Kommunalfinanzen:Unterföhring lebt von der Substanz

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Da rollt was aufs Unterföhringer Rathaus zu: Die eigentlich so wohlhabende Gemeinde im Münchner Norden muss mit deutlich weniger Steuereinnahmen auskommen. (Foto: Robert Haas)

Die Gemeinde im Münchner Norden muss in den kommenden Jahren mit deutlich weniger Steuereinnahmen auskommen und daher weiter ihre Rücklagen plündern, um alle Investitionen stemmen zu können.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Die Gemeinde Unterföhring ist im Münchner Umland eigentlich für ihren Wohlstand bekannt, doch in den kommenden Jahren sieht sich die Rathausverwaltung mit ungewohnten Zukunftssorgen konfrontiert. Die Umlagekraft der Kommune ist seit 2023 rückläufig, berichtete der stellvertretende Bürgermeister Manuel Prieler (Parteifreie Wählerschaft, PWU) bei der Verabschiedung des Haushalts für das laufende Jahr im Gemeinderat. Im vergangenen Jahr haben Gewerbesteuerausfälle und Rückzahlungen ein Loch in die Gemeindefinanzen geschlagen: Die Kommune startet mit knapp 35 Millionen Euro weniger ins Jahr als 2024. Auch wenn Unterföhring mit einem Gesamthaushalt von 202,9 Millionen Euro trotzdem noch „besser gestellt“ sei als andere Gemeinden im Landkreis München, gestalte sich die Lage „angespannter als in den letzten Jahren“, so Prieler.

Das finanzielle Rückgrat der Medienkommune im Münchner Norden bildet seit jeher die Gewerbesteuer. 2023 machte sie mit etwa 92 Millionen Euro noch rund 65 Prozent aller Einnahmen der Gemeinde aus. Voriges Jahr waren es statt erwarteter 65 Millionen Euro gerade einmal 27 Millionen, nachdem die Gemeinde überraschend 37 Millionen Euro an Steuern zurückzahlen musste. „Unseren ohnehin vorsichtigen Ansatz für 2024 haben wir damit weit unterschritten“, so der Zweite Bürgermeister.

Auch der Blick auf dieses Jahr stimmt Prieler nicht positiv. So zeichne sich ab, dass der veranschlagte, historisch niedrige Ansatz von 50 Millionen Euro zum Jahresende nicht erreicht werde. Für die Jahre bis 2028 ist man im Unterföhringer Rathaus dagegen „vorsichtig optimistisch“ und setzt auf einen „Aufwärtstrend“.

Die Kommune hat in den vergangenen Jahren Millionensummen in Bau- und Sanierungsvorhaben investiert. Allein im vergangenen Jahr wurden rund dafür 109 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen – unter anderem für das neue Feuerwehrhaus, welches voraussichtlich im April bezogen werden kann und dessen Kosten sich auf rund 35 Millionen Euro belaufen. Für die mittlerweile zwei Grundschulen sowie den Neubau eines Hortes investierte die Gemeinde zusammengerechnet mehr als 50 Millionen Euro. Auch heuer sind Vize-Bürgermeister Prieler zufolge für diverse Projekte und Investitionen Rücklagenentnahmen in Höhe von 87,2 Millionen Euro vorgesehen.

Trotz der für Unterföhringer Verhältnisse deutlichen finanziellen Einbrüche schaute Prieler zufrieden auf die vergangenen zehn Jahre zurück. Man habe „mit Investitionen über die Jahre hinweg gute Infrastruktur geschaffen und die Gemeinde für die Zukunft gut aufgestellt“. Zudem sei Unterföhring seit mehr als 15 Jahren schuldenfrei und werde neue Vorhaben auch künftig ohne Kreditaufnahmen realisieren können. Prieler warnte aber davor, sich davon „nicht blenden“ zu lassen: „Abstriche werden gemacht werden müssen. Wir sind uns fraktionsübergreifend der Dringlichkeit einer vorsichtigen Kalkulation bewusst.“

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