Mitten in UnterhachingWo die biegsamen Kerle wohnen

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Die besten deutschen Turner kommen alle aus derselben Münchner Stadtrand-Gemeinde. Warum eigentlich?

Kolumne von Stefan Galler,

Regionale Gegebenheiten können bestimmte Fähigkeiten fördern. "Wo die wilden Kerle wohnen", sind - glaubt man dem gleichnamigen Kinderbuch - alle große, knuffige Monster mit Hörnern und einem Hang zu Balgereien und viel Krach. Liegt vermutlich an der Umgebung. Wenn es sie wirklich geben würde, wären sie wohl regelmäßig Weltmeister im Rangeln oder auch im Lärmen, so wie die Angehörigen einiger realer Völker, die tatsächlich existierende Sportarten ausüben. Der Österreicher an sich nutzt seine Berge zum Beispiel, um sie möglichst schnell auf zwei schmalen Brettern herunterzufahren. In Hawaii oder Portugal tummeln sich begnadete Wellenreiter und so mancher Mexikaner springt außergewöhnlich gut von hohen Felsen ins Wasser. Wohl auch, weil Acapulco das Mekka all jener ist, die das für ihr Leben gerne tun.

Am Sonntag hat der Unterhachinger Turner Lukas Dauser nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen auch WM-Silber am Barren gewonnen. Er ist nicht der erste Weltklasseturner aus der Gemeinde am südlichen Rand der Landeshauptstadt und wird vermutlich auch nicht der letzte sein. Da drängt sich die Frage auf, wieso die besten deutschen Akrobaten eigentlich immer wieder von hier kommen oder zumindest - wie im Fall des gebürtigen Glonners Dauser - den Grundstein zu ihrer turnerischen Weltkarriere in Unterhaching legen. Könnte das daran liegen, dass es in der Gemeinde einen großen Hersteller von Senf gibt? Vielleicht macht das cremige Würstelgewürz ja die Gelenke besonders geschmeidig und die Riesenfelge - frisch geschmiert - noch ein bisschen runder als bei Sportlern, die sich immer nur pappsüßen Ketchup auf die Bratwurst drücken.

Vermutlich aber ist nicht der Senf das Geheimrezept für all die Nguyens, Dausers und Remutas, die vom TSV Unterhaching aus die Turnwelt erobern. Der Grund dürfte eher die überragende Förderung der Sportler von Kindesbeinen an sein, in einer Abteilung, die von Spartenleiter Oskar Paulicks umsichtig geführt wird. Und die Unterhachinger Sportarena bietet den Athleten fast so perfekte Bedingungen wie der atlantische Seegang den portugiesischen Surfern.

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