Theatertage in Unterhaching:Bühne frei für die Schüler

Theatertage in Unterhaching: Das Stück "Alle Pinguine sind gleich" des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim thematisiert die Flüchtlingskrise. Dafür haben die Schüler Flüchtlinge aus dem Sudetenland, aber auch aus Afghanistan interviewt.

Das Stück "Alle Pinguine sind gleich" des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim thematisiert die Flüchtlingskrise. Dafür haben die Schüler Flüchtlinge aus dem Sudetenland, aber auch aus Afghanistan interviewt.

(Foto: Claus Schunk)

Bei den 60. Theatertagen der bayerischen Gymnasien am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching zeigen acht Gruppen aus ganz Bayern, was sie können.

Von Christina Hertel, Unterhaching

Mit 14 sagte ein Schauspiellehrer zu Kate Winslet, dass sie sich bloß auf die richtige Rolle konzentrieren müsse, damit es mit der Karriere klappt: und zwar auf die des kleinen, dicken Mädchens. Aber Kate Winslet wusste, dass sie eigentlich mehr kann. Mittlerweile ist sie Oscar-Preisträgerin.

Diese Geschichte erzählte die Radiomoderatorin Steffi Fischer bei der Eröffnung der 60. Theatertage der bayerischen Gymnasien in Unterhaching, deren Schirmherrin sie ist. Die Botschaft an alle Schüler: Lebt euren Traum. "Man sagt immer: Wer kommt schon groß raus? Aber bei einigen klappt es ja doch."

In Unterhaching sind die besten Inszenierungen Bayerns zu sehen

Tatsächlich ist es möglich, dass bei den Theatertagen der nächste Til Schweiger auf der Bühne steht. Eingeladen werden nämlich nur die besten Inszenierungen aus ganz Bayern. Insgesamt acht Gruppen treten noch bis zu diesem Dienstag am Lise-Meitner-Gymnasium und im Kubiz in Unterhaching auf.

Einen ersten Eindruck von ihnen konnte man sich bei der Eröffnungsveranstaltung am Sonntag verschaffen. Alle durften da ihr Stück kurz anspielen. Auffällig: Viele schreckten vor schwierigen Themen nicht zurück. Die Schüler des Staffelsee-Gymnasiums Murnau zum Beispiel wählten das Stück "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth, das Rassismus während des Nationalsozialismus behandelt. Und das Pirckheimer-Gymnasium Nürnberg bringt mit seiner Inszenierung "Das Stück vom traurigen Sonntag" in einer theatralen Collage ein besonders ernstes Thema auf die Bühne: Selbstmord.

Das Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim thematisiert Flucht damals und heute

Auch die erste Inszenierung, die am Sonntag gezeigt wurde, sollte die Zuschauer zum Nachdenken anregen. In "Alle Pinguine sind gleich" vom Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim geht es um Flüchtlinge - aus dem Sudetenland, aus der DDR, aus Afghanistan. Dafür interviewten die Gymnasiasten unter der Leitung von Michael Blum junge Flüchtlinge, aber auch Menschen, bei denen die Flucht schon viele Jahre zurückliegt.

Der eine sagt: "Die Deutschen kriegen immer Angst, wenn sie hören, dass ich Afghane bin. Sie fragen, bist du Taliban?" Der andere erzählt, wie immer sie, die Sudetendeutschen, verdächtigt wurden, Kirschen geklaut zu haben. Und der Zuschauer merkt, wie ähnlich die Schicksale damals und heute sind.

Während der Theatertage gibt es aber auch Stücke zu sehen, die einfach nur unterhalten wollen: "Peter Pan" oder "In 80 Tagen um die Welt" zum Beispiel. Noch bis Mittwoch haben die Schüler Zeit, sich über die Inszenierungen auszutauschen. Alle Gruppen und Lehrer schlafen in der Schule. Tagsüber können sie neben den Aufführungen auch Workshops besuchen. Zum Beispiel bieten Studierende der Universität Erlangen-Nürnberg Kurse für "ortsspezifisches Theater" an. Dabei sollen die Jugendlichen ihre Umgebung bewusst erfahren und zum Spielraum machen. Auch die Q11 des Lise-Meitner-Gymnasiums veranstaltet Workshops - zum Beispiel dazu, wie man Theatermasken anfertigt.

In Projektseminaren haben die Schüler das Festival eigenständig organisiert

Sowieso spielt die gesamte Q11 bei den Theatertagen eine große Rolle: In ihren P-Seminaren haben 137 Schüler das Festival organisiert. Die einen sind zuständig für das Design, die anderen machen eine Festivalzeitung. Ein Seminar kümmert sich um das Catering, ein anderes um die Logistik.

Schülerin Kira Langwieser war zum Beispiel im Seminar "Eventmanagement". Sie hatte die Aufgabe, alle Gruppen zu koordinieren, Sponsoren zu finden und den Gästen von außerhalb die Schule zu zeigen. "Am Anfang haben wir gedacht: Hilfe, das wird ein Riesenchaos, aber es klappt ja doch alles", sagt Langwieser.

Sozusagen die Oberaufsicht, dass alles funktioniert, trägt die Deutschlehrerin Ursula Honisch, die mehrere Theatergruppen am Lise-Meitner-Gymnasium leitet. Vor knapp zwei Jahren habe sie mit der Organisation begonnen. Alle Seminare zu koordinieren, sagt sie, sei nicht immer einfach gewesen. "Aber ist ja auch ein Segen, so viele helfende Hände zu haben."

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