Süddeutsche Zeitung

Universität der Bundeswehr:Zapfenstreich mit Appell

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer kommt ein letztes Mal nach Neubiberg, um 662 Studierende zu Offizieren zu befördern. Sie richtet eindringliche Worte an die Truppe

Von Lars Brunckhorst, Neubiberg

Es dürfte ihr letzter Besuch als Verteidigungsministerin in Neubiberg gewesen sein: Annegret Kramp-Karrenbauer ist drei Monate vor der Bundestagswahl noch einmal an die Bundeswehr-Universität gekommen, um 662 Studierende zum Offizier zu befördern. Dass die Ministerin die Beförderung persönlich vornahm, unterstreiche den hohen Stellenwert dieses Ereignisses, so Universitätssprecher Michael Brauns.

Für die Studentinnen und Studenten sei die Beförderung in den ersten Offiziersdienstgrad ein unvergesslicher Moment, so Brauns. Die Ernennung zum Leutnant gilt als die emotional wichtigste Beförderung innerhalb der Offizierslaufbahn. Der Appell auf dem Gelände der Universität fand unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen statt. So traten die angehenden Offiziere im Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern zueinander an. Um ihren Familien und Freunden eine Teilnahme zu ermöglichen, wurde der Beförderungsappell aufgezeichnet.

Uni-Präsidentin Merith Niehuss richtete sich in ihrer Ansprache persönlich an die Studierenden: "Gerade in Krisenzeiten wie diesen wird den Menschen bewusst, wie wichtig Hilfe und Unterstützung durch die Bundeswehr auch im Inland sind." In Bereichen wie etwa Pflegeeinrichtungen hielten Soldatinnen und Soldaten während der Pandemie den Betrieb aufrecht. "Sie verhindern den Zusammenbruch des Systems."

Die Verteidigungsministerin ging in ihrer Rede auf die neuen Bedrohungslagen in einer sich rasch verändernden Welt ein. Die jungen Offiziere müssten sich dabei gegen Angriffe auf eine gemeinsame Werteordnung behaupten, die Garant für Freiheit, Sicherheit und Wohlstand sei. "Sicherheit darf nicht mehr regional begrenzt gedacht werden", sagte Kramp-Karrenbauer. Der Weltraum kenne keine Grenzen und auch der Cyberraum sei grenzenlos und die Folgen des Klimawandels schafften neue geopolitische Realitäten. Angesichts jüngster Fälle von rechtsextremen Umtrieben in der Bundeswehr appellierte die Ministerin an die jungen Offizierinnen und Offiziere, mit "starkem demokratischen Kompass" zu führen. "Wann immer Ihre Werte in Gefahr sind und von Extremisten bedroht werden, wann immer Sie eine vermeintlich beiläufige Bemerkung hören oder grobe Verfehlungen erleben: Schauen Sie nicht weg, sondern zeigen Sie Haltung." Den Besuch an der Uni nutzte die Bundesverteidigungsministerin auch, um sich über aktuelle und strategische Forschungsprojekte zu informieren, etwa in den Bereichen Satellitenkommunikation, Mobilität sowie Mechanik in der Luft- und Raumfahrttechnik.

Diese Projekte sind Bestandteil des neu gegründeten Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr. Zum Abschluss besuchte Kramp-Karrenbauer das Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung, das federführend von Carlo Masala, einem Professor für internationale Politik, aufgebaut wird. Ziel ist, die IT-unterstützte Krisenfrüherkennung mit wissenschaftlichen Methoden weiterzuentwickeln. Aus der Analyse der Daten sollen mit Hilfe künstlicher Intelligenz Modelle mögliche Krisen weltweit erkennen und sie grafisch darstellen.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2021
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