Unfall:Böses Ende eines Burschenausflugs

Unfall: Die traurigen Reste eines feuchtfröhlichen Ausflugs: Ein Anhänger liegt nach dem Unfall bei Egmating umgekippt neben der Straße.

Die traurigen Reste eines feuchtfröhlichen Ausflugs: Ein Anhänger liegt nach dem Unfall bei Egmating umgekippt neben der Straße.

(Foto: Christian Endt)

Eine Gruppe aus Taufkirchen verunglückt in Egmating bei einer Tour zu verschiedenen Maifeiern mit einem Traktorgespann. 17 junge Leute werden zum Teil schwer verletzt, die Polizei ermittelt

Von Daniela Gorgs, Patrik Stäbler und Lars Brunckhorst, Taufkirchen/Egmating

Auch einen Tag nach dem schweren Unfall auf einer Maibaumtour mit 17 Verletzten herrscht Rätselraten über die Gründe. Das liegt auch daran, dass sich alle Beteiligten in Schweigen hüllen. So wollte sich der Vorsitzende des Burschenvereins Taufkirchen, zu dem die Verunglückten gehören, weder über den Unfall noch über die Teilnehmer äußern. Auch seitens der örtlichen Feuerwehren, die bei dem Unfall eingesetzt waren, gab es keine Aussage. Nur so viel steht fest: Der 17-Jährige, der am Steuer saß, hätte den Traktor mit zwei Anhängern voll Feiernden wohl nicht fahren dürfen.

Die ausgelassene Tour des Taufkirchner Burschenvereins mit einem Traktorgespann endete am Maifeiertag abrupt in Egmating (Landkreis Ebersberg). Kurz vor 18 Uhr rollte das Gespann mitten im Ort den stark abschüssigen Apostelweg hinunter, dabei drückten die zwei Anhänger gegen den Traktor und verkeilten sich. In Höhe der Abzweigung Kreuzberg kippte das Traktorgespann schließlich um. Die Fahrgäste stürzten auf die Straße, einige wurden unter dem ersten Anhänger eingeklemmt. Zwei Männer im Alter von 25 und 36 Jahren erlitten dabei so schwere Kopfverletzungen, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten. 15 weitere Fahrgäste kamen mit Schürfwunden und Prellungen davon. Der 17-jährige Fahrer erlitt einen Schock, blieb aber körperlich unverletzt.

In ersten Meldungen am Mittwochabend war zunächst sogar von 21 Verletzten die Rede, auch hieß es, der Fahrer sei erst 16 Jahre alt gewesen. Ob er unter Alkoholeinfluss stand und über eine Fahrerlaubnis für den Traktor verfügte, war am Donnerstag nicht in Erfahrung zu bringen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, ging es den Schwerverletzten am nächsten Tag besser, sie haben das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Nach Informationen des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord unternahm die Gruppe eine Maibaumfest-Tour und besuchte traditionelle Feiern im Münchner Südosten. Insgesamt 36 junge Frauen und Männer saßen auf zwei landwirtschaftlichen Anhängern, die mit Biertischgarnituren ausgestattet waren. Ein Oldtimer-Bulldog zog die Anhänger von Maibaumfeier zu Maibaumfeier. Auf dem Weg nach Neubiberg passierte der Unfall. Die Polizei vermutet, dass die Bremsleistung der Zugmaschine nicht ausreichte.

Die zuständige Polizeiinspektion Ebersberg ermittelt jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung und Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung. Die Staatsanwaltschaft München II ordnete ein technisches sowie ein unfallanalytisches Gutachten an. Laut Ulrich Milius, Leiter der Polizeiinspektion Ebersberg, wird geprüft, ob der Traktor und die beiden Anhänger die erforderlichen technischen Anforderungen erfüllten. Zudem werde geklärt, ob es sich bei der Maibaumfest-Tour um eine Brauchtumsveranstaltung handelte. Laut Straßenverkehrsordnung ist der Personentransport auf Traktorgespannen normalerweise nicht zulässig. Ausnahmen gelten bei Brauchtumsveranstaltung wie beispielsweise im Fasching. In solchen Fällen darf ein Traktor ein Anhängergespann ziehen, auf dem Personen sitzen. Das Gesetz schreibt für diese Ausnahmen geeignete Sitze vor. Zudem darf nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Und: Der Fahrer muss über einen entsprechenden Führerschein verfügen - und mindestens 18 Jahre alt sein.

Eine Sprecherin des Landratsamtes München, zu dem die Führerschein- und Zulassungsstelle gehört, bestätigte auf SZ-Anfrage die Ausnahmen von der grundsätzlichen Regelung. Im konkreten Fall müssten allerdings die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft abgewartet werden.

Laut dem Ebersberger Kreisbrandrat Andreas Heiß, der am Mittwochabend selbst an der Unfallstelle war, bot sich dem Großaufgebot an Rettungskräften zunächst ein komplett unübersichtliches Bild. Insgesamt 90 Feuerwehrkräfte aus Oberpframmern, Egmating, Glonn, Aying und Hohenbrunn unterstützten den Rettungsdienst des Roten Kreuzes bei der Versorgung der Unfallopfer und die Polizei bei der Absperrung der Straßen und den Aufräumarbeiten. Die Schwerverletzten wurden mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: