Unterföhring:Der Feststadel wackelt

Ein Angebot über 6,8 Millionen Euro ist der Mediengemeinde zu teuer. Jetzt werden Alternativen gesucht

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Der Feststadel entwickelt sich für Unterföhring immer mehr zum Dauerbrenner der Kommunalpolitik. Bereits im Wahlkampf 2014 heiß diskutiert, ist das nach wie vor umstrittene Vorhaben zwar durch Mehrheitsbeschlüsse im Gemeinderat auf den Weg gebracht worden, von einer baldigen Realisierung allerdings kann im Moment nicht die Rede sein. Auch wenn Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) nach wie vor zuversichtlich ist, wie er am Freitag der Süddeutschen Zeitung sagte.

Am Abend zuvor hatte er am Ende der Gemeinderatssitzung mitgeteilt, dass nur eine Firma aus dem Bayerischen Wald ein Angebot für das Gebäude abgegeben hat - und dieses hat es in sich, was die Kosten betrifft: 6,8 Millionen Euro hat die Firma für den Feststadel veranschlagt. "Das geht gar nicht", versicherte der Bürgermeister; die Summe rief auch im Gemeinderat größtes Erstaunen hervor. Zum Beispiel der Posten für die Baustelleneinrichtung sei mit 325 000 Euro viel zu hoch; knapp 100 000 Euro hätten Fachleute in der Kostenplanung dafür berechnet, sagte Kemmelmeyer. Ähnliches bei den Ausgaben für die im Stadel vorgesehenen 20 Türen. Da sei von 3800 Euro pro Tür die Rede, 1000 Euro seien veranschlagt gewesen.

Erst im Januar hatte das Gremium gegen die Stimmen der SPD-Fraktion, einen Investitionsrahmen von maximal 3,2 Millionen Euro beschlossen. Dass das Gebäude laut Angebot mehr als doppelt so viel kosten würde, lässt die Unterföhringer Befürworter des Projekts ein neuerliches Verfahren anstreben, wie Kemmelmeyer sagte: "Der Feststadel ist damit nicht gestorben." So soll es nach seinen Worten eine Veröffentlichung im Staatsanzeiger geben, auch wird das Rathaus Firmen anfragen - in der Hoffnung, diesmal mehrere Angebote zu erhalten. Was jedoch durchaus schwierig werden dürfte, so Kemmelmeyer: "Denn die Auftragsbücher der Büros und Betriebe sind voll." Dem Bürgermeister ist nach eigenen Angaben sehr daran gelegen, dass der Gemeinderat in der April-Sitzung eine Entscheidung über das weitere Vorgehen beim Feststadel treffen kann.

Laut gültigem Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats sollen im Stadel 300 Gäste an den Biertischgarnituren sitzen können, es soll eine feste Bühne mit einer Größe von 40 Quadratmetern geben und der Saal kann durch eine Abtrennung verkleinert werden, wenn eine nicht ganz so große Gesellschaft feiern will. Der Feststadel beherbergt ein Vereinsstüberl für Burschen und Böllerschützen, Stellplätze werden in der Tiefgarage unter dem Bürgerfestplatz an der Jahnstraße nachgewiesen.

Seit 2014 spaltet das Thema den Unterföhringer Gemeinderat. PWU und CSU gelten als ausgemachte Befürworter des Vorhabens; auch Vereine und Bürger haben sich in einer Umfrage mehrheitlich für eine Realisierung des Feststadels ausgesprochen. Dagegen wollen die Sozialdemokraten davon nichts wissen. Sie halten Ausgaben in diesem Ausmaß für überzogen. Auch der Standort des Stadels beim Festplatz an der Jahnstraße ist der SPD nicht recht.

Für Philipp Schwarz, den Fraktionssprecher der SPD und selbst Freund eines Stadels, ist die jüngste Kostennote nicht mehr tragbar, da wollen die Sozialdemokraten nicht mehr mitgehen: "Wir sind in der falschen Richtung unterwegs, das wollen auch die künftigen Nutzer des Stadels nicht. Es braucht eine flexible, einfache Halle."

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