Plötzlich kommt am Samstag und dann noch einmal am Sonntag nur ein Rinnsal aus der Leitung. Bei manchen fließt sogar überhaupt nichts mehr. Und seit das Wasser wieder kommt, stellt sich die Frage, ob es verunreinigt ist. Der vorübergehende Ausfall der Wasserversorgung für mehr als 40 000 Menschen hat Unterschleißheim und Oberschleißheim am Wochenende in den Krisenmodus versetzt. Und die Notlage ist am Montag und Dienstag noch nicht behoben. Das Wasser muss weiterhin abgekocht werden. Erste Lehren aus dem Wassernotstand zeichnen sich aber bereits ab.
Als das Wasser längst wieder wie gewohnt aus den Hähnen läuft, wächst am Montag bei allen Beteiligten erneut die Anspannung. Es ist bereits früh empfohlen worden, das Wasser abzukochen. Doch das Gesundheitsamt legt nach und erlässt gegen 16 Uhr eine entsprechende Anordnung, um auf Nummer sicher zu gehen. Die Feuerwehren und das Rote Kreuz handeln schnell: 10 000 Flaschen werden bei einem Getränkehändler verladen.
Die Retter verteilen in beiden Kommunen an Kindergärten und Schulen Flaschen. Auch Tiere am Versuchsgut in Oberschleißheim sind laut Feuerwehr mit Wasser zu versorgen. Per Lautsprechern auf Einsatzfahrzeugen werden die Einwohner über die Anordnung zum Abkochen informiert. Frühestens am Dienstagabend oder Mittwoch ist Entwarnung möglich, wenn ein Labor die Untersuchung der Wasserproben abgeschlossen hat.
Derzeit ist mit Blick auf die Hochwasser-Regionen viel davon die Rede, wie wichtig es ist, dass in schwierigen Situationen die Bürger gut informiert werden und Hilfsketten funktionieren. Ein direkter Vergleich mit Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz verbietet sich, doch Unterschleißheim und Oberschleißheim haben seit Samstag auch eine Bewährungsprobe zu bestehen. Thomas Stockerl, Geschäftsleiter im Rathaus Unterschleißheim, spricht von einem "großen Kraftakt". Feuerwehr und Rotes Kreuz hätten sehr professionell gearbeitet. Viele Menschen erlebten gerade, "was alles dranhängt," damit die Wasserversorgung funktioniert.

Der Notfall bei der Wasserversorgung spielte und spielt sich in mehreren Etappen ab. Nach wie vor geht man davon aus, dass ein Blitzschlag in der Nacht zum Sonntag der Auslöser für die Probleme im Wasserwerk im Berglwald zwischen Oberschleißheim und Unterschleißheim war. Womöglich brachte eine Überspannung im Netz die Pumpen zum Stehen. Der Schaden ist laut Reinhard Reiter, dem Leiter der Stadtwerke Unterschleißheim, recht bald behoben.
Doch dann fallen am Sonntag gegen 19 Uhr - was mit dem Blitzschlag zusammenhängen dürfte - wegen Problemen mit dem Notstrom erneut die Pumpen aus. Der vier Bar hohe Druck in den Leitungen sinkt ab. Es droht größeres Ungemach. Die Bürgermeister Christoph Böck (SPD) und Markus Böck (CSU) eilen ins Wasserwerk. Ein Krisenstab wird eingerichtet.
Im Bereich des Gutes Hollern wird ein Schieber geöffnet, um eine Leitungsverbindung zum Wassernetz des Zweckverbands Freising-Süd herzustellen. Auch werden die sonst getrennten Netze von Unterschleißheim und Oberschleißheim an zwei Übergangsstellen in Badersfeld und in Mittenheim verknüpft.
Doch für Oberschleißheim hat der Notverbund nur bedingt funktioniert. Rathaussprecherin Doris Rohe zufolge konnte der Wasserdruck kaum aufgebaut werden. Das Wasser aus dem Raum Freising müsse über Unterschleißheim eine weite Strecke bis nach Oberschleißheim geleitet werden. Dabei müsse das Wasser wegen der Höhenlage auch noch aufwärts gepumpt werden. In oberen Stockwerken blieben die Wasserhähne daher trocken.
Die notdürftige Versorgung wird gegen 0.30 Uhr nicht mehr benötigt. Wer sich am Montag in der Frühe unter die Dusche stellt, merkt vielleicht nicht einmal etwas von dem Ausfall. Feuerwehrleute und Techniker des Wasserwerks haben laut Werkleiter Reiter die Pumpen in der Nacht wieder zum Laufen gebracht. Dabei hatte sich der Krisenstab mit den beiden Bürgermeistern nach Worten von Thomas Stockerl schon damit befasst, wo Container mit Wasser aufgestellt werden könnten, an denen sich Bürger selbst hätten bedienen können. Doch dies wäre tatsächlich aus Hygienegründen schwer umsetzbar gewesen.
Die offizielle Untersuchung des Wassers steht noch aus
Die bestehende Abkoch-Anordnung hält Reiter für eine absolute Vorsichtsmaßnahme. Es gehe um die Gesundheit von Kleinkindern. Durch den zeitweisen Druckabfall seien zunächst Leitungen ohne Wasser gewesen, bei der Notversorgung aus dem Norden wurde in Unterschleißheim Wasser, das sonst aus dem Berglwald im Süden kommt, in der entgegengesetzten Richtung durch die Leitungen gepumpt. "Es kann sein, dass da etwas mobilisiert wird", sagt Reiter, der aber vor übertriebener Sorge warnt.
In der Außenstelle des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Oberschleißheim, die auch von der Notlage bei der Wasserversorgung betroffen ist, haben Experten dem Vernehmen nach aus Interesse das Trinkwasser analysiert. Sie haben nichts gefunden. Gewissheit liefert die Tage ein zertifiziertes Labor aus Dachau.