Populismus in Lederhosen:Von Baierbrunn in die New York Times

Populismus in Lederhosen: "Small Village in the Isar valley": Die New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe groß über Baierbrunn.

"Small Village in the Isar valley": Die New York Times berichtet in ihrer Online-Ausgabe groß über Baierbrunn.

(Foto: New York Times)

Die renommierte Zeitung berichtet vom Gautrachtenfest im Landkreis München. Und zieht dabei Parallelen zwischen Markus Söder und Donald Trump.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Bei so mancher Gemeinderatssitzung im Oberland ist die Lederhosendichte erstaunlich hoch, sowohl bei den gewählten (männlichen) Vertretern wie auch im Publikum. In Baierbrunn hält sie sich gewöhnlich in Grenzen, bei der jüngsten Sitzung war freilich Richard Händl, der Vorsitzende des Trachtenvereins D'Georgenstoana, in stilgerechter Gewandung erschienen. Er bedankte sich für den Rückhalt, den die Baierbrunner Trachtler bei der Ausrichtung des Gaufestes Ende Juni durch die Gemeinde erfahren hatten und resümierte: "In der Summe war es ein gutes Fest für Baierbrunn."

Baierbrunns Bürgermeister in der New York Times

Bürgermeister Wolfgang Jirschik korrigierte ihn verschmitzt: "Das war kein gutes, sondern ein saugutes Fest." Das für die Gemeinde und nicht zuletzt für ihn persönlich einen geradezu extraordinären publizistischen Nebeneffekt zeitigte: Die ruhmreiche New York Times berichtete in einem Artikel über Bayern und den dort wachsenden Populismus auch vom Gaufest in Baierbrunn, zu dem nicht nur Tausende traditionell gewandete Gäste kamen, sondern das ja auch Ministerpräsident Markus Söder für einen Wahlkampfauftritt nutzte.

Die Reporterin der US-amerikanischen Zeitung begibt sich in dem Text auf Spurensuche in einem Bundesland, in dem es den Menschen im Prinzip sehr gut geht, und das doch in jüngerer Zeit offenbar anfälliger für populistische Parolen geworden sei. Es geht aber auch um die besonderen identitätsstiftenden Kräfte hier, die Liebe zur Tradition, die sich anhand eines Gaufestes wie dem in Baierbrunn natürlich schön demonstrieren lassen. "Even teenagers sometimes don dirndls and lederhosen for a night out at the disco", schreibt die Autorin. Auch unter den Jungen - gerade im altbayerischen Raum - gilt die Tracht quasi wieder als sexy und Bekenntnis zur Heimat.

Illustriert wird der Text mit dekorativen Bildern von den feierlichen Tagen in der Isartalgemeinde: Trachtler und Trachtlerinnen, Gebirgsschützen, Bierzeltatmosphäre, Landrat Christoph Göbel mit seinem CSU-Parteifreund Söder.

Bayern ist wie Texas: "Rich, religious and on the southern border"

Interessant: Der ein oder andere Baierbrunner kommt in dem Artikel ebenfalls zu Wort, besonders Jirschik darf seine Einschätzungen zur aufgeheizten politischen Lage kund tun: "Wenn ich die Entwicklungen betrachte und den neuen Tonfall, dann habe ich schon Befürchtungen", wird er in der NYT zitiert. Zudem wird Bayern mit Texas verglichen ("Rich, religious and on the southern border") und Söder als "Germany's Trump" bezeichnet.

Zum Original-Trump-Satz "Make America great again" darf sich der Isartaler Rathauschef auch äußern: "As Wolfgang Jirschik, mayor of Baierbrunn, a small village in the Isar valley near Munich put it: 'There is no need to make Bavaria great again. It is already pretty great.'" Dass das kleine Baierbrunn durch den Artikel in der berühmten amerikanischen Zeitung größer respektive großartiger geworden ist, kann nicht ausgeschlossen werden. "Baierbrunn ist in der Welt bekannt geworden", resümierte Jirschik. Mit einem Augenzwinkern.

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