Unterföhring gilt als eine der reichsten Kommunen im Münchner Umland. Doch nun blickt man im Rathaus ungewohnt bang in die Zukunft. Wie die Gemeindeverwaltung bestätigt, wurde vor wenigen Wochen bekannt, dass heuer mit „beträchtlichen“ Gewerbesteuerausfällen und sogar Rückzahlungen zu rechnen ist. Weil nicht abzusehen sei, ob sich die Gewerbesteuereinnahmen in den kommenden Jahren erholen, will die Kommune sparsamer haushalten – und hat etwa die Pläne für den Bau eines neuen Rathauses vorerst auf Eis gelegt.
Seit Jahren wünscht sich die Gemeindeverwaltung einen modernen Sitz in der neuen Ortsmitte, der den Altbau an der Münchner Straße ersetzen soll. 2022 hatte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU) einen Architektenvertrag unterzeichnet. Allerdings drohte das einst als „Leuchtturmprojekt“ betitelte Bauvorhaben mit mehr als 70 Millionen Euro deutlich teurer zu werden als zunächst angenommen; der Gemeinderat verwarf deshalb die Pläne und stimmte für einen Neuanfang.
Doch auch die Grobkostenschätzung eines neuen Architektenbüros von über 44 Millionen Euro ohne Nebenkosten macht wenig Hoffnung auf Fortschritt. Denn noch ist nicht bekannt, welches Loch die Gewerbesteuer-Einbußen in den Unterföhringer Haushalt reißen werden – und wie viel Geld der Gemeinde in nächster Zeit noch zur Verfügung steht. „Die genaue Höhe wird sich erst in der Jahresrechnung 2024 widerspiegeln“, teilt ein Sprecher des Rathauses schriftlich mit. Diese Bilanz wolle man für ein mögliches neues Vergabeverfahren mindestens abwarten.
Bereits bei der Verabschiedung des Haushalts im März hatte Bürgermeister Kemmelmeyer dazu ermahnt, vorsichtig zu wirtschaften. Zwar betrug der Rücklagenstand zu Beginn des Jahres stattlich wirkende 219,9 Millionen Euro. Doch Kemmelmeyer kündigte an, dass die zahlreichen Bauvorhaben in unterschiedlichen Entwicklungsstufen heuer Entnahmen im großen Stil erfordern würden. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Inflation sowie die globalen Krisen und Konflikte machten sich zudem in der deutlich höheren Kreisumlage bemerkbar: Unterföhring muss heuer fast 58 Millionen Euro abgeben – mehr zahlt im Landkreis München nur noch die Gemeinde Grünwald.
Der ursprünglich geplante Neubau sollte frühestens 2027 fertig sein
Angesichts der ungewöhnlich wackligen Finanzlage besinnt man sich in der Mediengemeinde im Münchner Norden nun wieder auf Bescheidenheit. So stimmte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag mehrheitlich dafür, die Kosten für eine Sanierung und Erweiterung des alten Rathausbaus zu prüfen und mit dem geschätzten Aufwand für einen Neubau an der Föhringer Allee zu vergleichen. Ein modernes Rathaus wird es in Unterföhring also wohl noch länger nicht geben – mit dem Einzug in das mittlerweile verworfene „Leuchtturmprojekt“ wurde frühestens im Jahr 2027 gerechnet.