Nahverkehr:Samstags fährt nur noch jede zweite U-Bahn nach Garching

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Samstags müssen Fahrgäste zwischen Garching-Forschungszentrum und Fröttmaning länger auf die U 6 warten, denn nach dem Fahrplanwechsel verkehren die Züge nur alle 20 Minuten. (Foto: Florian Peljak)

Um das Haushaltsloch des Landkreises München zu stopfen, wird der Takt der U 6 zwischen Fröttmaning und dem Forschungszentrum ausgedünnt. Auch das Geld für die Trambahn nach Grünwald wird gekürzt – aber hier springt die Gemeinde ein.

Von Sabine Wejsada, Garching

Die Einsparung ist mit knapp einer halben Million Euro vergleichsweise gering, die Folgen für Fahrgäste aber sind weitreichend: Um das Haushaltsloch von 90 Millionen Euro zumindest ein wenig zu stopfen, will der Landkreis München den Fahrplan der U 6 zwischen dem Garchinger Forschungszentrum und Fröttmaning ausdünnen. Samstags sollen die Züge auf der Strecke nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember nur noch im 20-Minuten-Takt verkehren, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend in Garching ankündigte. Es sei denn, in der Fröttmaninger Arena finden Fußballspiele statt oder es ist Oktoberfest.

Auch bei der Tramlinie 25 nach Grünwald setzt der Landkreis den Rotstift an. Damit diese trotzdem weiterhin am Samstag alle zehn Minuten fährt, wird die Gemeinde Grünwald laut dem Landrat den Fehlbetrag ausgleichen. Für Garching sei eine Übernahme dagegen keine Option gewesen, sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) am Donnerstag der SZ. Der Stadtrat habe das Thema zwar hinter verschlossenen Türen diskutiert, sei aber zu dem Schluss gekommen, dass ein 20-Minuten-Takt der U 6 an Samstagen „zumutbar“ sei, so Gruchmann.

Als Grundlage für diese Entscheidung habe man sich die aktuellen Fahrgastzahlen vorlegen lassen und nach Durchsicht festgestellt, dass die Auslastung zulasse, jede zweite Fahrt zu streichen. „Niemand muss Angst haben, dass es in den Zügen zu Stau-Situationen kommt und man keinen Sitzplatz findet“, versichert der Garchinger Bürgermeister.

Die Universitätsstadt hat ihre U-Bahn-Infrastruktur zwischen den Haltepunkten Fröttmaning und Garching-Forschungszentrum vor etwas mehr als einem Jahr im Oktober 2023 für 30 Millionen Euro an den Landkreis München veräußert. Damit habe man freilich auch an Mitspracherecht eingebüßt, so Gruchmann. Die nun anstehende Ausdünnung der Fahrten sei zwar schade, „aber uns als Stadt Garching ist bewusst, dass wir unseren Beitrag leisten müssen, um zu helfen, das große Loch im Kreisetat zu schließen“, sagte der Bürgermeister. Wenn dadurch die eingesparten gut 450 000 Euro anderweitig verwendet werden könnten, „dann soll uns das recht sein“.

„Ich glaube, da gäbe es noch härtere Einschnitte“, sagt der Landrat

Der Münchner Landrat Göbel hält die Einschnitte bei der U-Bahn ebenfalls für bedauerlich. Es sei aber „verschmerzbar“, wenn die Züge zwischen Garching-Forschungszentrum und Fröttmaning an Samstagen von 15. Dezember an nur noch im 20-Minuten-Takt verkehren. „Ich glaube, da gäbe es noch härtere Einschnitte“, sagte er am Donnerstag. Und er hoffe, dass die Veränderungen auf der Linie der U 6 nicht dauerhaft sein werden. Sollte sich die Finanzlage des Landkreises bessern, dann könnte man wieder zum dichteren Takt zurückkehren.

Bei Großereignissen wie der Wiesn und Spielen in der Fröttmaninger Arena verkehren die Züge auch nach dem Fahrplanwechsel alle zehn Minuten. Der Betrieb der U-Bahn kostet den Landkreis nach den Worten von Christoph Göbel laut den Planzahlen für 2025 gut zehn Millionen Euro im Jahr, die Tramlinie 25 nach Grünwald schlägt mit 3,3 Millionen zu Buche.

Den Zehn-Minuten-Takt der Tram 25 auch am Samstag lässt sich die Gemeinde Grünwald 120 000 Euro kosten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Weil die Isartalgemeinde aber das Angebot eines Zehn-Minuten-Takts am Samstag für ihre Bürgerinnen und Bürger auf der Strecke zwischen dem Max-Weber-Platz in München und dem Derbolfinger Platz hinter der Landkreisgrenze weiterhin aufrechterhalten will, übernimmt sie die dafür anfallenden Kosten in Höhe von 120 000 Euro pro Jahr. Die Tram ist unser „Herzblut“, sagte Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) am Donnerstag der SZ, lange genug habe man darum gekämpft.

Dem Gemeinderat und ihm sei es „enorm wichtig“ gewesen, dass die kurze Taktung bleibe. Als Kreisrat sei er zwar sehr dafür, „dass die Kosten auf den Prüfstand gestellt werden“, so Neusiedl. Aber als Bürgermeister von Grünwald müsse er für die Tram einstehen, die am Samstag auch von vielen Münchnern genutzt werde. Diesen Komfort habe man den Fahrgästen auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember bieten wollen.

Die Gemeinde Grünwald bringen die Kosten sicher nicht an die Grenzen der Belastbarkeit. Als eine der reichsten Kommunen in Deutschland, die im vergangenen Jahr 235 Millionen Euro an Gewerbesteuern eingenommen hat, kann sie den Eigenanteil leicht aufbringen. „Wir machen nicht alles, was wir uns leisten könnten“, sagte Bürgermeister Neusiedl, „aber die Tramlinie hat für uns eben Priorität“.

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