Ude zur Olympia-Bewerbung:"Ich bin noch beruhigter als vorher"

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Es war kein fröhlicher Betriebsausflug: OB Christian Ude über das IOC-Treffen in Acapulco und seine wichtige Mission.

C. Mayer und P. Fahrenholz

Es war kein fröhlicher Betriebsausflug, auch keine entspannte Urlaubsreise: Oberbürgermeister Christian Ude hatte beim IOC-Treffen in Acapulco an der mexikanischen Pazifikküste eine wichtige Mission: Die Münchner Olympiabewerbung 2018 - für die Präsentation flog Ude einmal um die halbe Welt.

Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 (von links): Katarina Witt, Thomas Bach, Christian Ude, Claudia Bokel und Bernhard Schwank in Acapulco (Foto: dpa)

SZ: Wie zufrieden sind Sie mit der Olympia-Präsentation?

Christian Ude: Ich bin äußerst zufrieden und sehr glücklich über all die Reaktionen, die wir von IOC-Mitgliedern und sehr vielen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) bekommen haben. So ein überschwängliches Lob hatten wir gar nicht zu erhoffen gewagt. Die Münchner Präsentation hat es offenbar geschafft, alle Vorzüge Münchens und des Alpenlandes sowie die Sportbegeisterung der Menschen hier auf sehr sachliche und zugleich emotionale Weise rüberzubringen. Mit vielen Bildern, Videos und Filmen, das war auch technisch eine tolle Präsentation. Und dann haben natürlich auch die Persönlichkeiten überzeugt, allen voran die sehr charmante Katarina Witt.

SZ: Hat sich auch ausgezahlt, dass Sie persönlich 18 Stunden nach Acapulco geflogen sind?

Ude: Ja, das war wohl tatsächlich unverzichtbar. Es wird beim IOC sehr deutlich registriert, ob politische Repräsentanten die Bewerbung tatsächlich persönlich unterstützen. Mir ist aus Kreisen des erfolgreichen Bewerbers für die Sommerspiele, Rio de Janeiro, bedeutet worden, dass die Teilnahme des Bürgermeisters von den NOK's äußerst wichtig genommen wird. Die wollen sehen, ob die Stadtspitze persönlich dahinter steht.

SZ: Hat die Botschaft der Kanzlerin auch ein bisschen geholfen?

Ude: Ja, denn es ist schon ein Kriterium, ob die nationale Politik hinter einer Bewerbung steht. Die Franzosen zum Beispiel haben einen kurzen Videoclip von Carla Bruni gezeigt...

SZ: München hat vor fast 40 Jahren die Sommerspiele ausgerichtet. Ist das für die jetzige Bewerbung ein Vorteil oder ein Nachteil, weil einige sagen könnten: Die Münchner sind ja schon einmal zum Zuge gekommen.

Ude: Das ist ein großer Vorteil. Denn viele aus der olympischen Familie kennen München schon und wissen um die Sportbegeisterung hier. Zu diesem Ruf haben auch andere sportliche Großereignisse wie die zwei Fußball-Weltmeisterschaften oder die Leichtathletik-Europameisterschaft beigetragen. Viele haben deshalb Bilder von München im Kopf, die sie auch heute noch mit dieser Stadt sympathisieren lassen.

SZ: Manche Entwicklungen in Sotschi, dem nächsten Austragungsort der Winterspiele sollen Unmut im IOC ausgelöst haben, was zu Empfehlungen geführt hat, sich künftig lieber auf klassische Wintersportregionen mit Tradition zu beschränken. Hat das Auswirkungen?

Ude: Das ist uns immer wieder bestätigt worden. München und Garmisch sind gewachsene Wintersportorte, wo die sportliche Infrastruktur und die Erfahrung mit sportlichen Großereignissen schon vorhanden sind. Das ist sehr positiv gewertet worden.

SZ: Sind Sie denn von Delegierten auf die Schwierigkeiten in Garmisch angesprochen worden?

Ude: Ja. Wir haben erklärt, dass es tatsächlich Widerstände von Grundstückseigentümern in Garmisch gegeben hat, dass aber mit Hilfe der Staatsregierung eine Lösung gefunden werden konnte und dass es jetzt keine unüberwindliche Hürde mehr gibt. Damit war das Thema erledigt. Es wird eher honoriert, dass auch Schwierigkeiten offen angesprochen und nicht geheim gehalten werden.

SZ: Man konnte in diesen Tagen viel darüber lesen, welche unsauberen Mittel bei der Vergabe von großen Sportereignissen immer wieder eingesetzt werden. Sind an Sie auch schon unsittliche Erwartungen herangetragen worden? Und wie wird München auf ein mögliches Gemauschel hinter den Kulissen reagieren?

Ude: Die Zeitungsberichte waren uns natürlich bekannt. Aber wir haben nicht den geringsten Anlass, an der Seriosität des Verfahrens zu zweifeln. Vor allem die Evaluierungskommission, die wir Anfang 2011 erwarten, ist von großer Integrität. Natürlich wird es immer Gerüchte geben über das Abstimmungsverhalten einzelner IOC-Mitglieder. Aber ein unsittliches Ansinnen ist mir noch in keinem einzigen Fall unterbreitet worden. Ich hoffe, dass dies auch bei unseren Mitbewerbern der Fall ist. Wir werden eine absolut saubere Bewerbung abliefern.

SZ: Wie war denn Ihr Eindruck von der Präsentation Ihrer beiden Konkurrenten in Acapulco?

Ude: Wir dürfen ja über Mitbewerber nichts sagen; daran will ich mich auch halten. Aber ich war nach den drei Präsentationen noch beruhigter als vorher.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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