Umwelt:Da freut sich der Laufkäfer

Wolfram Franke Schneckenfester Garten

Wolfram Franke, 69, hat eine Gärtnerlehre und ein Landschaftspflegestudium absolviert. Er verfasste mehrere Bücher über den Garten - und arbeitet selbst darin. Bis 2016 war er Herausgeber des Magazins Kraut&Rüben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wolfram Franke gibt Tipps für einen tierfreundlichen Garten

Interview von Helena Ott, Vaterstetten

Auch Gartenbesitzer können ihren Teil zur Artenvielfalt leisten. Der Vaterstettener Wolfram Franke, ehemaliger Chefredakteur von Kraut&Rüben, weiß, wie der eigene Garten so gestaltet werden kann, dass sich Biene, Schmetterling, Vögel und Kröten wohlfühlen.

SZ: Herr Franke, was läuft falsch in unseren Gärten?

Wolfram Franke: Erst mal sind sie viel zu aufgeräumt - alles was Tieren als Unterschlupf dient, wie Laub, Reisig oder Brennnessel, wird aus dem Garten geschafft. Mit großen Pflasterflächen, Terrassen und Rasenflächen finden die Vögel und Insekten weder Nahrung noch Nistmöglichkeiten.

Wie kann der Garten wieder attraktiv für Lebewesen gemacht werden?

Wir brauchen mehr blühende und fruchttragende Pflanzen. Zum Beispiel die Wildrose, die blüht zuerst für Insekten und trägt dann noch Hagebutten, die Vögel fressen können. Auch Holunder, Liguster und Pfaffenhütchen sind beliebte Nahrungsquellen. Und selbst in kleinen Gärten findet sich immer ein Platz, einen Haufen Reisig aufzuschichten - über den freuen sich Laufkäfer, Igel und auch die Erdkröte.

Sie haben ja zwei naturnahe Gärten. Ist das nicht unheimlich viel Arbeit?

Dass ein ökologischer Garten immer gleich viel Arbeit macht, ist ein Trugschluss. Man muss Bäume und Sträucher nicht jedes Jahr radikal zurückschneiden, es reicht, wenn man sie gelegentlich auslichtet. Bodendeckende Stauden verdrängen Unkraut, blühen außerdem und ernähren die Bienen. Wenn sich Gartenfreunde einmal mit der Vielfalt der Stauden und Gehölze befassen und sich von Fachleuten beraten lassen, finden sie Lösungen für einen pflegeleichten Garten, der auch ökologisch wertvoll ist.

Was verpassen Gartenbesitzer, die auf einen Rollrasen gucken?

Tägliche Naturerlebnisse, weil sich kaum eine Biene, kaum ein Schmetterling in einen sterilen Garten verirrt. In meinem Kreativgarten habe ich im Lauf der Jahre ein gutes Dutzend Schmetterlinge beobachtet, unter anderem Tagpfauenauge, Zitronenfalter, den Kleinen Fuchs, C-Falter und Distelfalter und den Admiral.

Wie kann man den Fluginsekten helfen und ihnen mehr Raum geben?

Man sollte so viele Wildkräuter wie möglich als Nahrungspflanzen für Insekten wachsen lassen. In größeren Gärten findet sich vielleicht ein Platz für eine Blumenwiese, durch die man mit dem Rasenmäher einen Weg freihalten kann. Wo der Platz fehlt, kann man auch Wildblumeninseln oder schmale Streifen mit Wildblumen am Rand stehen lassen. Zum Nisten für Insekten eignen sich Hartholzstämme die mit Bohrlöchern mit zwei bis neun Millimeter Durchmesser versehen sind. Mit einem kleinen Teich, der weder groß noch tief sein muss, für Amphibien.

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