Teure Schulbauten:Feldkirchen sieht sich als Zahlmeister

Teure Schulbauten: Die Kosten für ein neues Gymnasium gehen steil nach oben. Das Orestad-Gymnasium in Kopenhagen (hier im Bild) als Vorbild für ein neues Gymnasium in Kirchheim oder Aschheim.

Die Kosten für ein neues Gymnasium gehen steil nach oben. Das Orestad-Gymnasium in Kopenhagen (hier im Bild) als Vorbild für ein neues Gymnasium in Kirchheim oder Aschheim.

(Foto: Maximilian Böltl)

Die Bemühungen um ein eigenes Gymnasium sind gescheitert. Dafür muss die Gemeinde für Neubauten in Kirchheim und Aschheim mit einstehen. Im Rathaus wachsen die Bedenken

Von Christina Jackson, Feldkirchen

Das nächste Gymnasium im Münchner Osten wird aller Voraussicht nach in Aschheim entstehen. Die Gespräche der Gemeinde Feldkirchen zum Grundstückserwerb für den Bau eines eigenen Gymnasiums sind gescheitert. Man habe mit zwei Eigentümern verhandelt und Bodenrichtwertgutachten erstellt, sei aber zu keiner Einigung gekommen, sagte Rathaus-Geschäftsleiter Josef Reiser am Freitag der SZ. "Es gab wenige Flächen, die den Lagebedingungen entsprachen. Hinsichtlich der Rahmenbedingungen und unserer Angebote konnten wir uns mit den Eigentümern aber nicht einigen."

Damit stellt sich die Gemeinde auf weitere Verhandlungen mit den Nachbarn Kirchheim und Aschheim ein. Die Nachbargemeinden Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim kooperieren im Zweckverband weiterführender Schulen und planen aktuell den Bau eines neuen Gymnasiums in Kirchheim. Die Kostenschätzung für den Neubau schreckte allerdings diese Woche die Mitglieder des Zweckverbands auf. Nach aktueller Schätzung soll der Neubau rund 88 Millionen Euro kosten. Ein Betrag, der nach Reisers Überzeugung nur mit enormen Anstrengungen zu stemmen sein wird. Vor einer Entscheidung wird das Landratsamt die Kosten, die die Gemeinde Kirchheim von drei verschiedenen Büros ermitteln ließ, noch einmal prüfen. Sollten sich diese bestätigen, wäre das nach der Einschätzung von Feldkirchens Bürgermeister Werner van der Weck (SPD) der "Worst case". Reiser: "Sogar in den wohlhabenden Kommunen wie Grünwald fiel der Schulneubau mit 60 Millionen Euro deutlich billiger aus."

Nach der Jahresrechnung 2016 verfügt Feldkirchen über 15 Millionen Euro an Rücklagen, davon gehen 8,2 Millionen allein in den Bau einer Dreifachturnhalle. Reisers Motto lautet derzeit: "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not." Eine Empfehlung, die für die Nachbarn gleichermaßen gelte. Nach Reisers Rechnung kommen für das Gymnasium nach aktuellem Stand auf Kirchheim 34,6 Millionen Euro, auf Aschheim 24 Millionen und auf Feldkirchen 20 Millionen Euro zu. "Alle drei Kommunen sind ohne eine Kreditaufnahme nicht in der Lage, das Projekt zu stemmen. Damit müssten auch alle vom Landratsamt prüfen lassen, ob die Haushalte genehmigungsfähig wären."

Die SPD schlägt eine Sanierung in Kirchheim vor

Angesichts dieser Prognose haben die SPD-Fraktionen der drei Gemeinden die Diskussion über eine etwaige Sanierung des bestehende Kirchheimer Gymnasiums angestoßen. Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) hat diese Option allerdings schon zu den Akten gelegt. Seinen Berechnungen zufolge erscheint eine Ertüchtigung des Bestandsgebäudes nicht sinnvoll. Die Sanierung wird demnach mit 84 Millionen Euro veranschlagt.

Fest steht: Auch das Gymnasium in Aschheim wird kommen. Der nordöstliche Landkreis benötigt angesichts steigender Schülerzahlen und anhaltenden Zuzugs einen weiteren Standort. In unmittelbarer Nähe zur St.-Emmeram-Realschule verfügt die Gemeinde Aschheim über ein eigenes Areal mit ausreichend Platz für Sport- und Außenflächen. Als Ensemble könnte ein Schulcampus entstehen. Im Gespräch ist sogar ein drittes Gymnasium. Das zumindest erwägt das Landratsamt, sollten die Zahlen weiter ansteigen. Zudem stehen Ausgaben zu Erweiterungsbohrungen für die Geothermie an.

Feldkirchens Bürgermeister van der Weck sieht derzeit zwar keine Notwendigkeit für weitere Bohrungen, muss den Ausgabeposten aber im Blick behalten. Der Netzausbau ist jedenfalls ein Projekt, das der Kirchheimer Kollege Böltl vorantreiben möchte. Dieser will bis 2030 Wohnraum für 3000 Menschen schaffen und bis dahin eine gemeinsame Entscheidung in Gang bringen.

Neben den Rücklagen in Höhe von rund 15 Millionen Euro verzeichnet Feldkirchen im Haushaltsplan 2017 rund 26 Millionen Euro im Verwaltungshaushalt und sechs Millionen im Vermögenshaushalt. Geld, das künftig dringend benötigt wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: