Unterföhring:Gegenwind

Unterföhring sorgt sich wegen Heizkraftwerk in Freimann

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Seit langem fordern die Unterföhringer vergeblich die Abschaltung des Kohleblocks im Heizkraftwerk München-Nord, jetzt gibt es aus der Kommune Gegenwind zu einem weiteren Projekt der Stadtwerke München (SWM): der Austausch der beiden Ende 2015 stillgelegten Gasturbinen und die Inbetriebnahme von zwei neuen im Heizkraftwerk in Freimann. Auch in der Bürgerversammlung war dies ein Thema. Agenda-Sprecher Josef Trundt forderte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) und den Gemeinderat dazu auf, dem großen Nachbarn München mit einer Klage zu drohen, sollte das Kraftwerk in Freimann nicht mit veritablen Filtern ausgestattet werden. Der Grund: Unterföhring bekommt die ganzen Emissionen der Anlage ab.

Bereits der Umwelt- und Energieausschuss des Gemeinderats in Unterföhring hatte Ende März dieses Jahres eine abschlägige Stellungnahme der Gemeindeverwaltung einstimmig beschlossen. Die Gemeinde sei allein schon wegen des Kohleblocks über Gebühr belastet, hieß es damals. Das Heizkraftwerk in Freimann dient den Stadtwerken München im Verbund mit den anderen Anlagen zur Strom- und Fernwärmeversorgung. Am Frankfurter Ring standen dafür bis Ende 2015 zwei Gasturbinen mit einer elektrischen Leistung von je 80 Megawatt zur Verfügung, die für Spitzenlastzeiten ausgelegt waren. Die Stadtwerke streben nach eigenen Angaben eine Inbetriebnahme der beiden neuen Turbinen für 2019 an. Unterföhring befürchtet eine Schadstoffbelastung seines Gebiets, das in direkter Nachbarschaft der Anlage liegt. Darüber hinaus rechnet die Kommune mit stärksten Belastungen durch Stickoxide, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid.

Während die lokale Agenda eine Klage für durchaus angebracht hält, will der Bürgermeister lieber den Verhandlungsweg suchen, wie er sagte. Denn derzeit verhandle die Gemeinde Unterföhring gerade mit den Stadtwerken, was das Heizkraftwerk München-Nord und eine etwaige Umstellung von Kohle auf Gas betreffe, so der Rathauschef "Wir werden aber auf jeden Fall nachhaken", versprach Kemmelmeyer in der Bürgerversammlung - "und das sehr deutlich". Man wolle zunächst auf den freiwilligen Einbau von Filteranlagen im Heizwerk Freimann dringen, sagte der Bürgermeister. Sollte dies nicht fruchten, "können wir ja überlegen zu klagen". Man müsse den Stadtwerken schon klarmachen, "dass bei uns in Unterföhring der Gegenwind größer wird", kündigte Kemmelmeyer an.

In ihrer Stellungnahme zum Freimanner Projekt hatten die Lokalpolitiker aus der Stadtrandgemeinde ohnehin verlangt, dass die Stadtwerke die in der Anlage am Frankfurter Ring gemessenen Abgaswerte nach Vorbild des seit Jahren gängigen Verfahrens am Heizkraftwerk München-Nord ins Unterföhringer Rathaus übermitteln müssen. Hier werden regelmäßig Emissionsdaten und darüber hinaus auch die Bezugsquellen der Kohle für den Block 2 publiziert.

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