Sagen und Mythen:Satans Sturm rund um die Frauenkirche

Sagen und Mythen: Windig ist es um den Dom - und dafür gibt es eine interessante Erklärung.

Windig ist es um den Dom - und dafür gibt es eine interessante Erklärung.

(Foto: Stephan Rumpf)

Es gibt mehrere Varianten der Geschichte vom Teufelstritt - sie erklären, warum es in der Umgebung des Doms immer so zieht.

Es gibt mehrere Varianten der Geschichte vom Teufelstritt, die wohl gängigste erzählt die Sagen-Sammlerin Gisela Schinzel-Penth (leicht gekürzt) in ihrem Münchner Sagen-Buch so:

Meister Jörg Ganghofer hatte die Frauenkirche schon fast vollendet, als der Höllenfürst von dem Bau erfuhr. "Was, schon wieder eine Kirche in München!" schrie er - vor Wut fast zerspringend - den Unterteufel an, der ihm die Nachricht überbracht hatte. "Das werde ich nicht dulden! Es bringt meinem Reich großen Schaden. Da werden sich die Sünder, mit denen ich mich jahrelang abgeplagt habe, wieder zu Maria flüchten und bitten, beten und um Vergebung winseln. Und wie ich Maria kenne, wird sie sich wieder erweichen lassen und sogar noch für die ärgsten Übeltäter ein gutes Wort bei ihrem Sohn einlegen, dass mir deren Seelen zu guter Letzt doch noch durch die Lappen gehen! Womöglich bekommen wir hier unten noch Nachwuchsschwierigkeiten! Ich muss den Bau um jeden Preis verhindern!"

Feuer und Schwefel speiend fuhr er aus der Hölle, eilte zu seinem Freund, dem wilden Sturm. "Sei froh, dass du noch rechtzeitig von der Sache Wind bekommen hast", beruhigte dieser den Tobenden. "Wir zwei werden mit der Kirche schon fertig werden. Solange sie noch nicht geweiht ist, kannst du sie noch betreten und von innen her zerstören. Ich greife sie von außen an. Zusammen werden wir sie schon zu Fall bringen." Flugs begaben sich die beiden wüsten Gesellen zum Frauenplatz, wo sich das fromme Gebäude erhob, und machten sich ans Werk. Mit einem großen Satz sprang der Teufel in die Kirche hinein. Unter der Orgel blieb er stehen, schaute sich um und überlegte, wo er am besten mit seinem Zerstörungswerk beginnen sollte. Da überzog plötzlich ein Grinsen satanischer Freude sein Gesicht. Er hatte nämlich, so eifrig er sich auch umgeschaut hatte, in der ganzen Kirche kein einziges Fenster entdecken können.

"Da haben die dummen Tölpel von Bauleuten doch tatsächlich die Fenster vergessen!", schrie er, schlug sich hohnlachend auf die Schenkel und stampfte vor Freude mit dem Fuß so fest auf, dass sich der Tritt in den Stein, auf dem er stand, eingrub. "In eine Kirche ohne Fenster geht kein Mensch zum Beten, da ist der ganze Bau umsonst, ha, ha, ha!" Vergnügter Dinge machte er sich von dannen, weil die unglaubliche Dummheit des Baumeisters ihm die Mühe erspart hatte, das Gotteshaus zu zerstören.

Wohl bemerkte er später seinen Irrtum, als er die Scharen von Menschen sah, die in die Kirche strömten. Doch, obgleich es ihn vor Wut fast zerriss, er konnte dem Bauwerk nichts mehr anhaben, weil es schon geweiht war. Der Sturm aber, der Bundesgenosse des Teufels, rast noch immer in ohnmächtigem Grimm um die Frauenkirche. Er rüttelt und zerrt an dem Gebäude und versucht verzweifelt, die Frommen vom Betreten der Kirche abzuhalten. Er saust ihnen um die Ohren, zerrauft ihnen die Haare oder reißt ihnen die Hüte herunter. Dieses vergebliche, aber nie nachlassende Bemühen des Sturmwindes, die Leute von dem Gotteshaus fernzuhalten, ist der Grund dafür, warum es um die Frauenkirche herum immer so zieht.

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