Teure Renovierung:60 Millionen Euro für ein marodes Museum

Die Neue Pinakothek muss dringend saniert werden - und wird dazu vielleicht für einige Jahre komplett geschlossen.

Dominik Hutter

München - Kaum ist die Sanierung des Gärtnerplatztheaters abgesegnet, steht dem Freistaat die nächste Millioneninvestition ins Haus: Die Neue Pinakothek, das haben Untersuchungen des Staatlichen Bauamts ergeben, muss dringend modernisiert werden. Die umfangreichen Arbeiten werden ersten Schätzungen zufolge über 60Millionen Euro kosten und mindestens vier Jahre in Anspruch nehmen. Die Sanierung wäre teurer als der Bau des Gebäudes vor drei Jahrzehnten: Das Museum wurde damals für 104,7 Millionen Mark errichtet, umgerechnet rund 50 Millionen Euro.

Neue Pinakothek, 2006

Wenn der Freistaat die Neue Pinakothek saniert, müssen die Gemälde von Anselm Feuerbach (Bild), Goya oder Cezanne umziehen.

(Foto: Robert Haas)

Ob die Gemäldegalerie während der Sanierung komplett geschlossen wird oder zumindest in Teilen zugänglich bleibt, steht nach Auskunft des Wissenschaftsministeriums noch nicht fest. Klaus Schrenk, der Direktor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, geht jedoch davon aus, dass das gesamte Gebäude geräumt werden muss - sowohl die Ausstellungsräume als auch die Depots. Von dem Exodus wären mehrere tausend Bilder betroffen.

Gewerkelt wird in dem 1981 eröffneten Postmoderne-Bau des Architekten Alexander von Branca schon seit drei Jahren - die Haustechnik sollte eigentlich bei laufendem Betrieb auf Vordermann gebracht werden. Inzwischen aber, so berichtet Schrenk, ist das Bauamt überzeugt, dass an einer "Sanierung in einem Zuge" kein Weg mehr vorbeiführt. Zu marode präsentierte sich den Experten das Klimasystem, für das nach 30Jahren nur noch schwer Ersatzteile zu erhalten sind. Zudem werden die in den vergangenen Jahren immer wieder verschärften Brandschutzvorgaben nicht eingehalten - nach Auskunft von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch hat das Haus Wittelsbach bereits seine Besorgnis geäußert, ob die Sammlung noch ausreichend geschützt ist. Und: In den Wänden des Branca-Baus verbirgt sich Asbest, den man baldmöglichst entsorgen will. Gefahr für die Besucher bestehe freilich nicht, versichert Katja Funken vom Ministerium - das belegten Messungen der Raumluft. "Sonst hätten wir die Sammlung schon geschlossen."

Wann Goya, Spitzweg und Cézanne umziehen, steht noch nicht fest. Funken zufolge wird allein die Detailplanung der Sanierung mindestens drei Jahre in Anspruch nehmen. Im Entwurf des Doppelhaushalts seien dafür 2011 zwei Millionen und 2012 weitere 900000Euro eingestellt. Bleibt es bei einer mindestens vierjährigen Bauzeit, wären die Arbeiten an der Neuen Pinakothek wohl 2018 abgeschlossen. Immerhin: Ähnliche Probleme seien bei anderen Museen des Kunstareals nicht zu erwarten, versichert Funken. Die Alte Pinakothek wurde bereits zwischen 1994 und 1998 generalsaniert.

Im Landtag dürften die Investitionen in die Neue Pinakothek für Diskussionen sorgen. Geldwünsche aus München lösen bei Abgeordneten aus anderen Landesteilen stetsAbwehrreflexe aus - München, so die Kritik, werde zu Lasten anderer Regionen gefördert. Bereits die 70Millionen Euro für die Sanierung des Gärtnerplatztheaters waren im Landtag heftig umstritten. Heubisch weist derlei Vorwürfe zurück und erinnert an Projekte wie die Renovierung des Schauspielhauses Nürnberg. Zudem nütze Münchens Strahlkraft ganz Bayern. (Kommentar)

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