertreter von MVV und SZ die Landkreissieger- und siegerinnen aus, die bei einem Fest am 28. Januar 2020 im SZ-Hochhaus in München ausgezeichnet werden. Gewinnen können aber auch die teilnehmenden Fahrgäste. Unter allen Einsendungen werden Geld- und Sachpreise verlost. SZ

Problemlos eine ganze Schicht durchgefahren

Michael Ettenhuber, der zusammen mit seinen beiden Brüdern den Verkehrsbetrieb leitet, ist voller Zuversicht: Die neuen Busse würden bei energiesparender Fahrweise ein Kilowatt pro Kilometer verbrauchen, bei verschwenderischem Fahrstil zwei Kilowatt. Aber auch mit laufender Heizung bei kalten Temperaturen sei man bisher immer problemlos eine ganze Schicht durchgefahren, bevor an den eigens für die Busse gebaute Ladesäulen der Gemeinde eine zweistündige Pause einlegt werden musste.

Drei zwölf Meter lange Busse werden die Linie 232 in Unterföhring bedienen. Georgios Dogantzalis, der seit fünf Jahren bei der Firma Ettenhuber im Dienst ist, kann sich gut vorstellen, die E-Busse nicht nur zur Probe durch den Ort zu steuern, sondern damit auch nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember im Normalbetrieb zu fahren, wie er an diesem Morgen sagt. Die Strecke von der Fichtenstraße bis St. Emmeram kennt er wie seine Westentasche - und die Stellen in Unterföhring und bei der Trambahnhaltestelle jenseits der Gemeindegrenze, an denen man mit dem geräuscharmen Gefährt ganz vorsichtig unterwegs sein muss, sowieso.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: