Michael Adolf ist 28 Jahre alt und Leichtathlet beim TSV Gräfelfing. Mit der Strecke über 400 Meter Hürden hat er sich eine sehr kräfteraubende Disziplin herausgesucht. Die Stadionrunde durchzusprinten und dabei noch zehn Hürden zu nehmen, erfordert viel Biss. Unvergessen sind die Duelle zwischen dem US-Amerikaner Edwin Moses und dem Hessen Harald Schmid in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Schmid hält bis heute mit 47,48 Sekunden den Deutschen Rekord, gelaufen 1982. Michael Adolfs beste Zeit über diese anspruchsvolle Strecke sind 50,69 Sekunden, sein größter Erfolg: der deutsche Meistertitel 2022. Auch mit der 4x400-Meter-Staffel holte er 2019 Gold bei den nationalen Meisterschaften.
SZ: Fußball ist nach wie vor Sportart Nummer eins in Deutschland. Was ist am 400-Meter-Hürdenlauf toller als an Fußball?
Michael Adolf: Die richtige Mischung von Schnelligkeit und Ausdauer zu finden, um gleichzeitig 400 Meter zu laufen und es auch noch über zehn Hürden zu schaffen.
Haben Sie Vorbilder?
Usain Bolt ist ein großes Vorbild, weil er verbildlicht, was man in der Leichtathletik theoretisch schaffen kann und wie er als ein Individuum die Sportart so polarisieren und weiter in die Gesellschaft bringen kann.
Ist Hürdenlauf gut für die Figur?
Ja und nein, wir sind sehr athletisch und muskulös, aber jedes Gewicht muss man über 400 Meter bringen.
Ist das auch gesund?
In gewissem Maße ja, ab einem bestimmten Leistungsniveau jedoch nicht, da man seinen Körper im Wettkampf und Training häufig an die Grenzen und darüber hinaus bringt. Da machen die Knochen und die Muskulatur nicht immer mit, und auch mental muss man mit Erfolgen und Rückschlägen umgehen können, was manchmal auch sehr fordernd sein kann.
Schon mal keine Lust auf Training gehabt und dann trotzdem hingegangen?
Ja, das kommt häufiger vor, als man denkt. Sei es bei schlechtem Wetter, nach einem anstrengenden Tag in Uni oder Arbeit oder wegen anderer privaten Themen. Aber man ruft sich seine Ziele wieder in den Kopf, weiß, dass sie nicht so einfach ohne Training zu erreichen sind. Man weiß auch, dass die Trainingskollegen da sind, und dann rafft man sich auf.
Ist Hürdenlauf kompliziert für Anfänger?
Er ist definitiv kompliziert und keine Einsteigerdisziplin. Erst einmal die Grundsubstanz für 400 Meter aus Schnelligkeit und Ausdauer zu erlangen und diese im Training auszuarbeiten, tut schon öfter ordentlich weh. Der technische Aspekt von Hürdenüberquerung, Schrittzahl und -gestaltung zwischen den Hürden gibt dem ganzen einen wissenschaftlichen Hauch. Und die letzten zwei Hürden bei völliger Erschöpfung noch sauber zu überlaufen, ist eine große Herausforderung.
Was war für Sie der schönste Moment im Sport?
Ich habe zwei schönste Momente im Sport: jeweils als ich Deutscher Meister wurde. 2013, als ich als Jugendlicher noch nicht wirklich damit gerechnet hatte, und dann 2022 und das noch mit atemberaubender Atmosphäre im Olympiastadion in Berlin.
Wer ist Ihr Favorit bei Olympia?
Der Norweger Karsten Warholm.
In dieser Kolumne stellt die SZ-Redaktion während der Olympischen Spiele Sportlern und Sportlerinnen aus dem Landkreis München Fragen zu ihrer Disziplin.