Unterföhring:Das Freimanner Heizkraftwerk wird sauber

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Die Stadtwerke München sichern Unterföhring den Einbau von Schadstoff-Filtern für die neuen Gasturbinen im Heizkraftwerk Freimann zu. Sie wollen damit eine Klage der Gemeinde verhindern.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

So schnell kann's gehen: Erst vor einer Woche war in der Unterföhringer Bürgerversammlung die Rede davon gewesen, den Stadtwerken München (SWM) mit einer Klage zu drohen, sollten sie im neugestalteten Heizkraftwerk in Freimann auf Schadstofffilter verzichten wollen. Jetzt konnte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU) seinem Gemeinderat die frohe Kunde überbringen, "dass es einen vorgezogenen freiwilligen Einbau von Filtern geben wird".

Das hätten die Stadtwerke zugesichert, sagte er in der Sitzung am Mittwochabend. Der Druck aus Unterföhring und die Androhung einer Klage hätten Bewegung in die Sache gebracht, so Kemmelmeyer. Er führte nach eigenen Angaben bereits am vergangenen Freitag ein "ergiebiges Telefonat" mit Christoph Bieniek, dem Leiter Technik und Produktion Energie bei den Stadtwerken München. Mit dem Ergebnis, dass der große Nachbar den Unterföhringern beim Heizkraftwerk in Freimann entgegenkommen wolle, berichtete Kemmelmeyer.

Obwohl man beim Ausstoß von Stickoxiden ohnehin schon unter den erforderlichen Grenzwerten liege, "sollen die Belastungen durch die versprochenen Filteranlagen weiter reduziert werden".

Schriftlich habe Bieniek anschließend zugesichert, dass die Stadtwerke "diese vorgezogenen und freiwilligen Maßnahmen vor der Erstinbetriebnahme der Gasturbinen umsetzen werden - und damit verhindern wollen, dass gegen das laufende Genehmigungsverfahren Klage eingereicht wird", wie der Unterföhringer Bürgermeister zitiert. Kemmelmeyer ist nach eigenen Angaben hocherfreut, dass in wichtigen Angelegenheiten "die kurzen Wege nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis existieren".

Unterföhring bekommt die ganzen Emissionen ab

Er dankte im Gemeinderat ausdrücklich dem Sprecher der lokalen Agenda in Unterföhring, Josef Trundt. Dieser hatte in der Bürgerversammlung Bürgermeister und Gemeinderäte dazu aufgefordert, dem großen Nachbarn München mit einer Klage zu drohen, sollte das Kraftwerk in Freimann nicht mit effektiven Filtern ausgestattet werden. Der Grund: Unterföhring würde die ganzen Emissionen der Anlage abbekommen.

So schlimm wird es nun offenbar nicht werden. Laut Kemmelmeyer haben die Stadtwerke schriftlich zugesichert, mit dem vorgezogenen Einbau von entsprechenden Filteranlagen bei dem geplanten Neubau der Gasturbinen in Freimann die Belastung für Unterföhring so gering wie möglich zu halten. So würden Stickstoffmonoxid und Stickstoffoxide im Rauchgas mittels einer so genannten DeNOx-Anlage reduziert; ein Katalysator werde zudem die Kohlenmonoxid-Emission senken.

Der Umwelt- und Energieausschuss des Gemeinderats in Unterföhring hatte bereits Ende März einstimmig eine abschlägige Stellungnahme zum Gaskraftwerk in Freimann beschlossen. Die Gemeinde sei allein schon wegen des Kohleblocks im Heizkraftwerk Nord über Gebühr belastet, hieß es damals. Das Heizkraftwerk in Freimann dient den Stadtwerken München im Verbund mit den anderen Anlagen zur Strom- und Fernwärmeversorgung. Am Frankfurter Ring standen dafür bis Ende 2015 zwei Gasturbinen mit einer elektrischen Leistung von je 80 Megawatt zur Verfügung, die für Spitzenlastzeiten ausgelegt waren. Die Stadtwerke streben nach eigenen Angaben eine Inbetriebnahme der beiden neuen Turbinen für 2019 an.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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