SZ-Aktion "Läuft mit uns":"Es ist eine Art Glücksgefühl"

SZ-Aktion "Läuft mit uns": Triathletin Daniela Kleiser läuft durch den Wald in Grünwald - ihr Trainingsgebiet, denn sie wohnt wenige Meter davon entfernt.

Triathletin Daniela Kleiser läuft durch den Wald in Grünwald - ihr Trainingsgebiet, denn sie wohnt wenige Meter davon entfernt.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Triathletin Daniela Kleiser hat das Runner's High zum ersten Mal gespürt, als sie versehentlich einen Marathon absolviert hat. Wissenschaftler vermuten als Grund die Ausschüttung körpereigener Cannabinoide.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Daniela Kleiser, 24, ist seit 2015 Triathletin, seit diesem Jahr als Profi. 2021 wurde sie Weltmeisterin im Ironman 70,3 in der Altersgruppe 18 bis 24 und war auch die beste Athletin in allen Altergruppen. Die SZ sprach mit ihr über das Runner's High.

SZ: Laufen kann angeblich high machen?

Daniela Kleiser: Ja, laufen kann ab einer gewissen Intensität und Dauer ,high' machen. Ich würde diesen Zustand allerdings eher als ein Gefühl beschreiben, bei dem man alles um sich herum vergisst und die Beine sozusagen wie von selber laufen. Man spürt dann keinen Schmerz und keine Ermüdung mehr und könnte gefühlt ewig so weiter laufen.

Wann haben Sie das das erste Mal erlebt?

Das erste Mal habe ich diesen Zustand gespürt, als ich beim Wings for Life Run 2016 unabsichtlich meinen ersten Marathon gelaufen bin. In 3:10 Stunden, eine Zeit, die ich selbst nie von mir erwartet hätte. Geschweige denn, dass ich ohne spezielles Training einen Marathon laufe. Bei diesem Lauf fährt ein Auto, das eine halbe Stunde nach einem startet, hinter einem her. Wenn es einen eingeholt hat, ist der Lauf zu Ende. Das war bei mir erst nach 42 Kilometern.

Die wissenschaftliche Erklärung lautet wie?

Es gibt dazu zwei Ansätze: Der ältere Ansatz macht die Endorphine dafür verantwortlich, die beim Laufen ausgeschüttet werden. Diese Theorie wurde an Läufern getestet und mit einem Marker untersucht. Der neuere Ansatz macht Endocannabinoide dafür verantwortlich, die vom Körper selbst gebildet werden können. Cannabinoide kommen unter anderem in der Pflanze Hanf vor, der Körper kann eigene bilden, die an den selben Rezeptoren andocken wie die der Hanfpflanze. Endocannabionoide wirken schmerzstillend und können Appetit zügeln sowie Schlaf und die Stimmung verändern.

Wie würden Sie diesen Zustand beschreiben?

Es ist eine Art Glücksgefühl. Es treten keinerlei Störfaktoren auf, wie Schmerz, Ermüdung oder ähnliche Anzeichen. Der Körper läuft wie von selbst, das System ist im Einklang.

SZ-Aktion "Läuft mit uns": Triathletin Daniela Kleiser kennt und mag das Runner's High, läuft aber nicht deswegen.

Triathletin Daniela Kleiser kennt und mag das Runner's High, läuft aber nicht deswegen.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Möchte man dann am liebsten immer weiter laufen? Birgt das nicht die Gefahr, sich zu viel zuzumuten?

Ja das möchte man. Die Gefahr ist natürlich gegeben. Für mich ist diese Gefahr allerdings als Profi- Sportlerin mittlerweile sehr gering, da mein Training strukturiert vorgegeben ist und von meinem Trainer so gesteuert wird, dass ich mir nicht zu viel zumute. Die Läufe, die ich laufe, sind zu kurz und durchgetaktet, ich könnte wenn dann in einem Wettkampf in diesen Zustand geraten.

Erlebt ein Anfänger das Runner's High schon früher, also nach einer kürzeren Laufzeit?

Ja, wenn er lange genug zwischen seinem individuellen anaeroben und aeroben Bereich läuft, erreicht er das Runner's High nach einer kürzeren Laufstrecke als ein geübter Läufer. Dieser ist in einem besseren Trainingszustand und braucht somit länger, um an seine Grenze zu stoßen. Wenn der Läufer über den schmerzenden Punkt hinweg läuft, kann er das sogenannte Runner's High erreichen. Aber nicht jeder kann diesen Zustand erreichen, auch das ist individuell.

Ist es für Sie eine wichtige Motivation?

Nein und das war es auch niemals. Ich laufe gerne des Laufens wegen. Laufen ist schon lange Teil meines Lebens. Für mich sind viele Arten von Sport Motivation. Ich treibe sehr gerne Sport und probiere auch gerne neue Dinge aus. Im Moment ist meine größte Motivation im Triathlon, jeden Tag ein bisschen besser zu werden und das Beste zu geben.

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