Unterföhring:Hoch hinauf

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Von ihrer Ausbildung zur Astronautin erzählt die Garchingerin Suzanna Randall den Zuhörerinnen und Zuhörern in Unterföhring. (Foto: Stephan Rumpf)

Die VHS Nord holt neben der angehenden Astronautin Suzanna Randall auch Stefan Nimmersgern, der Reinhold Messner begleitete, auf die Bühne

Von Julia Fietz, Unterföhring

Die eine will 400 Kilometer in die Höhe fliegen, der andere ist auf 5500 Metern nur knapp einem Steinschlag mit Felsbrocken in der Größe eines VW-Busses entgangen. Am Freitag feierte die Volkshochschule (VHS) im Norden des Landkreises München in Unterföhring die Lange Nacht der Volkshochschulen mit einer Reihe von Veranstaltungen. "Bildung für jeden ungeachtet der Herkunft" lautete die Devise, als die Idee einer solchen Einrichtung in der Weimarer Republik das Licht der Welt erblickte - eine Idee, die heute noch genauso Bestand habe wie damals, wie Lothar Stetz, der Direktor der VHS-Nord, zur Eröffnung sagte.

Wie unterschiedlich die Wege zur Bildung sein können, zeigten zwei Vorträge, deren Redner die offensichtliche Liebe zur Höhe verband. Suzanna Randall, die sich 2020 als erste deutsche Astronautin auf den Weg zur Internationalen Raumstation (ISS) machen will, hat schon als Kleinkind zu ihrer größten Leidenschaft gefunden. "Mein Vater hat immer gesagt, ich hätte fasziniert den Mond angestarrt, sobald er sichtbar war", erzählte die promovierte Astrophysikerin ihren Zuhörern. Sie habe jedes Buch über den Weltraum verschlungen, sei aber nie davon ausgegangen, dass sich in diesem Bereich eine berufliche Zukunft für sie böte.

Und dann kam Sally Ride. Mit zehn Jahren hörte Randall zum ersten Mal von der ersten amerikanischen Astronautin. "Vorher war ein Astronaut etwas Abstraktes für mich, eine Playmobilfigur", gibt die in Köln geborene Wissenschaftlerin zu. Sally Ride sei ihr zum Vorbild geworden.

In wenigen Worten ist ihr Bildungsweg zusammengefasst: Astronomiestudium in London, Forschungsaufenthalte in Südafrika, Montreal und Chile. Nach der Doktorarbeit kam sie an die Europäische Südsternwarte in Garching. "Wart ihr da schon mal?", fragte Randall die vielen Kinder im Publikum, die ihr mit großen Augen lauschten. "Natürlich!", war prompt die mehrstimmige Antwort. Nach einem Parforceritt durch das langwierige Auswahlprogramm für die Initiative "Die Astronautin", mit der sich Randall auf den Weltraumaufenthalt vorbereitet, zeigte die 40-Jährige Videos, die sie mal in einem Raumanzug auf dem Grund eines Swimmingpools zeigen, mal beim Parabelflug.

"Oh mein Gott!" Überraschung und völlige Euphorie steht Randall auf der Leinwand ins Gesicht geschrieben, als sie sich im Moment der völligen Schwerelosigkeit befindet. In den Gesichtern der kleinen Nachwuchswissenschaftler im Zuschauerraum spiegelte sich am Freitag die Freude wider. "Gerade in den Köpfen von Schulkindern hängen noch Vorurteile fest, kleine Mädchen werden oft genug gehänselt, wenn sie sich für solche Themen interessieren", gab die angehende Astronautin ihren Zuhörern in Unterföhring zu denken. Sie wolle in Deutschland das werden, was Sally Ride für sie war. "Damit auch hier kleine Mädchen sagen können: Ich kann alles erreichen."

Auf ganz anderen Höhen war Fotograf Stefan Nimmesgern 2005 unterwegs. Der Münchner bestieg mit Reinhold Messner den nepalesischen Berg Nanga Parbat. Während der elfköpfigen Expedition wurden die sterblichen Überreste von Messners Bruder Günter geborgen, der dort 1970 ums Leben gekommen war. Diese ganz andere Seite des Lernens, der Bildung durch Erfahrung, hat der 63-Jährige in einer Fotoreihe dokumentiert, deren Einzelstücke weltbekannt geworden sind.

Hypnotische Nahaufnahmen von Kindern in pakistanischen Bergdörfern, haselnussbraune Augen, die den Beobachter in den Bann ziehen, Momente der Nähe, Momente von so einfacher Schönheit, dass es beinahe anrührend wirkt, wenn ein Kind ein anderes an der Hand hält. Auf den Bildern ändern sich die Tageszeiten, die die Gletscher mal in goldenes, mal in bläuliches Licht tauchen. Immer wieder unterbrochen von kurzen Erklärungen ließ der Fotograf seine Bilder größtenteils für sich sprechen, berichtete von atemberaubenden Ausblicken und lebensgefährlichen Steinschlägen.

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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