Ortsentwicklung:Modernes Quartier für 2000 neue Taufkirchner

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Dort, wo jetzt noch die Gebäude der Bäckerei- und Konditoreigenossenschaft Bäko stehen, soll das "Quartier am Bahnhof" entstehen. (Foto: Marcus Schlaf)

Die Gemeinde plant auf dem Areal westlich der S-Bahnstation 65 000 Quadratmeter zusätzlichen Wohnraum. Auch Senioren und Studierende sollen hier unterkommen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Noch ist kein einziger Stein bewegt worden in dem 12,6 Hektar großen "Quartier am Bahnhof" westlich der Taufkirchner S-Bahn-Station. Doch die Planungen für das größte Projekt der Gemeinde in den nächsten Jahren schreiten weiter voran - davon hat sich nun der Gemeinderat bei der Vorstellung des aktuellen Stands überzeugen können. Dabei wurden auch konkrete Zahlen zum Bevölkerungszuwachs genannt, der mit der Entwicklung des bisherigen Gewerbegebiets in ein modernes Quartier mit verschiedenen Nutzungen erwartet wird. So sprach Christian Hörmann von der Beratungsfirma Cima von mehr als 800 Wohnungen, die auf dem Areal westlich der Gleise entstehen sollen. Hinzu kommt Wohnraum speziell für Seniorinnen und Senioren sowie für Studierende. So käme man auf einen Zuzug von circa 2000 Menschen. Jedoch werde dieses Wachstum über einen Zeitraum von sieben Jahren erfolgen, betonte Hörmann, voraussichtlich von 2029 an.

Hierbei gelte es zu bedenken, dass die Einwohnerzahl Taufkirchens - anders als in den meisten Umlandgemeinden - in den vergangenen 15 Jahren kaum gestiegen sei, sagte der Cima-Mitarbeiter. Darauf ging auch Hildegard Riedmaier (CSU) ein, die den erwarteten Bevölkerungszuwachs durch das "Quartier am Bahnhof" eine "willkommene Entwicklung" nannte. Schließlich drohe der Gemeinde angesichts des demografischen Wandels eine Überalterung. "Es ist dringend notwendig, dass wir neue Einwohner bekommen", sagte Riedmaier, die auch die Entwürfe für das Quartier in den höchsten Tönen lobte.

Weniger euphorisch klang Gabi Zaglauer-Swoboda (Grüne), die warnte: "In der vorliegenden Planung wird das ein großstädtisches Quartier, wie es das in der ganzen Umgebung nicht gibt." Und ihr Parteikollege David Grothe mahnte: "Wir reden von 2000 neuen Einwohnern. Das wird für den gesamten Ort Folgen haben, die nicht in dem Gebiet gelöst werden können."

Abgesehen davon gab Grothe zu bedenken, dass die aktuellen Pläne, die er ausdrücklich lobte, von den zwei großen Grundstücksbesitzern in dem Gebiet unterstützt werden müssten. Dies ist zum einen die Firma Rock Capital, der unter anderem die Linden- und Eschenpassage gehören, die ebenfalls zum "Quartier am Bahnhof" zählen. Zum anderen ist da die Bäckerei- und Konditoreigenossenschaft Bäko, die ihr Betriebsgelände an der Kreuzung von Lindenring und Waldstraße aufgeben will.

Grund- und Mittelschule können den zusätzlichen Bedarf auffangen

Laut Christian Hörmann ist der aktuelle Planungsstand mit beiden "großen Playern" abgesprochen. Er berichtete überdies von ersten Gutachten, die erfreuliche Ergebnisse zeigten. Demnach komme eine Verkehrsuntersuchung zu dem Ergebnis, dass alle Knotenpunkte in dem Gebiet das zusätzliche Aufkommen verkraften könnten. "Die Planer haben uns mitgegeben, dass es grundsätzlich beherrschbar ist - auch wenn es an einzelnen Punkten noch Detailfragen gibt", sagte Hörmann. Ein weiteres Gutachten habe ergeben, dass die Grund- und Mittelschule das prognostizierte Bevölkerungswachstum auffangen könnten. Hinsichtlich Krippen und Kindergärten brauche es in der Spitze bis zu zehn neue Gruppen, wobei die Einrichtungen in dem Gebiet selbst entstehen sollen.

In der Folge gingen Leonard Steidle vom gleichnamigen Architekturbüro sowie Jürgen Huber vom Landschaftsarchitekturbüro Grabner Huber Lipp auf ihre Pläne für das "Quartier am Bahnhof" ein. Dort sollen neben 65 000 Quadratmetern Wohnraum auch Flächen für Gewerbe und Einzelhandel entstehen sowie mehrere Kinderbetreuungseinrichtungen, Hotels, Boardinghäuser, Gesundheitseinrichtungen, Freizeit- und Bildungseinrichtungen. Hinsichtlich der Freiflächen peile man auf privatem Grund zehn Quadratmeter sowie auf öffentlichem Grund drei bis vier Quadratmeter je Einwohner an, sagte Huber. Circa ein Drittel davon sollen Grünflächen sein.

In den kommenden Monaten wollen die Planer ihr Konzept verfeinern; zudem sollen vertiefte Gutachten eingeholt werden. Ab Herbst ist dann die Erstellung eines Vorentwurfs für einen Bebauungsplan angedacht. Zuvor soll es aber im Sommer noch eine weitere Infoveranstaltung für die Öffentlichkeit geben. Derweil wies Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) darauf hin, dass die Gemeinde auch auf der anderen Seite des Bahnhofs eine größere Umstrukturierung plane. Hier werde der Gemeinderat vermutlich noch im Juni einen Architektenwettbewerb ausloben. Im weiteren Verlauf müssten die Planungen der beiden Vorhaben dann aufeinander abgestimmt werden, sagte der Bürgermeister. Bei einer Klausur will sich der Gemeinderat noch mal intensiv mit dem "Quartier am Bahnhof" beschäftigen.

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