Technische Universität:Betonieren geht vor Studieren

Baustelle Galileo TU Garching

Galileo, das neue Herzstück des Campus, ist fast fertig. Inzwischen sind beinahe alle Flächen vermietet.

(Foto: Florian Peljak)

Eigentlich sollte das neue Zentrum des Garchinger TU-Campus in dieser Woche feierlich eröffnet werden. Doch Teile des Großprojekts "Galileo" sind noch Baustelle. Deshalb wird nun ein Termin im Herbst angepeilt.

Von Gudrun Passarge, Garching

Aus dem Schlauch sprudelt der flüssige Beton auf den Boden, Arbeiter glätten ihn später mit einem speziellen Gerät. Auf dem Vorplatz von "Galileo", der neuen Mitte des Garchinger Campus, geht es sehr lebhaft zu. Zwei Löcher, mit Stahlgittern umrahmt, zeigen an, wo später einmal die Rolltreppen, die Freitreppe und der Aufzug herauskommen werden, die eine Verbindung zur U-Bahnstation schaffen. Aber weil diese Arbeiten noch nicht fertig sind, hat die Projektgesellschaft "Neue Mitte Beratungsgesellschaft" den Eröffnungstermin noch einmal verschoben. Statt dem 4. Mai ist nun ein Termin im Herbst vorgesehen, wie der Geschäftsführer der Gesellschaft, Bernhard Nüsse, sagt.

Galileo ist ein Mammutprojekt. Und ein Herzenswunsch der Technischen Universität. TU-Präsident Wolfgang Herrmann hatte von Anfang an eine Mitte für den Campus gefordert, um die Lebensqualität der Forscher und Studenten dort erheblich zu verbessern. Erst wenn Galileo eröffnet werde, habe der Campus auch seinen Namen verdient, hatte Herrmann kundgetan. Doch so schnell wurde nichts daraus.

Baustelle Galileo TU Garching

In den unteren Stockwerken wie im Audimax wird noch gearbeitet.

(Foto: Florian Peljak)

Zwar fand nach langer Vorplanung 2014 der Spatenstich auf dem gut 17 000 Quadratmeter großen Areal statt, das der Freistaat als Erbbaugrundstück zur Verfügung stellt, aber die Fertigstellung, die zunächst für 2016 geplant war, musste schon zweimal verschoben werden. Zuletzt stand der 4. Mai im Terminkalender, da sollte nicht nur die Eröffnung von Galileo, sondern gleichzeitig auch das 150-jährige Bestehen der TU in Garching gefeiert werden. Die TU wird einer der größten Mieter in der neuen Mitte sein, was das Audimax und die Seminarräume betrifft. Auch die Campus-Seelsorge der katholischen und evangelischen Kirche wird sich dort ansiedeln.

Ein Rundgang über die Baustelle zeigt deutlich: Es ist noch einiges zu tun. Kabel hängen von der Decke und auf den Gängen kommen einem, jedenfalls in den unteren Stockwerken, überall Arbeiter mit ihren Werkzeugen entgegen. Die Bauarbeiten hätten sich verzögert, sagt Bernhard Nüsse. Zum einen weil es im März die lange Frostperiode gab, zum anderen wurde innen an der Deckenstatik noch nachgearbeitet. Und wenn es irgendwo Verzögerungen gebe, so Nüsse, "dann zieht immer eins das andere nach". Der 4. Mai war jedenfalls nicht zu schaffen. Jetzt habe man etwas Zeit gewonnen und den Terminplan entzerrt, sagt Nüsse: "Die Qualität muss stimmen, und das bedarf Zeit."

Baustelle Galileo TU Garching

Der Vorplatz ist noch nicht fertig.

(Foto: Florian Peljak)

Rege Betriebsamkeit herrscht derzeit in den unteren beiden Stockwerken, wo das Marriott Courtyard Hotel noch seine Zimmer und die Gästeapartments möbliert. Mehr als 250 Zimmer wird das Hotel anbieten und auch die circa 159 Gästeapartments werden vom Hotel betrieben, ebenso wie das Kongresszentrum. Dort befindet sich neben den Seminarräumen auch das ob seiner besonderen Akustik viel gepriesene Audimax, der bis zu 1400 Besucher aufnehmen kann. Hier sollen außer Vorlesungen auch Kinoabende oder Konzerte stattfinden. Auf der anderen Seite des Gebäudes im Bürotrakt ist ein Mieter schon eingezogen. Der Autozulieferer Dräxlmaier arbeitet bereits seit Januar in den Büros. Insgesamt vermietet die Projektgesellschaft hier 13 000 Quadratmeter Büroflächen, einige wenige seien noch frei, sagt Nüsse.

Auch im Untergeschoss sieht es noch ganz nach Baustelle aus. Hier sollen die bald 20 000 Studenten und circa 8000 Mitarbeiter am Campus ihre Besorgungen erledigen können - im Edeka oder im Schreibwarengeschäft, im Handyladen, vielleicht auch in einer Apotheke. Und sie sollen zwischen einem reichhaltigen gastronomischen Angebot wählen können, von der Pizza über die Weißwurst bis zu Kaffeespezialitäten wird es abwechslungsreiche Speisekarten geben.

Baustelle Galileo TU Garching

In Bereichen des Hotels herrscht noch Baustellenbetrieb.

(Foto: Florian Peljak)

Auch ein schneller Friseurbesuch ist möglich. Und wer seine Uni ins Herz geschlossen hat, der wird auch den TUM-Shop lieben. Dort gibt es alles, worauf sich das Logo der Universität gut macht. T-Shirts, Blöcke, Stifte und vieles mehr. Das Fitness-Center hat seinen Betrieb schon aufgenommen. Die Laufbänder sind morgens um halb elf bereits besetzt und auch an den Gewichten ist einiges los. Das Gros der Flächen sei vermietet, sagt Nüsse. "Über die letzten Flächen verhandeln wir noch, aber Interessenten gibt es genügend."

Nach dem Rundgang steht der Geschäftsführer der Projektgesellschaft am Haupteingang, wo gerade betoniert wird. Eigentlich war hier geplant, vom Untergeschoss einen direkten Zugang zum U-Bahn-Bahnsteig zu schaffen. Aber, "das umzusetzen war zeitlich nicht möglich - da viele Beteiligte in den Abstimmungsprozess involviert sind", sagt Nüsse, betont aber: "Gestorben ist der Plan der direkten Verbindung nicht."

Momentan wird der Zugang zur U-Bahn durch Rolltreppen und einen Aufzug gelöst, die vom Gehweg zum Untergeschoss führen. "Wir müssen noch mal die Planungen mit allen Beteiligten justieren", sagt Nüsse. Denn immerhin war der direkte Durchgang ein Wunsch der TU und auch die Stadt hatte das befürwortet. "Wir haben die Möglichkeiten eingeplant", sagt Bernhard Nüsse. Es sei baulich so gelöst, dass man den Durchstich auch noch später nachholen könnte.

Doch nun arbeiten erst einmal alle auf die Eröffnung hin. Das Hotel, so Nüsse, werde von Anfang September an seine Zimmer vermieten und Galileo als Ganzes werde später eröffnen. Die letzten Außenaufzüge werden bald abgebaut sein, und wenn der Vorplatz betoniert ist und die Spundwände gezogen sind, kann auch der letzte Kran seine Arbeit einstellen. Dann kommen die Gärtner und Pflasterer und gestalten den Außenbereich. Und im Herbst wird eröffnet. Diesmal wirklich.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: