Von diesem Mittwoch an liegt im Taufkirchner Rathaus der Entwurf für einen Bebauungsplan aus, dessen Umsetzung das Gesicht der Gemeinde an ihrer nördlichen Ortsgrenze verändern wird. Die Pläne gehören zu einem Projekt, gegen das sich sowohl in der Kommunalpolitik als auch bei einigen Nachbarn Widerstand geregt hat – das im Gemeinderat aber mehrheitlich als „enormer Standortgewinn“ für Taufkirchen gesehen wird, wie es Bürgermeister Ullrich Sander ausdrückt. Die Rede ist vom neuen Bildungscampus, den die gemeinnützige Stiftung Sabel Schulen auf dem Grundstück zwischen Oberweg, Waldstraße und Münchner Straße errichten will: Auf einer Fläche von 19 000 Quadratmetern sollen Gebäude für zwei private Realschulen, eine Wirtschaftsschule, eine Fachoberschule und ein Gymnasium entstehen.
Bislang sitzen die privaten Sabel-Schulen nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Die Räumlichkeiten dort seien beengt und „nicht mehr zeitgemäß“, sagte Andreas Mischke, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, bei der Vorstellung des Projekts im Gemeinderat. „Das hat eher etwas von einer New Yorker Hinterhofschule.“ Auf der Suche nach einer neuen Heimat ist die Stiftung auf die derzeit unbebaute Fläche in Taufkirchen gestoßen, wo sie nun also einen Bildungscampus für bis zu 1200 Schülerinnen und Schüler bauen will. Neben den bereits bestehenden zwei Real-, der Wirtschafts- und der Fachoberschule soll an dem Standort auch ein neues Gymnasium eröffnet werden – mithin eine Schulart, die es in Taufkirchen bisher noch nicht gibt.
Entsprechend betont der parteifreie Bürgermeister, dass die Sabel-Schulen eine Lücke im Bildungsangebot im Ort schließen werden. Und weiter: „Der geplante Campus stellt einen Mehrwert dar, der positiv auf die ganze Gemeinde ausstrahlt.“ Ungleich weniger euphorisch sind da die Kritiker des Projekts, die vor allem aus der Gemeinderatsfraktion von Grünen und Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) kommen. Ihnen zufolge werden Kinder und Jugendliche aus dem Ort kaum von dem neuen Campus profitieren, da die Privatschulen für die meisten schlicht zu teuer sind.
Aktuell kostet etwa der Besuch der beiden Sabel-Realschulen 530 beziehungsweise 430 Euro im Monat. Zudem haben die Grünen in den Debatten über das Vorhaben mehrfach Befürchtungen geäußert, wonach ein Bildungscampus dieser Größe zu erheblich mehr Verkehr in dem Bereich führe.
Diese Sorge treibt auch einige Anwohnende um. Einer von ihnen hat daher eine Online-Petition gegen die Ansiedlung der Sabel-Schulen gestartet. Man fürchte ein „enormes Verkehrschaos und Lärmsteigerung“, heißt es in der Begründung. Zudem werde der Bildungscampus nicht Taufkirchen dienen, „sondern Schüler aus München und Umgebung zum Pendeln in die Gemeinde ziehen“.
Ein Nachbar hat eine Petition gegen das Projekt gestartet
Die Resonanz auf die Petition ist freilich überschaubar; bislang hat sie kaum zwei Dutzend Unterstützer. Und dennoch ist damit zu rechnen, dass sich im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung auch Kritiker zu Wort melden; bis zum 13. März können im Rathaus Stellungnahmen zu den Plänen abgegeben werden.
Im Gemeinderat jedenfalls steht eine klare Mehrheit dem Projekt positiv gegenüber. Entsprechend wurde in der jüngsten Sitzung auch ein Antrag von Herbert Heigl (SPD) abgelehnt, der eine Überprüfung des Beschlusses aus dem Bauausschuss zur Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans aus dem vergangenen November gefordert hatte. Als Begründung führte er eine aus seiner Sicht zu dichte Bebauung auf dem Bildungscampus an. Der Antrag fand jedoch keine Mehrheit, sodass die Planungen der Sabel-Stiftung nun ohne Verzögerung voranschreiten können. Mit einer Fertigstellung des Campus ist laut Gemeinde frühestens in fünf Jahren zu rechnen.

Nach den derzeitigen Plänen sollen auf dem Grundstück am Oberweg neben den vier- bis fünfgeschossigen Schulgebäuden auch eine Dreifachturnhalle, Sportflächen und großzügige Grünbereiche entstehen. Die Bevölkerung in Taufkirchen werde in mehrerlei Hinsicht von dem Campus profitieren, ist Stiftungsvorsitzender Andreas Mischke überzeugt. Neben der Erweiterung des Bildungsangebots in der Gemeinde könne die Turnhalle nach 16 Uhr auch den örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt werden.
Gleiches gelte für die Räumlichkeiten der Schulen, die etwa für Weiterbildungsangebote genutzt werden könnten, so Mischke. Ihm zufolge ist der Standort in Taufkirchen aus Sicht der Stiftung äußerst geeignet für den Campus-Neubau. So gebe es nicht nur eine „exzellente S-Bahn-Anbindung“, sondern auch einen wachsenden Bedarf an Schulen – nicht zuletzt aufgrund der geplanten Entwicklungen am Luft- und Raumfahrtcampus sowie im Quartier am Bahnhof.