Unterföhring:Drei Häuser auf einen Streich

Gasthof Zum Gockl

Die Tage des Gocklwirts in Unterföhring sind gezählt. Das leer stehende Gebäude wird demnächst abgerissen.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinde lässt mit dem ehemaligen Gocklwirt gleich zwei weitere Gebäude abreißen

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Gleich drei Gebäude werden in der nächsten Woche in Unterföhring abgerissen: der Gocklwirt und der Wehnerhof an der Münchner Straße sowie ein alten Haus in der Isarau. Das hat Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) am Mittwoch bei seinem "Sommergespräch" im Rathaus angekündigt. Dass die seit acht Jahren leer stehende und der Gemeinde gehörende Gaststätte mit Hotel immer noch steht und nicht wie ursprünglich geplant schon vor Wochen dem Erdboden gleichgemacht worden ist, liegt laut Kemmelmeyer daran, dass Kommunen seit geraumer Zeit ein Problem haben, Baufirmen zu finden.

Weil deren Auftragsbücher voll sind und die Unternehmen so manches Mal überteuerte Angebote vorlegen, ist man im Unterföhringer Bauamt auf die Idee gekommen, drei Häuser auf einen Streich abreißen zu lassen. Vom Gocklwirt wird nur der Anbau mit der Metzgerei stehen bleiben - bis 2024 der Pachtvertrag von Metzger Thomas Schäfert abläuft. Derweil soll das Grundstück direkt an der Hauptstraße in unmittelbarer Nähe zur historischen Pfarrvilla und zu Bürger- und Rathaus nicht bebaut werden und als Wiese dienen. Die Gemeinde will die Zeit nutzen, um einen neuen Architektenwettbewerb für die Errichtung des Gocklwirts nach historischem Vorbild auszuloben.

Nur ein paar hundert Meter weiter wird dann auch der alte Wehnerhof abgerissen, der ebenfalls im Besitz der Gemeinde ist. An der Münchner Straße 85 sollen nach mehrheitlichem Beschluss der Kommunalpolitiker schwellenfreie und behindertenfreundliche kleine Wohneinheiten für Senioren, aber auch für junge Unterföhringer entstehen. Der Gemeinderat folgte damit einem Antrag der SPD-Fraktion. Diese hatte sich dafür eingesetzt, dort Eineinhalb- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen zu bauen und dies in dem bereits in Arbeit befindlichen Nutzungskonzept, mit dem der Gemeinderat die Verwaltung im Januar beauftragt hatte, festzuzurren. In der Isarau rücken ebenfalls die Bagger an: Auf dem im Besitz der Kommune befindlichen Grundstück an der Isaraustraße 25 soll auf Antrag der CSU junges mobiles Wohnen mithilfe kleiner Holzhäuser möglich sein.

Im Herbst geht es nach den Worten von Rathauschef Kemmelmeyer, der von Mitte August an zwei Wochen Urlaub macht und vom Dritten Bürgermeister Johann Zehetmair (PWU) vertreten wird, bei den Großprojekten weiter: So wird Richtfest auf dem Schulcampus gefeiert, und beim Sportpark soll der symbolische erste Spatenstich gesetzt werden. Die Liste der Bauvorhaben komplettiert unterdessen die neue Kläranlage, das zweite Parkhaus im Unterföhringer Gewerbegebiet ist im Entstehen und auch der Feststadel an der Jahnstraße soll noch in diesem Jahr hochgezogen werden.

Und auch auf der Baustelle am Bahnhof, wo Pro Sieben Sat 1 Media SE einen neuen Campus errichtet, sind bereits die alten Gebäude abgerissen worden. Befürchtungen, wonach in der Mediengemeinde die Gewerbesteuer nicht mehr wie gewohnt sprudeln könnte, nachdem Silvio Berlusconis Unternehmen Mediaset fast zehn Prozent von Pro Sieben Sat 1 übernommen hat und bei Sky Deutschland nach der Übernahme am Standort Unterföhring Stellen streicht, gibt es im Rathaus nicht, wie der Bürgermeister sagt.

Trotzdem ist in Unterföhring ein "heißer Herbst" zu erwarten. Kemmelmeyer, der sein Amt bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 verteidigen möchte, sieht sich im Gemeinderat in den kommenden Monaten drei Bürgermeisterkandidaten gegenüber, die allesamt für ihre jeweilige Partei die Fraktion führen. Die CSU schickt Manfred Axenbeck ins Rennen, für die SPD kandidiert Philipp Schwarz, die Grünen setzen auf Johannes Mecke. Es ist anzunehmen, dass die Diskussionen im ohnehin debattierfreudigen Gremium weiter zunehmen dürften. Kemmelmeyer nimmt es dennoch gelassen: "Der Wahlkampf hat doch seit 2014 nicht wirklich aufgehört", sagt er. Damals hatte er das rote Rathaus für die PWU erobert.

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