Süddeutsche Zeitung

Unterföhring:Feststadel wird gebaut

Gemeinderat bringt umstrittenen Bau auf den Weg

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Jetzt liegen belastbare Zahlen auf dem Tisch: 3,2 Millionen Euro muss Unterföhring in die Hand nehmen, um den nach wie vor umstrittenen Feststadel in der geplanten Form zu bauen. Gegen die Stimmen der SPD-Fraktion hat der Gemeinderat nun für das Projekt gestimmt. Allerdings sollen noch einmal Einsparmöglichkeiten ausgelotet werden.

Seit 2014 spaltet das Thema das Gremium. Parteifreie Wählerschaft (PWU) und CSU gelten als ausgemachte Befürworter des Vorhabens; auch Vereine und Bürger haben sich in einer Umfrage mehrheitlich für eine Realisierung des Festadels ausgesprochen. Dagegen wollen die Sozialdemokraten davon nichts wissen. Sie halten Ausgaben in dem Ausmaß für überzogen. Auch der Standort des Stadels beim Festplatz an der Jahnstraße ist der SPD nicht recht. Nun hatte die Fraktion kurzfristig einen Änderungsantrag eingebracht, wonach die planenden Architekten im Gemeinderat eine weitere, womöglich billigere Variante vorstellen sollten - nämlich die von ihnen ausgeführte Allianz-Alm am Standort Unterföhring. Dabei handelt es sich um eine alpenländisch gestaltete Hütte für Feierlichkeiten auf dem Gelände des Unternehmens. Philipp Schwarz, Fraktionssprecher der SPD, begründete den Antrag damit, dass sich seine Fraktion außer Stande sehe, einen Beschluss in der fraglichen Sitzung zu fassen. Vor allem wegen der Kosten von 3,2 Millionen Euro, in denen noch nicht einmal die Ausstattung des Feststadels ausgewiesen ist.

Die Architektin für den Bau hätte dem Gemeinderat zwar Rede und Antwort stehen sollen, war aber bei der Zusammenkunft der Kommunalpolitiker krankheitsbedingt entschuldigt. Laut Schwarz bezweifelt die SPD die Kostengruppen, was einen Änderungsantrag bedingt hat. Dieser allerdings wurde von PWU, CSU und Grünen abgelehnt.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) hat nach eigenen Angaben "auch geschluckt", als er diesen Betrag gesehen habe. Trotzdem sei er davon überzeugt, dass es durchaus noch Einsparungspotenzial gebe, sagte der Rathauschef. So könne man die Kosten für die Außenanlagen rausrechnen, die Ausstattung solle nicht so üppig werden, sondern "so einfach wie möglich" und auch ansonsten könne man an der Kostenschraube noch drehen. Thomas Weingärtner (SPD) kritisierte diese Rechenspiele: "Ich meine mich zu erinnern, dass der Herr Bürgermeister einmal gesagt hat, mehr als 100 000 Euro soll der Feststadel nicht kosten - und jetzt das." CSU, PWU und auch Grüne konnten diese Aufregung nicht nachvollziehen. "Wir sollten den Stadel nun auf den Weg bringen", sagte Johannes Mecke (Grüne). Was der Gemeinderat dann auch mehrheitlich tat.

Laut gültigem Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats sollen im Stadel 300 Gäste an den Biertischgarnituren sitzen, es soll eine feste Bühne mit einer Größe von 40 Quadratmetern geben und der Saal kann durch eine Abtrennung verkleinert werden, wenn eine nicht ganz so große Gesellschaft feiern will. Der Feststadel beherbergt ein Vereinsstüberl für Burschen und Böllerschützen, Stellplätze werden in der Tiefgarage unter dem Bürgerfestplatz an der Jahnstraße nachgewiesen.

Die Gemeindeverwaltung kann nun die weiteren Schritte im Ausschreibungs- und Vergabeverfahren auf den Weg bringen. Der Rotstift soll dennoch angesetzt werden. Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) jedenfalls kündigte schon einmal vorsorglich an, "nicht die Hand zu heben, wenn der Stadel auf 3,2 Millionen Euro kommt".

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SZ vom 09.01.2019
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