Nach dem Unfall einer Schulweghelferin am vergangenen Dienstag in Garching fordern Elternbeiräte der örtlichen Schulen und Schulweghelfer mehr Sicherheit auf dem Schulweg und die temporäre Sperrung der fraglichen Straßen für den Verkehr. Die Bürgerfragestunde vor der Stadtratssitzung am Donnerstagabend haben Beiräte und Helfer genutzt, um eindringlich an Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) und die Stadträte zu appellieren, dem gefährlichen Chaos auf den Straßen rund um die Grundschulen und das Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) vor Unterrichtsbeginn den Garaus zu machen. Seit Ende Oktober liegt ein entsprechender Antrag im Rathaus. Damals hatten 40 Kinder und Erwachsene mit einer Demo vor dem Ratssaal verlangt, die Straße an den Schulhäusern einfach mal zu sperren.
Der Unfall vom vergangenen Dienstag hat die Elternbeiräte auf den Plan gerufen. Nach Polizeiangaben soll ein bislang unbekannter Autofahrer eine Schulweghelferin an der Poststraße unweit der Grundschule West mit seinem Wagen erfasst sowie verletzt haben und dann geflüchtet sein. Die 51 Jahre alte Frau sei in der Früh dort an einem Fußgängerübergang im Einsatz gewesen, ehe sie von zwei Passantinnen verletzt auf dem Boden liegend gefunden worden sei, die dann den Rettungsdienst alarmiert hätten. Gegenüber den beiden Zeuginnen habe sie angegeben, dass sie von einem Auto angefahren worden sei.
Harald Kirchner, nach eigenen Angaben seit vielen Jahren selbst Schulweghelfer an der Kreuzung von Münchener Straße und Auweg sowie vertretungsweise auch am Postweg, schilderte dem Stadtrat die Situation. Fast jeden Morgen komme es zu riskanten Manövern, sagte er. „Mal fährt einer bei Knallrot über die Ampel, dann überholt ein anderer den, der brav stehen bleibt.“ Kirchner erinnerte den Stadtrat daran, dass er bei einer früheren Bürgerversammlung eine Blitzerampel gefordert habe, um die Verkehrssünder zumindest finanziell zu belangen. Geschehen sei nichts.
Der Unfall aber zeige, wie angespannt die Lage vor den Schulen sei, sagte der Garchinger und kritisierte zugleich, „dass vor allem die Elterntaxis“ die Schulweghelfer und auch die Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kämen, gefährdeten. Die Bemühungen der Schulen, Eltern davon abzuhalten, „ihre Kinder am besten bis ins Schulhaus zu fahren“, reichten nicht mehr aus. Jetzt müsse etwas geschehen, Garching müsse endliche sogenannte Schulstraßen anordnen, wie es in anderen Städten bereits der Fall ist, so Kirchner.

Hans Hofmann vom Elternbeirat des Werner-Heisenberg-Gymnasiums unterstützte diese Forderung und überreichte Bürgermeister Gruchmann ein gemeinsames mehrseitiges Positionspapier der Elternbeiräte, das der SZ vorliegt. Darin heißt es: „Der Schulweg stellt für viele Kinder in Garching ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Insbesondere die hohe Verkehrsbelastung in den unmittelbaren Schulumfeldern erhöht die Gefahr von Unfällen.“ Der Elternbeirat am WHG schlägt zusammen mit den Elternbeiräten der Grundschulen Ost und West vor, Schulstraßen am Angerlweg/Professor-Angermair-Ring und an der Poststraße einzuführen – und zwar zeitnah. Der Professor-Angermair-Ring sei bereits bis 2010 als Schulstraße geregelt gewesen, erinnern die Elternbeiräte. „Eine Wiederaufnahme dieser Regelung sowie die Ausweitung auf weitere Schulstandorte sind dringend notwendig.“
Ein weiteres Abwarten erhöhe die Gefahr von Verkehrsunfällen mit Schulkindern. Die bisherige Situation führe überdies zu einer hohen Belastung durch unsicheren Schulwegverkehr und schrecke Kinder und Eltern vom eigenständigen Gehen oder Radfahren zur Schule ab. Dies fördere die Abhängigkeit von Elterntaxis und verschärft das Problem zusätzlich, so die Elternbeiräte.
Bürgermeister Gruchmann versicherte den zahlreichen Vertretern von Beiräten und Schülerlotsen, dass die Stadt einen entsprechenden Antrag bereits seit Ende Oktober „in Arbeit habe“. Allerdings müsse geprüft werden, ob die Leitlinien aus Nordrhein-Westfalen auch in Bayern ihre Gültigkeit hätten. Diese Fragen seien an das Landratsamt als Verkehrsbehörde weitergeleitet worden, nun müsse das bayerische Innenministerium entscheiden.
Was den Unfall der Schulweghelferin an der Poststraße angehe, mahnte Gruchmann zur Vorsicht: „Manchmal stellt sich etwas anders dar, als es den ersten Anschein hatte“, sagte er nebulös. Er habe bei der Polizei nachgefragt, könne aber wegen der laufenden Untersuchung nicht mehr sagen. Den Elternbeiräten und Schulweghelfern aber machte der Garchinger Bürgermeister Hoffnung: „Wir bekommen das hin“, versprach er. Die geforderte temporäre Sperrung von Straßen vor den Schulen könnte also schon bald kommen.