Taufkirchen:Schwieriges Pflaster für Radler

Taufkirchen: Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (CSU) fährt schon mal öffentlichkeitswirksam mit dem Rad durch den Saal des Ritter-Hilprand-Hofes.

Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (CSU) fährt schon mal öffentlichkeitswirksam mit dem Rad durch den Saal des Ritter-Hilprand-Hofes.

(Foto: Claus Schunk)

"Autofahrer werden in Taufkirchen permanent bevorzugt", sagen die Grünen und verweisen auf zahlreiche gefährliche Stellen. Der ADFC bestätigt diese Einschätzung. Aber er warnt davor, deshalb nun überall Radwege zu fordern

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Der Sonnenfelsplatz in Graz gehört durchaus zu einer stark frequentierten Ecke der österreichischen Stadt. 15 000 Autos, 3400 Fußgänger und 640 Radfahrer zählt man hier leicht an einem Tag. Und alle kommen irgendwie miteinander aus. Das mag verwundern, denn auf dem Sonnenfelsplatz gibt es weder Ampeln noch eingezeichnete Fahrstreifen, auch nach Zebrastreifen hält man vergeblich Ausschau. Noch nicht einmal Verkehrszeichen regeln hier die Vorfahrt. Es gilt schlichtweg rechts vor links und die Verpflichtung, die Geschwindigkeit den örtlichen Verhältnissen anzupassen. "Shared Space" nennt sich dieses Konzept, bei dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Und es funktioniert offenbar gut, dass man allen die Verantwortung dafür überträgt.

David Grothe, Fraktionssprecher der Grünen im Taufkirchner Gemeinderat, ist fasziniert von diesem Modell. Am liebsten würde er es am Rathausplatz seiner Ortschaft auch gleich umsetzen, wenngleich auf dem Köglweg nicht annähernd so viel Betrieb herrscht wie in der steirischen Landeshauptstadt. Doch von radfahrerfreundlichen Gedanken ist Taufkirchen nach Meinung der Grünen noch meilenweit entfernt: Plötzlich und unvermittelt endende Radwege, Autofahrer, die beim Rechtsabbiegen nicht über die Schulter schauen oder uneinsehbare Unterführungen. "Autofahrer werden in Taufkirchen permanent bevorzugt", sagt Grothe.

Diese Auffassung teilen auch Vertreter des Allgemeinen Deutsche Fahrradclubs (ADFC). "Taufkirchen ist eine ganz schlimme Gemeinde für Radfahrer", urteilt der Straßlacher Hartmut Schüler, Mitglied im ADFC-Vorstand München. Die Grünen hatten ihn zu einem Expertengespräch darüber eingeladen, wie sich das Radeln in ihrer Gemeinde sicherer machen lässt. Auf dem Weg zum Ritter-Hilprand-Hof musste er sich gleich mal über die gefährliche Münchner Straße, vor allem über den Kreuzungsbereich am Köglweg ärgern und kritisierte zudem die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder als "echte Speichenkiller".

Die Grünen hatten zuvor die radelnden Bürger aufgefordert, ihnen gefährliche Kreuzungen zu melden und haben jede Menge Hinweise bekommen. Insbesondere am Bahnhof wird die Situation sehr kritisch gesehen. Umlaufsperren stören, eine eigene Radspur wird gewünscht. Auch die Aufhebung von Einbahnstraßenregelungen etwa in der Eichenstraße oder in der Ritter-Hilprand-Straße würde das Radfahren in der Gemeinde erleichtern. Gefährlich ist es auf der stark und schnell befahrenen Münchner und Tölzer Straße, bei der Überquerung der Waldstraße nahe dem Oberweg und vor allem an den Kreisverkehren, etwa an der Grenze zum Unterhachinger Gewerbegebiet.

Überall Radwege zu fordern, ist allerdings laut ADFC nicht die Lösung der Probleme. Sinnvoller sei es, innerorts überall - auch auf den Hauptdurchgangsstraßen - Tempo 30 durchzusetzen und die Radler auf die Straße zu bringen, fordert Schüler. "Gefährlich sind Radwege, die Autofahrer nicht sehen", sagt er und verweist auf das Regelwerk "Era", die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, das der Landkreis München jedoch als privates Papier und daher nicht als verbindlich sehe. Auch Fahrradstraßen hält Schüler für eine gute Sache. In München habe sich dies an verschiedenen Stellen bewährt. Wichtig sei allerdings, die Autofahrer über die Funktion und den Umgang damit aufzuklären.

Für Taufkirchen empfiehlt der ADFC-Vertreter zunächst einmal ein gescheites Radlkonzept mit einer Zukunftsvision.

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