Tradition:Das Hachinger Kripperl

Tradition: Lange Zeit waren die Krippenfiguren von Leonhard Uhl nie komplett zu sehen. Seit 2013 gibt es regelmäßig zur Adventszeit eine Schau im Heimatmuseum. Arme und Beine der Figuren sind beweglich und sie haben sehr ausdrucksvolle Gesichter.

Lange Zeit waren die Krippenfiguren von Leonhard Uhl nie komplett zu sehen. Seit 2013 gibt es regelmäßig zur Adventszeit eine Schau im Heimatmuseum. Arme und Beine der Figuren sind beweglich und sie haben sehr ausdrucksvolle Gesichter.

(Foto: Claus Schunk)

Schau mit Figuren von Leonhard Uhl im Unterhachinger Heimatmuseum

Die Unterhachinger Dorfkirche verfügte bereits im Jahr 1670 über eine sogenannte bewegliche Krippe. Diese wurde Aufzeichnungen zufolge stets zur Weihnachtszeit am Bach aufgestellt, von einem Wasserrad angetrieben und lockte zahllose Besucher an, darunter sogar den Kurfürsten Max Emanuel selbst. Nicht umsonst geriet der Ausspruch "Da geht's zua wia am Hachinger Kripperl" im Volksmund zu einem Synonym für ein großes Durcheinander.

Von jener beweglichen Krippe ist heute nichts mehr erhalten; allein das im Heimatmuseum ausgestellte Christkind mag ein Überbleibsel sein. Und dennoch gibt es in Unterhaching immer noch eine prächtige Krippe, die freilich jahrzehntelang auch vielen Einheimischen unbekannt war. Denn die 1930 von Leonhard Uhl geschnitzte Krippe von St. Korbinian war dort mangels Platz nie komplett zu sehen; vielmehr wurden in dem Schrank unterhalb der Kirchenempore von Dezember bis Februar nur einzelne Szenen nacheinander aufgebaut - etwa die Hirten auf dem Feld oder die Heiligen Drei Könige. In ihrer ganzen Pracht ist die Uhl'sche Krippe erstmals 2013 im Heimatmuseum gezeigt worden.

Auch an diesem Sonntag ist die Krippenschau wieder eröffnet worden, und an dem Tag ging es tatsächlich fast so zua wia am Hachinger Kripperl - an die 50 Besucher drängten sich ins Museum, sodass immer wieder Stühle herbeigekarrt werden mussten. Zu Beginn machte Werner Reindl die Zuhörer mit dem Leben von Leonhard Uhl bekannt; der Ortshistoriker und langjährige Vorsitzende des Gartenbauvereins hat sich intensiv mit dem Krippenschnitzer beschäftigt und hierfür auch mit dessen Nachfahren gesprochen. Der 1891 in München geborene Uhl war Zugezogener und Protestant, bekam dennoch 1930 von der Pfarrei St. Korbinian den Auftrag für eine Krippe mit rund hundert Figuren. Leonhard Uhl schuf 41 Figuren und 35 Tiere, dazu mehrere Bauten wie den Tempel von Jerusalem und den Hochzeitssaal in Kana. Die Figuren sind beweglich, besonders imponierend sind ihre expressiven Gesichtszüge. Auf die versprochenen 2500 Reichsmark musste der Künstler allerdings lange warten, vielleicht der Grund, warum er nie wieder eine Krippe herstellte. Erst 1939 erhielt er die fehlenden 404 Mark. Umso mehr lohnt es sich, das Meisterwerk im Heimatmuseum zu bestaunen. Gezeigt wird die Krippe an den ersten drei Dezembersonntagen von 13.30 bis 16.30 Uhr.

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