Naturschutz:Eschen am Wehnerhof waren nicht zu retten

Naturschutz: Vor allem geschädigte Eschen fielen auf dem Areal des Wehnerhofs der Motorsäge zum Opfer.

Vor allem geschädigte Eschen fielen auf dem Areal des Wehnerhofs der Motorsäge zum Opfer.

(Foto: privat)

Die Gemeinde Unterföhring weist den Verdacht zurück, dass die Bäume noch schnell gefällt wurden, bevor die neue Baumschutzverordnung in Kraft tritt. Auf dem Areal entstehen Gemeindewohnungen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die historischen Balken aus dem einstigen Wehnerhof an der Münchner Straße in Unterföhring haben einen gebührenden Platz gefunden: Sie zieren den großen Saal im neuen Feststadel an der Jahnstraße. Die zahlreichen alten Bäume auf dem Grundstück zwischen Ortsdurchfahrt und Hang zur Isarau haben dagegen keine Zukunft mehr: Sie sind unlängst der Säge zum Opfer gefallen, Stämme und Äste längst gehäckselt. Bei manch einem alteingesessenen Unterföhringer hat dieser Kahlschlag Erstaunen hervorgerufen. Nicht zuletzt wegen der gerade erst beschlossenen neuen Baumschutzverordnung. Vermutungen, dass die Bäume noch schnell weichen mussten, bevor diese amtlich wird, weist das Unterföhringer Rathaus allerdings zurück.

Die neue Verordnung tritt nach Angaben der Unterföhringer Klimaschutzmanagerin Kerstin Burkhart voraussichtlich zum 1. Dezember in Kraft. Die Fällungen auf dem Wehnerhof-Gelände stünden jedoch in keinem Zusammenhang dazu, denn die fraglichen Bäume seien auch von der derzeit noch gültigen Baumschutzverordnung erfasst gewesen, so Burkhart. Unabhängig davon müsse die Gemeinde aber der sogenannten Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Wenn also Bäume nicht mehr standsicher oder krank sind, müssen sie entfernt werden.

Bei den gefällten Bäumen auf dem Wehnerhof-Grundstück habe es sich hauptsächlich um erkrankte und instabile Eschen gehandelt, heißt es aus dem Rathaus. Weil das Gelände durch den Abbruch des alten Bauernhofes freigeräumt gewesen ist, habe die notwendige Fällung der Bäume "mit passenderem Arbeitsgerät mit mehr Sicherheit für die Umgebungsbebauung durchgeführt werden" können, so Burkhart.

Bereits im April 2019 hatte der Gemeinderat beschlossen, das Grundstück des alten Wehnerhofs an der Münchner Straße 85 künftig mit Wohnungen zu bebauen. Insbesondere sollen schwellenfreie und behindertenfreundliche kleine Wohnungen für Seniorinnen, Senioren und junge Unterföhringer entstehen, ebenso auch größere Wohnungen für Familien. Auf diese Weise will die Kommune Anreize für Senioren schaffen, aus einer größeren gemeindlichen Wohnung in eine kleinere umzuziehen. Der ehemalige Hofcharakter soll bei der Bebauung wieder aufgenommen werden, da waren sich die Gemeinderäte einig.

In seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium mehrheitlich beschlossen, einen Planungswettbewerb für das Areal durchführen zu lassen, wobei jede der vier Fraktionen ein Architekturbüro vorschlagen kann. Gesetzt ist das Unterföhringer Planungsbüro Gandl, das bereits erste Ideen für eine Bebauung erarbeitet hatte. Gegen dieses Vorgehen stimmten die drei Mitglieder der Grünen und Saran Diané, die für ebenjene Partei in den Gemeinderat gewählt wurde, sich aber kurze Zeit später ohne Parteibuch der SPD-Fraktion anschloss.

Der von den Grünen eingereichte Ergänzungsantrag, wonach für das Grundstück ein Vergabeverfahren unter Betreuung vor Natalie Eßig, Professorin an der Hochschule München, Fachbereich Architektur, Lehrstuhl für Baukonstruktion und Bauklimatik, stattfinden sollte, hatte keine Mehrheit gefunden. Eßig ist Trägerin des Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie "Wissenschaft" des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management. Den Grünen wäre sehr daran gelegen gewesen, die Wohnungen am Wehnerhof nachhaltig zu bauen und so das Klima zu schonen. Zum Beispiel mit einem "Null-Energie-Haus, wie Fraktionssprecherin Gisela Fischer sagte.

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