Süddeutsche Zeitung

Taufkirchen:Taufkirchens CSU hält sich zurück

SPD und Grüne stellen wohl den Zweiten und Dritten Bürgermeister

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Spannend wird es werden - darin sind sich die Vertreter aller Fraktionen einig, wenn sie über die konstituierende Sitzung des neuen Gemeinderats an diesem Donnerstag im Ritter-Hilprand-Hof sprechen. Gemeint sind damit die Wahlen zum Zweiten und Dritten Bürgermeister, die ebenso wie die Vereidigung von acht neuen Gemeinderäten auf der Tagesordnung stehen. Die Sitzungsleitung wird Ullrich Sander innehaben, der als parteifreier Kandidat auf der CSU-Liste wiedergewählt wurde.

Die Christsozialen stellen zwar weiterhin die größte Fraktion im Gemeinderat, wollen nach Angaben der bisherigen und wohl auch künftigen Fraktionschefin Hildegard Riedmaier aber keinen Stellvertreter des Bürgermeisters stellen. Allerdings schränkt sie ein, "dass viel vom Verlauf der Sitzung abhängt und wir eventuell anders agieren, wenn sich bestimmte Personen zur Wahl stellen". Riedmaier nennt keine Namen - und doch liegt die Annahme nahe, dass ihre Kollegen und sie vor allem eine Kandidatur von Herbert Heigl ablehnen, der vor neun Monaten von der CSU- zur SPD-Fraktion gewechselt ist.

In jedem Fall werde Ullrich Sander "ein deutliches Wort mitreden", wie sich die CSU bei der Wahl seiner Stellvertreter verhalte, sagt Riedmaier. Schließlich sei eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Rathauschef und vor allem dem Zweiten Bürgermeister "wirklich wichtig", so die Fraktionschefin. Sander selbst will keinen Kommentar zur anstehenden Abstimmung abgeben. Nur so viel: "In der vergangenen Legislaturperiode hatten wir ein sehr gutes und vertrauensvolles Miteinander", sagt der Bürgermeister über die Zusammenarbeit mit seinen Stellvertretern Alfred Widmann (SPD) und Rudi Schwab (Grüne). "Beide waren wertvolle Ratgeber, von deren Erfahrungsschatz ich profitiert habe."

Mit der bisherigen Reihung - die SPD stellt den ersten, die Grünen den zweiten Stellvertreter - wollen sich Letztere nicht mehr zufrieden geben. "Wir sind zweitstärkste Fraktion im Gemeinderat und haben daher den Anspruch auf den Posten des Zweiten Bürgermeisters", betont David Grothe. Er wird als Vorsitzender weiterhin die Fraktion leiten, zu der neben den sechs Grünen-Abgeordneten auch Beatrice Brückmann gehören wird. Sie hat als einzige Bewerberin der Initiative Lebenswertes Taufkirchen den Sprung in den Gemeinderat geschafft und wird nun eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen bilden, da man "inhaltlich sehr auf einer Linie" liege, sagt Grothe. Inwiefern er selbst ein Bürgermeisteramt anstrebt, will der 33-Jährige nicht sagen. "Wir gehen offen in die Verhandlungen."

Im Vorfeld nicht endgültig festlegen will sich auch Matteo Dolce, der für seine SPD ebenfalls Ansprüche aufs Amt des Zweiten Bürgermeisters anmeldet. Schließlich sei er bei der Bürgermeisterwahl mit 18,0 Prozent der Stimmen auf Rang zwei hinter Sander (51,1 Prozent) gelandet - und vor dem Grünen-Kandidaten Grothe (17,6 Prozent). "Daraus würde ich eine Legitimation für mich ableiten", sagt Dolce. "Ich bin sogar schon von Bürgern als Zweiter Bürgermeister angesprochen worden, weil viele nicht wissen, dass der Gemeinderat dieses Amt wählt." Mit Blick auf die Sitzung am Donnerstag plädiert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dolce gegen eine Absprache im Vorfeld. "Ich bin dafür, dass sich alle Bewerber im Gemeinderat vorstellen und ein paar Worte sagen, um für sich zu werben", sagt er.

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SZ vom 13.05.2020
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