Martinsried:Das Parkdeck steht, die U-Bahn naht

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Im Herbst 2022 soll mit den Bau der Verlängerung der U6 von Großhadern nach Martinsried begonnen werden.

(Foto: Felix Hörhager/dpa)

Projektmanager Dimitri Steinke unterrichtet den Gemeinderat Planegg über die Fortschritte bei der Planung der U-Bahn-Verlängerung nach Martinsried. Baubeginn soll im Herbst 2022 sein.

Von Rainer Rutz, Planegg

Mit Hochdruck arbeiten die staatlichen Planer der U-Bahnverlängerung von Großhadern bis zum Campus in Martinsried derzeit auf den ersten Spatenstich für die rund einen Kilometer lange Strecke hin. Das geht aus dem Bericht des Geschäftsführers der Projektmanagement- Gesellschaft U 6 Martinsried, Dimitri Steinke, vor den Gemeinderäten des Werkausschusses hervor. Laut Steinke ist man voll im Zeitplan, erste Tiefbauarbeiten sind ab dem späten Frühjahr 2022 geplant, mit der Fertigstellung der Strecke wird für 2026 gerechnet. Fast betriebsbereit ist dagegen bereits das 80 Pkw fassende Parkdeck am Biozentrum in Martinsried im Ostteil des geplanten Bahnhofs.

Martinsried: Startklar für Park and ride: Immerhin das Parkdeck am Klopferspitz nahe dem Gräfelfinger Bahnhof ist schon fast fertig.

Startklar für Park and ride: Immerhin das Parkdeck am Klopferspitz nahe dem Gräfelfinger Bahnhof ist schon fast fertig.

(Foto: Robert Haas)

Trotz der glatt verlaufenden Vorarbeiten macht sich Steinke Sorgen um verschiedene Details der Planung. "Wir haben in den letzten Monaten viele kleine und größere Herausforderungen erlebt." Die größte sei wohl der derzeitige Lieferengpass für wichtige Bauteile. Beim Parkdeck habe man "buchstäblich Schreiner auf den Knien um Angebote bitten müssen: Die Marktlage ist wirklich dramatisch". Er hoffe sehr, dass sich die Situation bis zum eigentlichen Baubeginn entspannt habe. Fachleute hätten bei Bodengutachten außerdem mit Grundwasserproblemen zu kämpfen. Auch deshalb müsse man den Plan ändern: "Wir werden die Strecke jetzt in offener Bauweise angehen." Unklarheit herrscht laut Steinke auch noch über mögliche Altlasten in den Böden. Er zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen des Gestaltungswettbewerbs für den Bahnhof: "Das ist wirklich ein Schmankerl geworden, technisch höchst anspruchsvoll." Er erwarte, dass im Frühjahr - nach den vorgeschriebenen Naturschutzgutachten - mit der Teil-Rodung des Waldes auf der Streckenführung zwischen Großhadern und Martinsried begonnen werden könne: "Und spätestens im Herbst legen wir richtig los."

In der Diskussion ging es in der Hauptsache um zwei Aspekte: Die Investitionskosten und die unmittelbaren infrastrukturellen Folgen für Martinsried. Peter von Schall-Riaucour (Pro Planegg und Martinsried), Giovanni Sammantaro (CSU) und Fritz Haugg (FDP) outeten sich zwar ausdrücklich als Anhänger des "Brain-trains", wie die U 6 genannt wird, weil sie zwei Universitäten in Garching und Martinsried verbindet, äußerten jedoch Sorgen wegen des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrs im ohnehin überlasteten Martinsried. "Mir wird ganz schwindelig, wenn ich an den Verkehrskollaps denke", meinte von Schall. Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig beruhigte: "Es wird nicht mehr Verkehr, letztlich geht es nur um eine Umverteilung." Zweite Bürgermeisterin Judith Grimme (Grüne), die die Sitzung leitete, glaubt, dass man sich die Verkehrslage zeitnah anschauen müsse: "Man darf aber auch nicht vergessen, dass die U-Bahn Verkehr aus dem Ort nehmen wird. Die U 6 wird die attraktivste Linie im ganzen MVV." Adeline Spieleder (CSU) warnte vor "Schreckgespenstern, die wir hier an die Wand malen." Die U-Bahn sei "vor allen Dingen ein Riesengewinn".

Martinsried: Im Jahr 2018 haben der damalige Planegger Bürgermeister Heinrich Hoffmann (rechts) und der Leiter der Projektmanagementgesellschaft, Dimitri Steinke den Vertrag für die Verlängerung der U-Bahn unterzeichnet.

Im Jahr 2018 haben der damalige Planegger Bürgermeister Heinrich Hoffmann (rechts) und der Leiter der Projektmanagementgesellschaft, Dimitri Steinke den Vertrag für die Verlängerung der U-Bahn unterzeichnet.

(Foto: Catherina Hess)

Zu den Kosten machte Steinke keine konkreten Aussagen. Natürlich werde nach 20 Jahren Planung alles teurer, "nix wird billiger." Planeggs Kämmerer Peter Vogel nannte bei der Vorlage des Wirtschaftsplans für das Bauprojekt allerdings genauere Zahlen. Er geht von Baukosten in Höhe von rund 168 Millionen Euro netto aus. Auf Planegg entfielen damit rund 6,4 Millionen Euro. Erste Schätzungen vor 20 Jahren waren noch von etwa 70 Millionen Euro ausgegangen.

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