Tollwood: Pet Shop Boys:Schön langweilig

Das Konzert der Pet Shop Boys auf dem Tollwood ist ziemlich berechenbar. Die erste Zugabe heißt passenderweise: "Being Boring".

Dirk Wagner

Wenn eine Band mit einem neuen Album auf Tour geht, ist die Spannung groß, wie die neuen Songs live umgesetzt würden, und wie viel Anteil sie am gesamten Konzert haben. Nun ist das aktuelle Album "Pandemonium" der Pet Shop Boys ein Live-Mitschnitt auf CD und DVD, den sie in der Musikarena des Tollwoodfestivals dann auch eins zu eins reproduzieren.

Auftritt Pet Shop Boys in Ungarn

Die Pet Shop Boys vor wenigen Tagen bei einem Auftritt beim Balaton Sound Festival in Zamardi in Ungarn.

(Foto: dpa)

Von der Songauswahl bis zur Bühnenshow. Damit wird das Konzert zugegebenermaßen übermäßig berechenbar, zumal die Musik ohnehin mindestens zur Hälfte als Playback zugeliefert wird. Mitunter singt Neil Tennant sogar mehrstimmig, was entweder ein gesangstechnisches Wunder ist oder eine konzerttechnische Mogelei.

Dem Publikum ist das allerdings egal. Das will auch nicht wissen, ob Chris Lowe wirklich in die Tasten haut, Knöpfchen dreht und auf kleine Trommeln schlägt, oder ob er nur cool zu einer vorgefertigten Musik posiert. Diese alterniert immerhin zu den bekannten Schallplatteneinspielungen und trägt so auch die älteren Songs in eine heutige Clubkultur.

Zumal es müßig ist, eine computergenerierte Musik auf ihren Live-Gehalt zu überprüfen, freut man sich lieber an den vielen Hits, die zumindest das Publikum live mitsingt. Darunter die Elvis-Schmonzette "Always on my mind", oder das an Cat Stevens' "Wild world" erinnernde "It's a sin".

Dargeboten in einer Bühnenshow, die farbenprächtig so ziemlich alles umsetzt, was in entsprechenden Kunstmuseen als zeitgenössisch gefeiert wird. So blinkt auf einer Wand aus weißen Würfeln ein buntes Mosaik in Gerhard-Richter-Manier, dass einem Pfarrer ganz schwindelig würde, wäre dies ein Domfenster, und nicht eine Wand, die ohnehin eingerissen wird, um aus den einzelnen Bausteinen Podeste zu basteln.

Darauf hüpfen nun zwei Tänzer in Trainingsanzügen zu "Go West" dergestalt, wie man es bisher nur als Aerobic-Darbietungen in der Fernsehsendung Tele-Gym kannte. Insgesamt passt also der Titel der ersten Zugabe: "Being Boring".

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