Ernst Weidenbusch war sich bewusst, dass sein Grußwort bei der Unterföhringer Bürgerversammlung nicht besonders feierlich klang. „Ich hätte gerne positiver berichtet, aber das wäre unseriös“, sagte der stellvertretende Landrat (CSU). Denn dem Landkreis München geht es nicht gut; die globalen Auswirkungen der Kriege in der Ukraine sowie im Nahen Osten, gepaart mit einer rückläufigen Kaufbereitschaft der Deutschen haben ihn finanziell in eine „sehr ernste Situation“ gebracht. Eine Besserung sei in der nächsten Zeit nicht absehbar, so Weidenbusch. „Da werden sowohl auf die Kommunen als auch den Landkreis Einschnitte zukommen, die wir uns nicht haben vorstellen können.“
Das Konjunkturtief habe auch vor Unterföhring „nicht Halt“ gemacht, wie Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft) in seinem Jahresbericht vor etwa 120 Zuhörern bestätigte. Die Gemeinde musste gerade erst ihre Pläne für ein neues Rathaus auf Eis legen, nachdem bekannt geworden war, dass unerwartet die Gewerbesteuereinnahmen eingebrochen waren. Im März hatte die Kommune ihre wichtigste Einnahmequelle heuer mit 65 Millionen Euro angesetzt; im Halbjahresbericht ging der Kämmerer gar noch von 92,5 Millionen Euro aus. Mittlerweile rechnet man mit Einnahmen unter 54 Millionen Euro. „Unterföhring ist aber nach wie vor keine arme Gemeinde und so schnell geht uns auch nicht das Geld aus“, versicherte Kemmelmeyer. Angesichts der vielen „Verpflichtungen und offenen Projekte“ wolle die Verwaltung aber nun sparsamer haushalten.
Denn auch ohne das neue Rathaus wird in Unterföhring derzeit viel gebaut. Nach zwei Jahren ist etwa das neue, 35 Millionen Euro teure Feuerwehrgerätehaus fast fertiggestellt; ebenso das Junge Wohnen an der Isaraustraße, wo im Dezember die ersten Mieter einziehen können. An der Schulstraße entsteht derzeit ein Hort samt Mittagsbetreuung mit Platz für 300 Kinder. Gleichzeitig laufen noch die Sanierungsarbeiten der Grundschule an der Bahnhofstraße. Dort soll der Betrieb nach den Pfingstferien 2025 anlaufen können.
Bis 2040 will Unterföhring treibhausgasneutral sein, sagt der Bürgermeister
Als große Ziele der Gemeinde nennt Kemmelmeyer mehr bezahlbaren Wohnraum sowie Nachhaltigkeit. So verfüge die Kommune derzeit über 800 Appartements; an weiteren Projekte wie dem Quartier „Neues Mitterfeld“ oder einem Geschosswohnungsbau am ehemaligen Wehnerhof werde bereits gearbeitet. Bis zum Jahr 2040 will Unterföhring „treibhausgasneutral“ sein – dafür entwickle man gerade ein Radverkehrskonzept. Seit diesem Jahr ist außerdem der Block 2 des Heizkraftwerkes von der Kohle- auf die Erdgasverbrennung umgestellt und soll laut den Stadtwerken München (SWM) so noch bis maximal 2035 betrieben werden.
Nach seinem Bericht eröffnete der Rathauschef die Runde für Bürgerfragen und -anträge. Die Bedenken von Josef Trundt von der lokalen Agenda, dass die SWM planen würde, Teile des Geothermievorkommens in Unterföhring zu sichern, um letztlich das Wärmeumfeld im Umland „unter Kontrolle zu kriegen und mitzubestimmen“, versuchte Kemmelmeyer zu beruhigen: „Wir wissen, was wir an diesem Schatz haben.“
Rudolf Simbürger erkundigte sich, ob Unterföhring erwäge, die Gemeindepartnerschaft mit Kamsdorf in Thüringen aufzulösen, nachdem dort bei den Landtagswahlen ein Großteil der Bevölkerung für die AfD gestimmt hatte. Kemmelmeyer verneinte entschieden. „Es ist nicht die Zeit, Gespräche und Kontakte abzubrechen.“ Nur ein intensiver Austausch könne helfen, „uns gegenseitig zu verstehen“.