Taufkirchen:Nur Absagen

Taufkirchen: Zu ihrem neuen Arbeitgeber würde Kübra Kalkan ein eigenes, für Blinde ausgerüstetes Laptop mitbringen.

Zu ihrem neuen Arbeitgeber würde Kübra Kalkan ein eigenes, für Blinde ausgerüstetes Laptop mitbringen.

(Foto: Claus Schunk)

Die blinde Kübra Kalkan sucht eine Arbeitsstelle

Von Pauline Deichelmann, Taufkirchen

Wie schwer muss es sein, die Welt der Sehenden zu kennen und plötzlich nicht mehr dazuzugehören? So ging es der 23-jährigen Kübra Kalkan aus Taufkirchen. Im Alter von 13 Jahren wurde bei ihr eine schon weit fortgeschrittene Netzhautablösung diagnostiziert. Trotz einer Operation konnte ihr Augenlicht nicht gerettet werden. Seitdem ist sie völlig erblindet. "Diese Zeit war sehr schwierig für mich. Ich hatte kaum Freunde, da ich nur im Krankenhaus war", berichtet Kübra.

Obwohl sie in ihrem alltäglichen Leben eigentlich gut zurechtkommt, wird sie immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Trotzdem meistert sie ihr Leben weitestgehend selbständig, doch eine große Hürde gilt es für sie zu überwinden: den Einstieg in das Berufsleben. Sie ist ausgebildete Kauffrau für Büromanagement, hat einen guten Abschluss, ist durch die Industrie-und Handelskammer geprüft, doch keiner möchte sie einstellen. Mehr als 20 Bewerbungen hat sie schon geschrieben. Manchmal kam eine Absage, manchmal auch gar keine Antwort. "Viele Arbeitgeber befürchten, dass auf sie eine große Aufgabe zukommt, wenn sie mich einstellen. So ist es aber nicht. Ich kann mich komplett selbst organisieren und habe meine eigenen Materialien", sagt die 23-jährige. Sie hat einen eigenen, extra auf sie angepassten Laptop. Dieser liest ihr die Inhalte des Bildschirms vor und durch eine Spracheingabe kann sie die Maus bedienen und Befehle ausführen. Einen Mehraufwand hat der Arbeitgeber also nicht.

Auch bei der Gemeinde Taufkirchen hat sich die junge Frau beworben und hofft auf die Inklusionspflicht von Gemeinden als Arbeitgeber. Eine Antwort hat sie aber auch hier noch nicht erhalten.

Zurzeit hat Kübra Kulkan kein Einkommen, denn für die Beantragung von Arbeitslosengeld hat sie noch nicht gearbeitet. Somit lebt sie bei ihrer Familie, ohne auch nur einen Cent verdient zu haben. Das zehrt an ihren Nerven, denn glücklich ist sie damit nicht. Auch Udo Schindler von der Nachbarschaftshilfe Taufkirchen ist genervt von den ständigen Absagen an Kübra. Er kennt die Familie gut und sieht, wie sehr alle unter der Situation der 23-jährigen leiden. "Wenn sich nicht bald etwas tut, gehe ich persönlich zum Bürgermeister und mache mal ein bisschen Druck", sagt er. Für die Zukunft hat Kübra Kalkan ganz bescheidenen und selbstverständliche Wünsche. "Ich will einfach arbeiten und glücklich sein mit dem was ich tue." An diesem Ziel wird sie arbeiten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: