Umwelt:Wertvolle Vielfalt

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Oberhaching will Modellgemeinde für Artenschutz werden

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Vielleicht wird der Gemeinderat von Oberhaching demnächst mal eine Reise nach Tännesberg unternehmen. Die Gemeinde in der Oberpfalz gilt als vorbildlich, wenn es um Artenvielfalt geht. Sie ist sogar Deutschlands erste Biodiversitäts-Gemeinde und damit Vorreiter für das bayernweite kommunale Projekt "Marktplatz der biologischen Vielfalt". Zehn Modellgemeinden sollen aus den verschiedenen Bezirken des Freistaats dafür ausgewählt werden. Das Projekt wird über den bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale gefördert und vom Bayerischen Umweltministerium und dem bayerischen Gemeindetag unterstützt.

Oberhaching hat sich dafür beworben und hofft dadurch, das Thema Biodiversität in der Gemeinde und im gesamten Hachinger Tal voranzubringen. In seiner jüngsten Sitzung sprach sich der Gemeinderat einstimmig für eine Teilnahme aus. Ein solcher Beschluss ist die erste Voraussetzung, um vier Jahre lang Modellgemeinde zu werden.

Vor zehn Jahren hat die bayerische Staatsregierung ressortübergreifend die "Bayerische Biodiversitätsstrategie" beschlossen. Damit sollen die fortschreitenden Verluste an biologischer Vielfalt gestoppt oder zumindest deutlich zu verlangsamt werden. Es geht dabei um den Reichtum an Arten, Lebensräumen und Ökosystemen, aber auch um die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Pflanzen- und Tierarten. Die biologische Vielfalt in Bayern gilt als überdurchschnittlich hoch, hier sind etwa 60 000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nachgewiesen. Doch die Zahl der Arten, die vom Aussterben bedroht sind, wächst, der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Bericht aus dem Jahr 2013 bestätigt einen hohen Handlungsbedarf.

Die Tännesberger haben sich nun seit 2008 verstärkt daran gemacht, den Schutz, die Erhaltung und den Ausbau der Biodiversität im Gemeindegebiet durch gezielte Maßnahmen zu unterstützen und zugleich die Kulturlandschaft zu erhalten. Auch das Bewusstseins für die biologische Vielfalt in der Bevölkerung und bei Besuchern wurde gestärkt. Flächenankauf, Gemeindeflächenmanagement, die Beratung von Landwirten zur Entwicklung von Höfen der Biologischen Vielfalt sowie die Planung und Organisation von Landschaftspflegemaßnahmen zählen ebenso zu den Maßnahmen wie die Förderung eines lokalen Netzwerkes zu Erhalt und Ausbau des Vorkommens alter Haustierrassen und alter Kultursorten und die Unterstützung und Koordination bei der Entwicklung eines regionalen Vermarktungsnetzwerkes für Naturprodukte.

Oberhaching will sich, bekommt die Gemeinde den Zuschlag, an den Erfahrungen in der Oberpfalz orientieren und die eigene Biodiversitätsstrategie weiterentwickeln. Schließlich kann sie neben zahlreichen Projekten verschiedener Institutionen und Gruppierungen auch schon einen runden Tisch der Biodiversität nachweisen, an dem unter anderen der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz und die Landwirte Platz genommen haben. Die Verwaltung ist sich sicher: Mit der Teilnahme an dem Projekt könnte die Gemeinde den Aufbau, weiteren Ausbau und die Pflege des Biotopverbundes im Hachinger Tal vorantreiben und von neuen Ansätzen sowie Ideen zur Umsetzung profitieren. Martin Weidenhiller, Leiter des Umweltamts, findet: "Aus unserer Sicht ist das eine sehr gute Sache."

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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