Trinkwasserversorgung:Kampf ums Wasser aus dem Loisachtal

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Neubiberg, Unterhaching und Neuried wehren sich weiter dagegen, dass Garmisch ihnen die Versorgung mit Trinkwasser abdrehen will. Ottobrunn setzt dagegen für die Zukunft auf Brunnen im Höhenkirchener Forst.

Von Daniela Bode und Martin Mühlfenzl, Neubiberg/Unterhaching

Der Name des Vereins sagt eigentlich alles: "Unser Trinkwasser im Loisachtal" nennen sich die Vorkämpfer für den Erhalt der Schutzzone vor allem in den Gemeinden Farchant und Oberau im Werdenfelser Land.

Ihre wichtigste Forderung: Aus dem Loisachtal soll künftig nicht mehr Wasser in die Landeshauptstadt zur Trinkwasserversorgung fließen als bisher - insbesondere nicht nach Hohenbrunn, Neubiberg, Ottobrunn, Neuried und Unterhaching. Diese werden komplett oder zumindest teilweise von den Stadtwerken München (SWM) mit Wasser aus dem Loisachtal versorgt.

Geht es nach dem Garmischer Landratsamt, soll damit spätestens von 2026 an Schluss sein. Die Kommunen im Landkreis müssten sich dann selbst versorgen - wenn sie es können. Genau das aber können zumindest zwei Gemeinden offenbar nicht: Neubiberg und Neuried haben sich vom Wasserwirtschaftsamt jetzt bescheinigen lassen, dass sie keine eigene Wasserversorgung aufbauen können.

Gegen den Bescheid der Garmischer Behörde hatten Neubiberg und Unterhaching bereits 2016 vorsorglich Klage eingereicht. Das Verwaltungsgericht München gewährte den beiden Gemeinden zum Nachweis ihrer Probleme einen Aufschub. Mit dem Wasserwirtschaftsamt im Rücken erscheint es nun wahrscheinlich, dass jedenfalls Neubiberg die Klage weiterverfolgt.

Laut Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) hat seine Kommune bereits im vergangenen Sommer dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen anhand diverser Unterlagen dargelegt, dass man keine Selbstversorgung aufbauen könne. Die Gemeinde hatte mit Unterstützung des Wasserwirtschaftsamts vier Varianten überprüfen lassen. Alle vier sind Heyland zufolge negativ ausgefallen. So scheidet etwa der Bau eigener Brunnen aus. "Die Gemeinde hat nicht die Flächen, um die dafür nötigen Wasserschutzgebiete auszuweisen", sagt Heyland.

Dennoch verweigert das Landratsamt Garmisch eine Anerkennung des Nachweises. Der Grund: Zwei Bürgermeister aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen - aus Farchant und Oberau - sind dagegen. Am 25. Januar soll ein Anhörungstermin im Garmischer Landratsamt mit den Bürgermeistern der beiden Gemeinden stattfinden. "Wir entscheiden am 26. Januar, was wir machen", sagt Heyland mit Blick auf dieses Treffen. Sollte Landrat Anton Speer dabei bleiben, die Kommunen im Landkreis München nicht mehr mit Wasser zu beliefern, sieht sich die Gemeinde Neubiberg laut Heyland gezwungen, die Klage weiterzuverfolgen. Die Hoffnung auf eine "gütliche Einigung" hat Neubibergs Bürgermeister aber noch nicht aufgegeben. Unabhängig davon bleibt Heyland gelassen: "Aus unserer Sicht besteht kein Zweifel: Wir würden mit der Klage Erfolg haben."

1,5 Millionen Kubikmeter für Unterhaching

Die Gemeinde Unterhaching ist noch nicht ganz so weit wie der Nachbar. Allerdings, sagt Wirtschaftsreferent Simon Hötzl, werde derzeit ebenfalls ein Gutachten erstellt. "Auch wir müssen aufzeigen, dass wir die Trinkwasserversorgung nicht alleine stemmen können." Unterhaching mit seinen mehr als 26 000 Einwohnern und einem Wasserverbrauch von mehr als 1,5 Millionen Kubikmetern im Jahr könne die Strukturen, die zur Eigenversorgung mit Trinkwasser notwendig sind, nicht aufbauen. Für die hierfür gesetzlich vorgeschriebenen Wasserschutzgebiete fehle etwa der Platz. Auch die Gemeinde Neuried bezieht ihr Wasser von den Stadtwerken und hat mit Hilfe des Wasserwirtschaftsamts dem Garmischer Landratsamt dargelegt, dass sie sich nicht selbst mit Wasser versorgen kann. Bauamtsleiterin Dagmar Hasler fände dies nach eigenen Worten auch "hanebüchen", fließt doch die Hauptwasserleitung der Stadt München durch den Ort. "Es ist noch nicht entschieden. Aber wir warten darauf, dass uns Garmisch mitteilt, dass wir weiterversorgt werden", sagt Hasler.

Einen anderen Plan verfolgt hingegen die Gemeinde Ottobrunn. Statt mit komplizierten hydrogeologischen Untersuchungen darzulegen, ob eine Selbstversorgung möglich wäre, wollen sich die Ottobrunner komplett an den kleineren Nachbarn Hohenbrunn ankoppeln. Bisher beziehen die östlich der S-Bahn gelegenen Ottobrunner Haushalte ihr Wasser von den Stadtwerken, jene im Westen beziehen ihr Wasser aus Brunnen der Gemeinde Hohenbrunn im Höhenkirchener Forst. "Wir sind in Verhandlungen mit der Gemeinde Hohenbrunn, ob künftig ganz Ottobrunn von dort aus versorgt werden kann", sagt Tina Synde, Werkleiterin bei der Ottobrunner Wasserversorgung. Hohenbrunn hat bereits signalisiert, dazu bereit zu sein.

Das wird auch nötig sein, denn den Bürgermeistern in Farchant und Oberau ist es ernst. Sie fürchten, dass ihre Orte in der Entwicklung eingeschränkt werden. "Wir haben die Schutzgebiete und die bauen Gewerbegebiete", sagt Oberaus Rathauschef Peter Imminger (CSU).

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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