Taufkirchen:Die Gondeln hängen in der Luft

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Das Areal an der Ludwig-Bölkow-Allee in Taufkirchen an der Gemeindegrenze zu Ottobrunn, auf dem die Teststrecke der Ottobahn entstehen soll, ist immer noch ein Acker. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der Baustart für die Teststrecke der Ottobahn in Taufkirchen verzögert sich - Grund sind Lieferengpässe. Die Planer denken aber schon weiter und wollen ein Testlabor für die Stadt der Zukunft errichten.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Das gelb-grüne Haltestellenschild ist schon da - jedoch nur in Form einer Attrappe, die an der Bautafel hängt. Dahinter erstreckt sich hier an der Ludwig-Bölkow-Allee am Ortsrand von Taufkirchen ein immer noch unangetasteter Acker. Dabei sollte auf dem dortigen Areal nach den ursprünglichen Plänen bereits ein Verkehrsmittel seine Testrunden drehen, von dem sich die Macher nicht weniger als eine "Revolution der Mobilität" versprechen.

Gemeint ist die Ottobahn aus dem Hause der gleichnamigen Firma - ein schienenbasiertes Transportsystem mit Gondeln, die dereinst in mehreren Metern Höhe mit bis zu 250 km/h durchs Land brausen soll, so der Plan. Hier in Taufkirchen soll diese Technologie erprobt werden, und zwar auf einer 900 Meter langen Teststrecke. Zu deren Spatenstich im März strömte noch allerlei Politprominenz, darunter der damals frisch gebackene bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Mitte des Jahres sollten die Bagger an der Ludwig-Bölkow-Allee anrollen, verkündeten damals die Vertreter der Ottobahn GmbH, sodass noch im Winter unbemannte Gondeln auf die ersten Testrunden geschickt werden könnten.

Geplant ist ein "Schaufenster der Stadt der Zukunft"

Allein davon ist man heute immer noch weit entfernt. So hat auf dem Grundstück nahe der Gemeindegrenze zu Ottobrunn keinerlei Bautätigkeit stattgefunden. Ursache für die Verzögerung seien vor allem Lieferengpässe, heißt es in einer Mitteilung der Firma. "Gerade auf dem Stahlmarkt herrscht bezüglich der von uns nachgefragten Güter große Volatilität." Trotz des Stillstands auf dem Grundstück sei man jedoch keineswegs untätig gewesen, führt die 2019 gegründete Ottobahn GmbH weiter aus. So habe man "einzelne Umfänge der Fahrzeugfertigung nach vorne gezogen". Zudem seien die Pläne für die Teststrecke erweitert worden, die nun dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerfirmen nicht nur das tatsächliche Probegleis umfassen soll. Vielmehr sei in Taufkirchen der Aufbau eines "Urban Mobility Campus" geplant, auf dem man "ein Schaufenster der Stadt der Zukunft" entwerfen wolle.

Mit bis zu 250 Kilometern in der Stunde sollen Pendler dereinst in Gondeln der Ottobahn dahin schweben. (Foto: Florian Peljak)

In diesem "Testlabor" sollen beispielsweise die Möglichkeiten von "Vertical Parking" untersucht werden, also das platzsparende Übereinanderstapeln von Autos per Paternoster. Im Weiteren berichtet die Ottobahn GmbH von Partnerfirmen, die dort mit neuartigen Solarzellen sowie digitaler Werbung experimentieren wollen. Um den Urban Mobility Campus zu realisieren, habe man als Projektsteuerer die Ismaninger Firma Moto ins Boot geholt, die in derselben Funktion beispielsweise den Bau der Galileo genannten Neuen Mitte auf dem Garchinger Forschungscampus koordiniert hat.

Bei all diesen großen Plänen bleibt die Frage, wann es endlich losgeht mit den Bauarbeiten? Hierauf antwortet ein Sprecher der nach dem bayerischen Herzog Otto I. sowie der Autobahn benannten Ottobahn GmbH: Im kommenden Frühjahr wolle man mit den ersten Arbeiten anfangen. Zu Beginn werde dabei die notwendige Infrastruktur errichtet, etwa Zufahrten, Wasser- und Stromversorgung sowie Abwasserkanäle. "Im Verlauf des ersten Halbjahrs sollten auch schon die ersten sichtbaren Gewerke zu sehen sein und vielleicht auch schon erste Exponate des Urban Mobility Campus installiert", so der Ottobahn-Sprecher. Der Aufbau der Teststrecke werde im Anschluss erfolgen; einen genauen Termin hierfür gebe es noch nicht. Zu den Kosten für die Teststrecke, die beim Spatenstich im März mit fünf Millionen Euro beziffert worden, sagt der Firmensprecher: "Da sich die Situation in der Baubranche nachfragebedingt aktuell etwas zu beruhigen scheint, hoffen wir den veranschlagten Kostenrahmen halten zu können".

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