Umzug:Die Enge hat ein Ende

Die 99 Bewohner des Haarer Pflegeheims Maria-Stadler-Haus warten darauf, dass sie in den hellen, modernen und deutlich großzügigeren Neubau ziehen können. Am 24. Juni soll es soweit sein

Von Bernhard Lohr, Haar

Es herrscht reger Betrieb. An vielen Ecken wird gewerkelt. Arbeiter pflastern die Zufahrt. Drinnen in der künftigen Cafeteria des viergeschossigen Baus an der Vockestraße in Haar ist Material gelagert. Schränke werden angeliefert, auf den Stockwerken montieren Arbeiter die Stationsküchen. Und am Haupteingang zimmern zwei Männer an der Holzkonstruktion für die Rezeption, wo Besucher künftig in ein freundliches Ambiente eintauchen sollen. Doch noch ist das neue Maria-Stadler-Haus im Jugendstilpark, in das die 99 Bewohner des in die Jahre gekommenen Pflegeheims im Ortszentrum umziehen sollen, eine große Baustelle.

Es sind spannende Wochen für die betagten Bewohner und die Angehörigen. Wie oft bei solchen Großprojekten konnten Termine nicht gehalten werden. Der Umzug verzögerte sich. Fragen kamen auf. Doch jetzt sieht Michael Settgast, Geschäftsführer der gemeindlichen Betreibergesellschaft, soweit Planungssicherheit, dass er den 24. Juni als definitiven Umzugstermin nennt. Er erlebe auf allen Seiten "großes Verständnis für die Situation", sagt Settgast. Man informiere intensiv auf Angehörigenabenden über das, was komme. Der Umzugstag sei schon weitgehend geplant, erzählt er. Möbelpacker sind organisiert. Die Johanniter bieten einen Fahrservice an, um die Bewohner die ein, zwei Kilometer weiter in ihr neues Heim zu bringen.

Haar, Jugendstil-Park, Maria Stadler Haus und Pflegeheim,

Außen sind noch die Bauarbeiter zugange.

(Foto: Angelika Bardehle)

Dieses von der Firma Erlbau als Generalunternehmer errichtete Gebäude wird ihnen und den Pflegekräften, das ist definitiv zu erkennen, einen ganz neuen Standard bieten. Auf vier Geschossen werden jeweils zwei Wohngruppen eingerichtet mit insgesamt 142 Plätzen. Die Zahl der Einzelzimmer steigt deutlich auf 126, nur acht Doppelzimmer wird es geben. Es wird ein helles Haus, mit großen Fenstern bis zum Boden, einem robusten Bodenbelag in Eichenoptik im gesamten Gebäude, der dem Ganzen einen edlen Charakter verleiht. Alle Einrichtungsgegenstände würden neu angeschafft, sagt Michael Settgast beim Rundgang über die Baustelle.

Der Betrieb im alten Maria-Stadler-Haus ist derzeit von den Aufsichtsbehörden nur noch befristet genehmigt. Manche erforderlichen Standards, etwa bei der Zahl der Einzelzimmer, werden nicht mehr erfüllt. Einst hatte ein Verein das Haus geführt, dann übernahm die Gemeinde die Regie und gab schließlich die Geschäftsführung an die auf Seniorenheime spezialisierte Unternehmensberatung Schwan & Partner in Oberhaching ab, bei der Settgast auch in der Geschäftsleitung sitzt. Seitdem wurde der Betrieb der Haarer Senioren-Einrichtung professionalisiert.

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Geschäftsführer Michael Settgast, ist zuversichtlich, dass der Umzugstermin am 24. Juni eingehalten werden kann.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Defizite, die früher jährlich aufliefen und aus der Gemeindekasse beglichen werden mussten, gibt es nicht mehr. Der Neubau im Jugendstilpark wurde geplant und auch gleich eine Einrichtung "Wohnen mit Service" nebenan hingestellt, in der 60 Apartments für ältere Menschen zur Verfügung gestellt werden. Seit Anfang des Jahres leben dort schon Senioren, mehr als 50 sind es mittlerweile. Es wird ein Mittagstisch angeboten, ein Notruf und anderes gehört zum Basisangebot, das auf Wunsch auch erweitert werden kann. Auch dort, wo ebenso wie im Pflegeheim Bürger aus Haar Vorrang bei der Belegung haben, organisiert die Maria-Stadler-Haus gGmbH den Betrieb. Die künftige Zentralverwaltung wird bald im Pflegeheim gegenüber residieren. Das alte Pflegeheim in der Ortsmitte wird in Kürze umgebaut. Dort sollen außer Wohnungen für Senioren und für Bedienstete in kommunalen Unternehmen auch Teile der Verwaltung einziehen. Das zu eng gewordene Rathaus liegt gleich gegenüber.

Langsam zeichnet sich das Ende einer schwierigen Umbruchphase ab. Settgast ist an mehreren Fronten gefordert. Auch neues Personal für den Ausbau der Seniorenangebote muss akquiriert werden. "Natürlich bin ich froh, wenn wir umgezogen sind", sagt er und lobt seine Mitarbeiter: "Ich habe eine gute Mannschaft." Settgast wirkt zufrieden, was die Personalakquise angeht, und erzählt ausgiebig, was für Vorteile Beschäftigte in den neuen Häusern in Haar hätten. Man habe eigens im Freien einen nicht einsehbaren Bereich für Raucher geschaffen, erzählt er. Man wolle ja auch mal unbeobachtet sein.

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Im Inneren werden schon die Möbel montiert.

(Foto: Angelika Bardehle)

Vor allem sollen von dem neuen Pflegeheim aber die Bewohner profitieren. Im alten Haus gab es vor Jahren Probleme, weil sich im Obergeschoss unter dem Dach die Hitze staute. Räume für Gemeinschaftsaktionen waren begrenzt. Jetzt im neuen Gebäude gibt es Wohnküchen und Gemeinschaftsflächen auf allen Stockwerken, unten eine Cafeteria, einen flexibel nutzbaren Mehrzweckraum, einen Garten, den auch Patienten mit Demenz nutzen können, die mit Hilfe elektronischer Fußbänder möglichst große Bewegungsfreiheit genießen sollen.

Mit dem Wohnen-mit-Service-Komplex gegenüber will man zusammenarbeiten. Dort ist sogar ein Fitnessraum eingerichtet. Vor allem aber sollen Bewohner von dort, wenn es so weit sein sollte, ins Pflegeheim wechseln können. Eine Großküche ist so ausgelegt, dass sie auch Abnehmer außerhalb versorgen könnte.

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