Süddeutsche Zeitung

TSV Ottobrunn:Kunstrasen rückt in weite Ferne

Mehrheit im Ottobrunner Gemeinderat argumentiert mit Umweltschutz. Vereine bedauern die Entscheidung

Von Daniela Bode, Ottobrunn

Die Fußballer des TSV Ottobrunn und des FC Ottobrunn werden erst einmal keinen zweiten Kunstrasenplatz bekommen. Der Gemeinderat hat es am Mittwochabend abgelehnt, einen Grundsatzbeschluss zu fassen, den Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) und die Gemeindeverwaltung vorgeschlagen hatten. Damit bestätigte das Gremium die negative Entscheidung des Bauausschusses. Einige Gemeinderäte brachten erneut Umweltschutzaspekte vor. Das Granulat auf Kunstrasen steht wegen des Mikroplastikgehalts in der Kritik. Andere argumentierten mit den mangelnden Erfahrungswerten für Kunstrasenfelder ohne Granulatverfüllung.

Bürgermeister Loderer warb erneut nachdrücklich für einen zweiten Kunstrasenplatz westlich des Haidgrabens, der ganzjährig bespielbar ist. Der Bedarf "ist aus Sicht der Verwaltung völlig unstrittig". Er verwies auf den schlechten Untergrund des jetzigen Platzes, der außerdem besonders frequentiert ist, weil sich dort die Flutlichtanlage befindet. Er betonte, dass ein Naturrasen - wie es im Bauausschuss vorgeschlagen worden war - keine Alternative darstellt. Beim jetzigen Platz stehen Pflegemaßnahmen wie Düngen an, "aber der Platz leidet so an dem schlechten Untergrund", dass dauerhaft kein guter Zustand hergestellt werden würde. Er verwies darauf, dass mit einem Anbieter geplant werden solle, der "die Variante ohne Mikroplastik schon zweimal verbaut hat". Er reichte ein Beispiel-Rasenstück im Gremium herum, bei dem der Hersteller angibt, alle verwendeten Materialien seien recycelbar.

Die Kritiker ließen sich jedoch nicht überzeugen. Sabine Athen (SPD) schlug vor, überprüfen zu lassen, wie man den Untergrund verbessern kann. "Das wäre deutlich günstiger." Die Kosten für den Bau des Kunstrasenplatzes waren von der Verwaltung zuletzt mit 640000 Euro netto beziffert worden. Sie verwies zudem auf die zwei Plätze ohne Granulatverfüllung, die der Anbieter gebaut hat beziehungsweise gerade fertig stellt. "Wir verlassen uns auf Herstellerangaben. Wir sollten noch ein Jahr warten" und sehen, wie die Erfahrungen sind. Auch Ruth Markwart-Kunas (SPD) hielt das Thema für "nicht entscheidungsreif" und meinte, man könne in zwei Jahren noch einmal darüber sprechen, wenn es Erfahrungen gebe. Loderer konterte, dass man alle Tatsachen nur kennen könne, wenn man den Planer planen lasse.

Doris Popp (Grüne) ging es vor allem um die Umweltbelastung wie den Plastikgehalt des Kunstrasens - etwa die Fasern aus Polyethylen - und die schwierige Entsorgung des Granulats.

Georg Weigert (CSU) hingegen versuchte, Überzeugungsarbeit für den Vorschlag der Verwaltung zu leisten. Er betonte, dass es um einen Grundsatzbeschluss gehe im Sinne von ,Wir sehen die Notwendigkeit so eines bespielbaren Platzes'. Erst die Planungsphase solle Kenntnisse bringen, wie der ausschaue. Loderer resümierte schließlich: "Die Argumente deuten darauf hin, dass Sie den Platz nicht wollen."

Einen Geschäftsordnungsantrag von Reinhard Pohl (BVO), den Tagesordnungspunkt mangels Erfahrungswerten zu vertagen, lehnte das Gremium ab. Am Ende stimmten die CSU samt dem Bürgermeister und Martin Bruno Radig (SPD) - er ist Mitglied im TSV-Vorstand - für den Vorschlag, alle restlichen anwesenden Gemeinderäte lehnten ihn ab.

Ganz ad acta gelegt ist das Thema nicht. Ruth Markwart-Kunas kündigte an, dass die SPD einen Antrag stellen werde, einen Planungsauftrag zu erteilen. Damit soll geprüft werden, wie das betreffende Rasenfeld mit einem vernünftigen Untergrund versehen werden kann.

Die Vereinsfunktionäre freilich hätten sich eine andere Entscheidung gewünscht. "Der Rasen ist in schlechtem Zustand, die Verletzungsgefahr ist sehr groß", sagt Uwe Liebstückel vom FCO-Vorstand. Ähnlich sieht es Vorstandskollege Matthias Schmidt vom TSV. "Wir haben einen Platz, der ein halbes Jahr nicht bespielbar ist", sagt er. "Ein Kunstrasenplatz würde vieles verbessern."

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SZ vom 31.05.2019
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