Unterföhring:Gerangel um den Gockl

Gasthof Zum Gockl

Das alte Gasthaus Zum Gockl gehört zu den ortsprägenden Elementen in Unterföhring.

(Foto: Florian Peljak)

Das marode einstige Gasthaus Zum Gockl soll weichen. Nun ist ein neuer Bauplan im Rennen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Geschichte vom Ringen um die Zukunft des einstigen Unterföhringer Gasthauses "Zum Gockl" ist um ein Kapitel reicher: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung erneut kontrovers darüber gestritten, was aus dem maroden Gebäude samt Grundstück in exponierter Lage an der Ortsdurchfahrt werden soll. Seit mehr als fünf Jahren ist das Haus im Besitz der Kommune. Und fast genau so lang haben die örtlichen Kommunalpolitiker darüber diskutiert, was damit geschehen soll.

Fest steht seit einem Beschluss des Gemeinderats vom November 2015 auf Antrag der CSU-Fraktion, dass der Gocklwirt abgerissen und ein neues Gebäude an seiner Stelle errichtet werden soll. Für den Neubau eines Hauses mit bis zu 15 Wohnungen und einem Lokal im Erdgeschoss sowie einer Tiefgarage und Stellplätzen müsste Unterföhring mit Ausgaben in Höhe von bis zu 6,5 Millionen Euro rechnen. Obwohl im Bauausschuss jüngst zwei Varianten dafür favorisiert wurden, hat der Gemeinderat nach langer Debatte eine weitere dazu genommen: Auf Antrag der CSU soll der Neubau etwas kleiner ausfallen und auf eine Tiefgarage verzichtet werden. Damit werde das Projekt nicht so teuer, begründete CSU-Fraktionschef Manfred Axenbeck den Vorstoß seiner Partei. Und bei "einer Nummer kleiner" würden auch die rund um das Grundstück vorhandenen Parkplätze ausreichen, 33 an der Zahl. Manuel Prieler, Vorsitzender der Fraktion der Parteifreien Wählerschaft (PWU), wunderte das: "Der Antrag ist durchaus sympathisch, aber gerade angesichts des großen Bedarfs an Wohnungen frage ich mich, warum man auf ein Stockwerk verzichten soll", sagte er. Seiner Meinung nach wäre es "töricht", auf eine Tiefgarage zu verzichten, sagt Prieler.

Zuvor hatte das Gremium hitzig über einen Änderungsantrag der SPD diskutiert. Nach Ansicht der Partei soll das Haus grundlegend saniert werden und dann als Ausweichquartier für das aus allen Nähten platzende Rathaus dienen. Wie Sabine Fister erklärte, könnten die Räume im Erdgeschoss, wo früher die Wirte Speisen und Getränke servierten, als Kantine für die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung genutzt werden. Der Metzger, den Unterföhring lange Zeit händeringend gesucht und schließlich gefunden hat und der in einem Anbau seine Waren anbietet, könnte diese führen, so die SPD. Die oberen Stockwerke sollten den Sozialdemokraten zufolge zu Büros umgebaut werden. "Das wäre eine große Entlastung für die Verwaltung und schnell machbar", warb Fister. Auch die derzeit im Rathaus befindlichen Fraktionszimmer könnten dort Platz finden. Und: Das Erdgeschoss könnte nach der Sanierung Vereinen und Bürgern für Festivitäten zur Verfügung gestellt werden. Laut SPD prägt der Gockl das Ortsbild von Unterföhring und solle deshalb erhalten bleiben. Durch die Nähe zu Bürgerhaus, Pfarrvilla, Rathaus und Schule "dient es als ideale Ergänzung zum Gemeindeleben", heißt es in ihrer Begründung. Mit dem Erhalt und der Umnutzung verschaffe man sich Zeit, um sich Gedanken für das gesamte Gelände rund um den Gockl machen zu können, sagte Thomas Weingärtner von der SPD. CSU und PWU lehnten das Ansinnen der SPD, die ursprünglich einmal die Unterföhringer Tafel und die Seniorenberatung sowie Alten-Wohnungen im Gockl unterbringen wollte, in Bausch und Bogen ab. "Die Bausubstanz ist marode", sagte Axenbeck Eine Sanierung sei viel zu teuer, außer den Grundmauern könne nichts stehen bleiben.

Die Entscheidung zu Gunsten des CSU-Antrags, auch die von ihr gewünschte abgespeckte Planung weiterzuverfolgen, ging mit zwölf zu elf Stimmen denkbar knapp aus. Prieler, Johann Zehetmair und Günther Ernstberger von der PWU taten mit ihrem Nein ihre Genervtheit darüber kund, dass in Unterföhring immer wieder längst beschlossene Projekte durch neue Anträge verzögert werden.

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