Süddeutsche Zeitung

Unterföhring:Der Mohr kann gehen

Margit Festl liefert den Siegerentwurf für den künftigen Unterföhringer Kulturpreis. Von der Ismaninger Steinbildhauerin stammt bereits die Vorgänger-Büste.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Jetzt ist der Unterföhringer Mohr endgültig Geschichte: Nach zwei Ausschreibungen für die Neugestaltung der Büste, die als Publikumspreis an Künstlerinnen und Künstler verliehen wird, hat sich der Gemeinderat für einen Entwurf entschieden. Er stammt von der Ismaningerin Margit Festl. Die Steinbildhauerin ist für die Unterföhringer keine Unbekannte; sie hat bereits die kleine Figur aus schwarzem Marmor gestaltet, die bis zum Beginn der Corona-Pandemie an die Preisträger überreicht wurde. Festls neue Arbeit erinnert an eine Flamme, an deren Seite das neue Logo der Gemeinde Unterföhring platziert ist. Dieses zeigt markante Symbole des Ortes wie den Kirchturm von St. Valentin und den stilisierten Umriss des neuen Gebäudes von Volkshoch- und Musikschule am Bahnhof, die durch einen Bogen eingefangen werden. Dieser stellt einerseits die Isar dar und ist auf der anderen Seite auch als `U` erkennbar.

Die Lokalpolitiker konnten nun aus insgesamt zwölf Arbeiten auswählen, die in zwei Wettbewerbsrunden eingereicht worden waren. Im ersten Anlauf waren nur sieben Motive eingegangen. Wie Kulturamtsleiterin Barbara Schulte-Rief in der jüngsten Sitzung sagte, haben drei Künstler ihre zunächst präsentierten Entwürfen nachgebessert, dazu kamen zwei gänzlich neue Varianten. In einer nicht-öffentlichen Begutachtung hatten die Gemeinderäte dann entschieden, ehe Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) das Ergebnis zu Beginn des öffentlichen Teils der Zusammenkunft nur kurz und knapp verkündete.

Mit der Arbeit von Margit Festl hat sich der Gemeinderat nun für eine in Unterföhring bewährte Künstlerin entschieden, die nach der Einführung des Kulturpreises schon die Büste entworfen hatte. Auf Platz zwei landete eine Art stilisierter Apfel mit Wappen aus Bronze von Judith Mehner-Bardoel, gefolgt von einer Ziegel-Skulptur, die sich Rainer Richard ausgedacht und mit speziellen in Unterföhring ausgegrabenen Steinen gestaltet hat, wie Kemmelmeyer sagte.

Der Unterföhringer Kulturpreis gilt seit seiner ersten Auslobung im Jahr 2010 als begehrte Auszeichnung unter nationalen und internationalen Bühnenkünstlerinnen und -künstlern. Er wird als Publikumspreis vergeben, das heißt, die Gäste der Kulturveranstaltungen entscheiden über die Gewinner. Bis 2019 wurde diesen der Unterföhringer Mohr überreicht, eine kleine Büste aus schwarzem Marmor. Der Name wurde im Zuge der Rassismusdebatte vor einem Jahr bereits gestrichen; dass auch die Figürlichkeit eine andere werden muss, hat der Gemeinderat Mitte Juli beschlossen - und einige Zeit später einen ersten Wettbewerb ausgelobt, der aber nicht die ersehnten Ergebnisse brachte.

Weil zunächst keiner der eingereichten Entwürfe die Gemeinderäte hat zufriedenstellen können und es keinen Konsens gegeben hat, musste die Ausschreibung wiederholt werden - und wurde überdies auf einen größeren Kreis von Künstlern ausgeweitet. Daran teilnehmen konnten in der zweiten Runde nicht mehr nur Schaffende aus dem Ort und dem Landkreis München, sondern von überall her. Zudem hatten die Künstler die Möglichkeit, auch Abstraktes einzureichen, das weniger auf Isar, Ziegel und Fürstbischöfe abzielt, wie es im ersten Wettbewerbstext formuliert war. Die Frist für die Einreichung der Entwürfe lief bis zum 1. Dezember. Die drei besten Arbeiten werden mit einem Preisgeld von 1000 Euro belohnt, der Siegerentwurf von Margit Festl erhält zusätzlich diesen Betrag für die finale Umsetzung.

Ursprünglich sollten alle vorgelegten Arbeiten in einer Ausstellung im Rathaus gezeigt werden. Angesichts der Corona-Lage muss die Gemeinde darauf allerdings verzichten. Nach einer Ankündigung von Bürgermeister Kemmelmeyer werden nun Fotos samt Beschreibungen im örtlichen Gemeindeblatt veröffentlicht.

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