Taufkirchen:Wohnungen oder Parkplätze

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Die Gemeinde ringt um ein Konzept für ein gemeindeeigenes Gebäude am Riegerweg und vertagt die Entscheidung

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Auch im zweiten Anlauf hat der Gemeinderat keine Lösung für das Parkplatzproblem beim gemeindlichen Bauvorhaben im Riegerweg gefunden. Nach einer einstündigen Debatte inklusive heftiger Attacke in Richtung der Planer entschied das Gremium letztlich, jenen Streitpunkt zu vertagen, an dem es sich schon in der Februar-Sitzung die Zähne ausgebissen hatte.

Die Gemeinde will auf ihrem Grundstück nördlich des Riegerwegs 50 Wohnungen bauen - direkt im Anschluss an den Gebäudekomplex im Norden, wo ein Investor derzeit einen Supermarkt sowie Mietwohnungen errichtet. Die 50 gemeindlichen Wohnungen sollen vergleichsweise günstig sein und sind in erster Linie für Erzieherinnen, Pflegepersonal und Rathausmitarbeiter gedacht; aber auch Familien sollen dort zum Zug kommen. Für den Bau arbeitet die Gemeinde mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag zusammen, die Fertigstellung ist für 2021 geplant.

Die Entwürfe für den gemeindlichen Wohnungsbau stammen vom Büro h2 Architekten. Der Haken daran: Die derzeitigen Pläne sehen 68 Parkplätze vor - 53 in einer eingeschossigen Tiefgarage und 15 oberirdische Abstellmöglichkeiten. Laut den Vorgaben müssten für ein Projekt dieser Größe jedoch 101 Stellplätze geschaffen werden - 84 für die Bewohner und 17 für Besucher. Dieses Problem ließe sich prinzipiell auf drei Wegen lösen. Erstens könnte die Gemeinde sich selbst eine Ausnahmegenehmigung erteilen, was unter anderem die Grünen fordern. Zweitens ließe sich die Tiefgarage zweistöckig anlegen, was wegen des hohen Grundwasserpegels jedoch mit Mehrkosten von zwei Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Und schließlich drittens, was etwa die Freien Wähler (FW) fordern: Das Bauvorhaben könnte verkleinert werden, da mit weniger Wohnungen auch die benötigte Zahl der Stellplätze sinkt.

Eine Vertreterin der Gewofag stellte nun verschiedene Ansätze vor, die jedoch alle mit gravierenden Nachteilen einhergehen würden. Sie sprach sich daher dafür aus, bei 50 Wohnungen und 68 Parkplätzen zu bleiben und diese geringe Zahl mittels eines Mobilitätskonzepts zu begründen. Schließlich sei der Standort am Riegerweg hervorragend ans Rad- und Fußwegenetz sowie an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Diese Ansicht könne er nicht teilen, sagte Peter Hofbauer (FW). Er plädierte für eine Verkleinerung des Bauvorhabens und betonte: "Es kann doch nicht sein, dass wir für die Gemeinde immer eine Sonderlösung machen." Ähnlich äußerten sich Vertreter der CSU, deren Fraktionschefin Hildegard Riedmaier auf den Bauherrn des Nachbargrundstücks verwies, der viel Geld in eine zweigeschossige Tiefgarage gesteckt habe: "Wenn die Planer nicht einen Entwurf zusammenkriegen, der in Einklang mit dem Stellplatzschlüssel steht, dann stimmt irgendetwas nicht." Noch deutlicher wurde Paul Haberl (CSU), der die Arbeit der Architekten eine "völlige Themaverfehlung" nannte. Rudi Schwab (Grüne) hielt dagegen den Kritikern "ganz altes Denken" vor und stellte klar: "Wir werden keinesfalls Wohnungen opfern, um Stellplätze für Autos zu schaffen." Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) vermisste "die Betrachtung eines Mittelwegs" zwischen den Varianten. Die Entscheidung wurde vertagt - Ausgang offen.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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