Umweltschutz:Blühende Landschaften überall

Renaturierung, Ausgleichsflächen im Landkreis

Damit es an vielen Stellen im Landkreis blüht und grünt, gibt der Landkreis bis 2022 insgesamt 2,63 Millionen Euro aus.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für den Erhalt der Artenvielfalt legt der Landkreis bis 2022 ein Förderprogramm auf. Allein in diesem Jahr wurde Saatgut für mehr als 15 Hektar verteilt

Von Iris Hilberth, Landkreis

Der Juni ist sicher eine geeignete Zeit, um über Naturvielfalt im Landkreis zu beraten. Es blüht zwischen Garching und Aying, im Isartal wie am Hachinger Bach, entlang Ismaninger Äcker und auf Oberhachinger Kreisverkehren. Die Bezeichnung Blühstreifen ist spätestens seit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" zum allgemeinen Wortschatz geworden und lässt immer mehr Gartenbesitzer zu geeignetem Saatgut greifen. Aber es könnte besser sein, die Biodiversität und damit die Lebensqualität soll weiter gefördert werden, darin sind sich die Mitglieder im Ausschuss für Energiewende, Landwirtschaft und Umweltfragen einig. Deshalb haben sie dem Fachkonzept "Natur Vielfalt Leben" des Landkreises zugestimmt.

Es sieht zahlreiche Maßnahmen für einen blühenden Landkreis vor, die im Laufe des Projektes zwischen 2020 und 2022 insgesamt 2,63 Millionen Euro kosten sollen. Das Landratsamt rechnet mit einer Förderung von 75 Prozent insbesondere durch den Bund, wodurch sich die Ausgaben für den Kreis auf 65 7 381 Euro reduzieren.

Bereits im Februar 2017 hatte sich der Landkreis die Förderung der Biodiversität auf die Fahnen geschrieben und ein Jahr später beschlossen, die Ideen hierzu in ein Konzept zu gießen. "Ein anspruchsvolles Projekt", findet Landrat Christoph Göbel (CSU). Auch der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands und CSU-Kreisrat Anton Stürzer ist beeindruckt von den Plänen, die Michael Wagner von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts im Ausschuss präsentierte. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Verwaltung in der Lage ist, in so kurzer Zeit ein solches Konzept auszuarbeiten", lobt Stürzer.

Zugleich hat der Kreis mit der Förderung der Biodiversität nicht gewartet, bis das Papier mit den vielen konkreten Handlungsempfehlungen vorlag. Bereits 2018 und 2019 wurden durch die Verwaltung einige Maßnahmen umgesetzt. So hat das Landratsamt unter dem Motto "Blühende Äcker und Feldraine" im vergangenen Jahr artenreiche Blühmischungen mit gebietsheimischen Arten an interessierte Landnutzer sowie Gemeinden für etwa 9,3 Hektar ausgegeben. In diesem Jahr wurden "Wildbienen-Paten" gesucht, die bereit sind, mehrjährige, dauerhafte und artenreiche Blühwiesen und Feldraine anzulegen. Laut Landratsamt wurde Saatgut für mehr als 15 Hektar kostenlos bereitgestellt. Um eine nachhaltige Förderung sicher zustellen, setzt die Behörde mittlerweile auf Saatgut für mehrjährige Ansaaten. Insgesamt hat der Kreis in den vergangene beiden Jahren 35 303 Euro dafür ausgegeben. Damit konnten insgesamt 24,4 Hektar artenreiche Blühflächen angelegt werden.

Nun sollte aber gleichzeitig auf Basis einer Analyse der Ausgangslage im Landkreis München die Förderung der Biodiversität nicht dem Zufall überlassen, sondern strukturiert angegangen werden. Dabei fiel vor allem auf, dass die in den Neunzigerjahren amtlich kartierten Biotope nicht mehr der Realität entsprechen. "Viele hier verzeichnete Biotope existieren nicht mehr", sagt Wagner. Heckenstrukturen sind durch Baumaßnahmen oder Umwandlung in Acker verloren gegangen. Dynamische Biotope wie Initialvegetation in Kiesgruben haben sich genauso verändert wie das kleiner gewordene Extensivgründland.

Die FDP-Fraktion hat daher eine neue Kartierung der Biotope durch den Landkreis gefordert. Allerdings ist dies eine staatliche Aufgabe. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) soll nun erneut gebeten werden, eine solche Kartierung auszuschreiben. Problem dabei ist nur, dass das LfU im Herbst 2018 schon einmal die Aktualisierung der Biotopkartierung ausgeschrieben, jedoch keinen Interessenten hierfür gefunden hatte. Die ebenfalls von der FDP beantragte Kartierung der Ausgleichs- und Ersatzflächen soll hingegen in das Fachkonzept des Landkreises aufgenommen werden.

Das gilt auch für den von den Freien Wählern angeregten Umweltwettbewerb an Schulen und für Gärten von Privatpersonen und Firmen. Dazu zählen etwa die Aktionen "Vielfalt im Klassenzimmer" und "Unser neuer Schulgarten" sowie "Lebensraum für Insekten in bester Lage - Grün aufs Dach". Es wird aber auch Wettbewerbe wie "Der schönste Straßenrand im Münchner Land", einen Insektenlehrgarten für Kinder und ein Wiederansiedlungsprojekt für Ackerwildkräuter geben.

Die Liste der Maßnahmen reicht von einer Beratung für Landwirte über ein Spenderflächenkataster und Flächenvermittlung für seltene Pflanzenarten und Vegetationstypen bis hin zu dem vierteiligen Projekt "Vielfalt mal 29 hoch x", bei dem es um 1000 blühende Flächen, Bäume und Hecken für den Landkreis geht sowie einem Artenhilfsprogramm für Insekten aus den unterschiedlichen Lebensräumen wie Hecken, Gebüsche, Streuobstwiesen, Gewässer und Siedlung.

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